Materialforschung in Bayern

Interview mit Cluster-Sprecherin Prof. Marion Merklein

Interview mit Cluster-Sprecher Prof. Rudolf Stauber

Cluster-Sprecher Neue Werkstoffe Rudolf Stauber Prof. Rudolf Stauber, Polymerchemiker (rechts) im Gespräch mit Judit Jane Soneira, Projektmanagerin Marketing bei Bayern Innovativ (links). Er war bis 2010 Hauptabteilungsleiter für Betriebsfestigkeit und Werkstoffe bei der BMW Group. 2011 übernahm er als Gründungsdirektor, der ursprünglich als Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie (IWKS) gestarteten Einrichtung, die Geschäftsführung. Seit 2018 begleitet Rudolf Stauber die Fraunhofer-Einrichtung IWKS bei der Entwicklung zu einem selbstständigen Institut. (Bildnachweis: Bayern Innovativ)

Herr Prof. Stauber, wie kann sich der Standort Bayern auf dem Gebiet der Materialforschung weiterhin gut positionieren und weiterentwickeln?

Prof. Rudolf Stauber: Grundlagenforschung und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Werkstoffe und der dazu gehörigen Prozesstechnik zählen traditionell zu den Forschungsschwerpunkten an Universitäten, an Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie an außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Bayern. Unser Bundesland ist besonders geprägt von zahlreichen großen und mittelständischen Industrien, vor allem in den Disziplinen Automobilbau, Flugantriebe, Elektrotechnik, Maschinen- und Anlagenbau und Bauwirtschaft. In diesen Fachgebieten können die Ergebnisse der Materialforschung auf bewährte Weise unmittelbar in die jeweilige Bauteilentwicklung umgesetzt werden.

Der Wirtschaftsstandort Bayern wird bereits heute durch die enge und vertrauensvolle Kooperation von Forschungseinrichtungen und Industrie besonders gestärkt. Zukünftige Forschungsschwerpunkte bei Werkstoffen umfassen u. a. den Leichtbau, die energieeffiziente und ressourcengerechte Bauteilherstellung, CO2-optimierte Antriebskonzepte sowie die Konzeption von Instrumenten für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Das Gebot der Stunde ist es also, diese neuen Disziplinen dauerhaft in der bayerischen Forschungslandschaft zu verankern und die Industrie durch zweckmäßige politische Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Wie beurteilen Sie die nationale und internationale Vernetzung und Sichtbarkeit des Standortes Bayern?

Prof. Rudolf Stauber:  Die bayerischen Wissenschaftseinrichtungen sind national und international breit vernetzt. Viele Einrichtungen arbeiten in Exzellenzclustern zusammen oder adressieren erfolgreich bewährte Kooperationen, z. B. in Form von Sonderforschungsbereichen. Universitäten, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen kooperieren vorausschauend zu ausgewählten Themen und führen häufig die rasche Umsetzung von neuen Ergebnissen in die industrielle Anwendung.

Welche Rolle spielt der Cluster Neue Werkstoffe bei der internationalen Vernetzung von Instituten und Unternehmen?

Prof. Rudolf Stauber: Der Cluster Neue Werkstoffe vernetzt bereits langjährig bayerische Forschungseinrichtungen mit den Schlüsselindustrien in Bayern. Regelmäßige Fachforen, Seminare und Kongresse vermitteln das neueste Wissen zu neuen Materialien. Öffentlich geförderte Projekte werden dadurch initiiert und begleitet. Traditionell gut vernetzt ist der Cluster zu Forschungsnetzwerken im europäischen Ausland, z. B. in den Niederlanden und in Österreich. Konkret geplant ist eine noch engere Kooperation mit Initiativen aus der HORIZON 2020 Initiative der Europäischen Union und die Begleitung von Forschungsprojekten bei Werkstoffen und Methoden für eine nachhaltige Produktgestaltung.