Automatisierung, Digitalisierung & Vernetzung
Liebe Frau Prof. Hoffmann, als Inhaberin der Professur für intelligente, multimodale Verkehrssysteme beschäftigen Sie sich u. a. mit den Auswirkungen von Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung auf das Verkehrssystem. Hierüber berichten Sie auch in Ihrem Vortrag bei mobilität querdenken 2019. Wo liegen die Chancen, wo die Herausforderungen?
Prof. Dr. Silja Hoffmann: Es gibt unglaublich viele Chancen durch Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung. So kann eine nachhaltige, sichere, effiziente und nutzerangepasste Mobilität über verschiedene Verkehrsträger hinweg ermöglicht werden - flexibel für alle Nutzergruppen und angepasst an die jeweiligen Situationen (z. B. verschiedene Fahrtziele und -zwecke, Wettersituationen).
Aber auch viele Herausforderungen sind zu meistern. Für eine Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger müssen Abstimmung und Datenaustausch stattfinden. Entscheidend sind hier neben technologischen aber auch strategische und politische Entwicklungen. Entscheidungswege müssen verkürzt, rechtliche Rahmenbedingungen angepasst werden. Strukturelle Veränderungen des Urbanen Raums müssen aber immer auch unter unterschiedlichen Randbedingungen betrachtet werden: einerseits die Daseinsfürsorge im ländlichen Raum, andererseits die Urbanisierung und der Trend zu Megacities – beides Strukturen, die aus Mobilitätssicht sehr unterschiedlich zu betrachten sind.
Der Mobilitätsmarkt in Bewegung
Kleiner Exkurs in die Zukunft: Wie wird die Mobilität im Jahr 2050 Ihrer Meinung nach aussehen? Fahren wir alle in autonomen Pods?
Prof. Dr. Silja Hoffmann: Ja, das wäre schön! Und in 30 Jahren kann auch sehr viel passieren. Bis dahin ist aber sicher noch ein langer arbeitsreicher Weg zu gehen. Der Mobilitätsmarkt ist derzeit sehr in Bewegung. Viele neue Ideen und Player, die sich dem Thema Mobilität aus unterschiedlichen Perspektiven annehmen. Dazu kommen aber auch weitere Fragen soziodemografischer und gesellschaftlicher Natur: Wie wird sich unser Bedarf nach individueller Mobilität in den nächsten Jahren weiter verändern, wie verändern sich Lieferverkehre? Sie sehen, wir haben noch viel zu tun.
Verkehrssysteme brauchen Datenaustausch und Kooperation
Was muss bei der Planung und Gestaltung zukünftiger Verkehrssysteme berücksichtigt werden, damit sie ganzheitlich funktionieren können?
Prof. Dr. Silja Hoffmann: Wichtig sind Datenaustausch und Kooperation der verschiedenen Verkehrsträger und Mobilitätsanbieter sowie vereinfachte Bezahlvorgänge. Aber vor allem auch wieder mehr Miteinander zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern. Man hat ja aktuell das Gefühl, dass alle gegeneinander antreten. Die Planungsprozesse für Infrastruktur sind langwierig – dennoch sollte jetzt kurzfristig auf sich ändernde Verkehrssysteme eingegangen werden können. Es braucht eine Flexibilisierung der Infrastruktur, um schnell auf geänderte Verkehrsnachfragen (anderer Modal Split, - Richtungen, neue Träger) eingehen zu können. Wichtige Fragen sind: Was kann planerisch und baulich getan werden, um den Einsatz autonomer Systeme zu vereinfachen und zu fördern?
Vielen Dank, Frau Prof. Hoffmann und bis bald in Nürnberg bei unserem Kongress mobilität querdenken !
Informationen über unseren Kongress mobilität querdenken