Anstatt „Stadt – Land – Fluss“ heißt es bald „Stadt – Daten im Fluss“. Zu dieser anstehenden Transformation von Städten zur Smart City diskutieren Dr. Mara Cole von Bayern Innovativ und Johannes Barckmann von EDAG, welche Szenarien es bei einer intelligenten Stadtplanung zu beachten gilt. Nutznießer wäre dann eine innovative Mobilität.

Wenn immer mehr Menschen in die Städte strömen, müssen Großstädte effizienter, technologisch fortschrittlicher und umweltfreundlicher gestaltet werden, ohne dabei Personengruppen sozial auszuschließen. Wie sehen die Prozesse in der Zukunft aus, wenn Vorhersagen über den Verkehr auf bestimmten Straßen im Winter getroffen werden müssen? Lassen sich Ampelsequenzen so schalten, dass Autoschlangen und die dortige Umweltbelastung reduzierbar sind?
Gerade weil die Fragestellungen so breit angelegt sind, haben sich Dr. Mara Cole von Bayern Innovativ in ihrer Rolle als „Leiterin der Themenplattform Vernetzte Mobilität des Zentrums Digitalisierung“ und Johannes Barckmann von EDAG als Global Design Manager und Product Owner des CityBots, ein paar Gedanken gemacht.
Grundsätzlich verfolgen wir im CityBot Ökosystem den Ansatz von GAIA-X, einem Projekt zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa.
Cole: „…Daten, Daten und nochmals Daten. Offen aufbereitet und zugänglich, aber elementar ist meines Erachtens, dass diese Daten nicht nur Wirtschaftsgut, sondern auch Gemeingut sind. Für eine datenbasierende Stadt- und Gemeindeentwicklung müssen auch unterschiedliche Datensätze strukturiert und gebündelt werden, also Datenplattformen und Cloud-Lösungen zu einem Marktplatz für Konsumenten und Anbieter zu vernetzen.“
Barckmann: „Ich würde noch weiter vorne beginnen, da solche Strukturtransformationen unbedingt vorher ein Loslösen von alten, historisch gewachsenen Siloverwaltungen brauchen. Alles, was morgen in einer Smart City automatisiert ablaufen könnte, braucht aber eines: Die Verfügbarkeit eines 5G-Netzes, um alles, was smart sein soll, möglich zu machen– also Backends wie Smart Government, Smart Economy, Smart People, Smart Environment, Smart Living und natürlich Smart Mobility.“
Cole: „Da gibt es kein Patentrezept. Vielmehr sind es kleine, mühsame Schritte jeweils für komplexe Themenbereiche wie Effizienzerhöhung von Verwaltungen, das Erreichen von konkreten Klimazielen oder die Ansprüche an eine integrierte, bedarfsgerechte Mobilität. Jedes Puzzleteil hilft, Zielen näher zu kommen und Stakeholder zu integrieren. Wenn etwas entscheidend ist, dann die Einbeziehung der Intelligenz aller, wirklich aller Einwohner in einer Smart City.“
Barckmann: „Jeder Bürger muss über ein „Easy Entry“-Bezahlsystem verfügen, das in Echtzeit, ohne Gebühren und mit sicher dokumentierten Zahlungsvorgängen funktioniert. Im CityBot Ökosystem kooperieren wir deshalb mit IOTA, die diese Anforderungen mitbringen und zudem eine Foundation und Open Source Technology ist. Auch die Bezahlung von automatisierten Services im CityBot Ökosystem, die über Infrastruktursensorik ausgelöst werden (M2M) sind hier abbildbar (Anmerkung der Redaktion: Papierkorbentleerung oder Pflanzenbewässerung detektiert über Sensorik).“
Cole: „Womit wir wieder bei den offenen Datenformaten und -plattformen sind. Es gibt bereits Städte, Landkreise und Gemeinden in Deutschland, die sich mit den Ansprüchen, Hürden und Kosten einer Smart City-Datenplattform konfrontieren. Auch wenn Insellösungen einzelner Kommunen entstehen – sie sind zwar nicht nachhaltig, tragen aber dazu bei, Erfahrungswerte zu sammeln und rechtliche wie auch technisch-regulatorische Unsicherheiten aufzulösen.“
Barckmann: „Für mich zählt die Souveränität der Daten. Grundsätzlich verfolgen wir im CityBot Ökosystem den Ansatz von GAIA-X, einem Projekt zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa. Für die Stadt hieße das: Es gibt ein lokales städtisches Internet im Internet, auf dessen Daten nur die Beteiligten Zugriff haben und damit arbeiten können.“
Wenn etwas entscheidend ist, dann die Einbeziehung der Intelligenz aller, wirklich aller Einwohner in einer Smart City.
Barckmann: „In dem Fall empfehle ich einen Blick auf das Förderprojekt „Campus FreeCity“ im Deutsche Bank Park in Frankfurt, in dem das EDAG CityBot-Mobilitätssystem mit Unterstützung von Konsortialpartnern real erprobt und das Mobility-Backend in kleinem Maßstab abgebildet wird. Eingebettet in die Infrastruktur des Arena-Geländes entsteht quasi unsere kleine Smart City, die dem Laborbetrieb entwächst und der echten, kritischen Infrastruktur ausgesetzt ist.“
Cole: „Anhand von so einem Testbetrieb lässt sich ideal auch eine Basisinfrastruktur aufsetzen und rechtliche Vorgaben definieren, welche Daten in welchem Format wo und wie zu teilen sind. On top kommen noch weitere, proprietäre Formate und Systeme hinzu, wenn beispielsweise jeder Mobilitätsanbieter sein eigenes Geschäftsmodell fährt. Solche Modelle fördern das Grundverständnis bei Betreibern und in der Gesellschaft, woraus wiederum Standardisierungen entstehen können.“
Cole: „…das digitale Backbone mal steht und sowohl Stadt als auch Bürger viel schneller auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren können, sei es Verkehr, Ampelschaltungen oder das schnelle Umsteigen auf sich bietende Verkehrsmittel.“
Barckmann: „…die Stadt ein eigener Organismus ist, sich selbst mit Energie versorgt, intelligente und automatisierte Abläufe meine Behördengänge minimieren, es keine Staus und Überfüllung durch Fahrzeuge gibt und „Mobilität on Demand“ emissionsfrei vorhanden ist.“