Nachhaltige Mobilität für die Europäische Metropolregion Nürnberg

03.04.2019

„Wo wollen wir wie leben?” oder „Wo entstehen welche Unternehmen und warum?”. Fragen wie diese werden künftig über die Attraktivität eines Standorts wesentlich mitentscheiden. Nachhaltiger Verkehr ist dabei ein wichtiger Faktor. Die Europäische Metropolregion Nürnberg stellt sich der Herausforderung.

Nachhaltige Mobilität in Nürnberg: Bevölkerungszahl und Wirtschaft boomen. (Bildnachweis: iStock©boerescul)Dass es sich in der Europäischen Metropolregion Nürnberg gut leben und arbeiten lässt, zeigt eindrucksvoll ihre stark zunehmende Bevölkerungszahl und ihre boomende Wirtschaft. Die „EMN” umfasst aktuell mehr als 3,5 Millionen Einwohner. Rund 170.000 Unternehmen sowie rund 1,9 Millionen Erwerbstätige erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 130 Milliarden Euro. Damit gehört die EMN zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Deutschland.

Mit Bevölkerung und Beschäftigung wächst aber auch das Verkehrsaufkommen. Pro Tag pendeln 150.000 Menschen in das Kerngebiet der Stadt Nürnberg und über 50.000 Menschen hinaus. Mit jährlich mehr als 200 Millionen Fahrgästen und über 14.000 Quadratkilometern ist der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) der drittgrößte der Bundesrepublik. Ein hohes Aufkommen verzeichnen auch der motorisierte Individual- und der tägliche Liefer- und Wirtschaftsverkehr. Der Grenzwert von 40 µg/Kubikmeter Stickstoffdioxid wird auch in der Stadt Nürnberg überschritten.

2017 betrug der Jahresmittel wert 43 µg/Kubikmeter. Zum Vergleich: München erreicht hier 73 µg/Kubikmeter. Andreas Mäder, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH ist sich sicher, dass der Handlungsdruck in Sachen Verkehrsvermeidung und Klimaschutz den ÖPNV in das Zentrum der Betrachtung stellt. „Dabei rücken der Ausbau der öffentlichen Netze und Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Plätze in Richtung multimodaler Knoten in den Fokus.”

Sofortprogramm "Saubere Luft"

Mit dem Ende 2017 gemeinsam mit den beteiligten Bundesländern und Kommunen verabschiedeten Sofortprogramm „Saubere Luft” will die Bundesregierung effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität unterstützen. Die Maßnahmen des Sofortprogramms mit einem Fördervolumen von einer Milliarde Euro und einer Laufzeit bis voraussichtlich 2020 reichen von der Elektrifizierung des urbanen Wirtschaftsverkehrs, der Nachrüstung von Diesel-Bussen im ÖPNV mit Abgasnachbehandlungssystemen, der Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme sowie der Elektrifizierung von Taxis, Mietwagen und Carsharing-Fahrzeugen und der Elektrifizierung von Busflotten im ÖPNV.

Des Weiteren werden Projekte zur Verbesserung von Logistikkonzepten, der Bündelung  von Verkehrsströmen sowie des Radverkehrs gefördert; es enthält den Umweltbonus, also die Kaufprämie für E-Autos. „Das Sofortprogramm Saubere Luft leistet neben dem originären Ziel, der Luftreinhaltung in Städten, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz auf kommunaler Ebene sowie zum Wandel zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Mobilität in Deutschland”, so der langjährige Bürgermeister der Stadt Erlangens Dr. Siegfried Balleis, der heute Sonderbeauftragter für das „Sofortprogramm Saubere Luft” der Bundesregierung ist. 

Die EMN geht voraus

Wer eine nachhaltige Mobilität realisieren möchte, muss auch energieseitige Herausforderungen und Lösungen mitdenken und synergetisch umsetzen, ist sich Rainer Kleedörfer sicher. „Verkehrswende und Energiewende gehören zusammen und beinhalten auch wirksame Lösungen im Wärmemarkt. Die Reduzierung des Individualverkehrs mit Verbrennungsmotor, die Stärkung des ÖPNVs, der Ausbau des Fahrradwegenetzes sowie die sukzessive Umstellung des verbleibenden Individualverkehrs auf Elektromobilität sind wirksame Maßnahmen. Selbstverständlich muss der Strom für Elektromobilität aus Erneuerbaren Energien stammen, idealerweise dezentral erzeugt im räumlichen Zusammenhang mit dem Verbrauch. Dies schafft Wertschöpfung vor Ort, ermöglicht Teilhabe und fördert Akzeptanz”, so der Leiter Unternehmensentwicklung der N-ERGIE Aktiengesellschaft.

Die EMN will sich dieser Herausforderung stellen. Bei einem „Accelerator” im März 2018 mit über 50 Spitzenvertretern aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Umweltschutzverbänden der Europäischen Metropolregion Nürnberg wurde ein Bündel konkreter Lösungsansätze erarbeitet. Das Maßnahmenpaket soll in den Themenfeldern Gebäude, Energie und Verkehr ermöglichen, die Klimaschutzziele 2030 zu erreichen. Die geplante Verringerung von 11 Millionen t CO2 entspricht der geforderten Reduzierung von rund 40 Prozent der heute ausgestoßenen 30 Millionen t CO2. Mit den geplanten Maßnahmen ist die EMN auf einem guten Weg, sich als Standort im globalen Wettbewerb um die Attraktivität für Menschen und Unternehmen ganz vorne zu platzieren.

Sieben Maßnahmen für die EMN

  • Dekarbonisierte Antriebssysteme für mind. 30 % der PKW, mind. 70 % des ÖPNV/Busverkehrs und mind. 50 % der Handwerkerflotte (differenziert nach ländlichem Raum und Ballungsraum) bis zum Jahr 2030
  • Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) innerstädtisch um 50 % im ländlichen Raum um 25 % bis zum Jahr 2030
  • Vollständige Dekarbonisierung des Warenverteilverkehrs innerhalb der (Innen-)Städte bis 2030
  • Flächendeckende Infrastruktur für Fahrzeuge mit emissionsfreiem Antrieb in der EMN bis 2020
  • Sofortiger Ausbau von Mikromobilität und Fahrradverkehr (Urbane Räume, erste und letzte Meile)
  • Sofortige intelligente Vernetzung und Schaffung intermodaler Mobilitätsknoten (Mobility Hubs)
  • Sofortige Einrichtung von Experimentierräumen zum Demonstrieren neuer Mobilitätslösungen