Transformation im Antriebsstrang bei Kleinstunternehmen: Interview mit Reifenhaus Schaal GmbH

Als klassischer Werkstattbetrieb konzentriert sich das Leistungsspektrum der Reifenhaus Schaal GmbH aus Holzkirchen bei München hauptsächlich auf Reifenwechsel- und Bestellung sowie der Reparatur und Wartung von Fahrzeugen. Umso spannender war es für unsere Transformationslotsen Dirk Maaß und Lukas Zillich, bei einem Besuch Einblicke in die Praxis einer Kfz-Werkstatt zu erhalten und insbesondere zu erfahren, wie das Unternehmen auf die Einflüsse der Transformation im Antriebsstrang reagiert.

Die interessanten Antworten finden Sie in nachfolgendem Interview mit den beiden Geschäftsführern Klaus Wölkl und Damir Delic.

Wir müssen quasi von der klassischen Automechanik über Mechatronik bis zur Hochvolttechnik eine sehr breit gefächerte Kompetenz in der Firma besitzen.

Klaus Wölkl Geschäftsführer Reifenhaus Schaal GmbH

Servus Damir und Klaus, vielen Dank für eure Zeit heute, um über die Herausforderungen im Zuge der Transformation zu reden. Eine erste Frage: Wie lange gibt’s euch eigentlich schon?

Damir: Ursprünglich gründete Ludwig Schaal den Betrieb, als er am 1. April 1958 das Unternehmen Gummi Dreyer übernahm. Damals gab es nur eine Freilufthebebühne und ein Reifenlager für den VW-Käfer.

Als Klaus und ich die Werkstatt zum Januar 2018 übernahmen, haben wir den Namen behalten und das Unternehmen modernisiert. Seitdem ist aus dem Reifenhaus eine Kfz-Werkstatt entstanden, die jetzt einen umfassenden Service von der elektronischen Fehlerdiagnose über Wartungsarbeiten bis hin zur Motor- und Unfallinstandsetzung anbietet.

Wo seht ihr eure Kernkompetenzen?

Klaus: Natürlich sind Reifen und alles, was damit zusammenhängt, sprich Wechsel, Bestellung und Felgentausch etc. unser Hauptgeschäft. Wir kümmern uns aber auch um Instand-setzung von Unfallfahrzeugen und generell um Fahrzeuge, die reparaturbedürftig sind.

Jetzt kommt im Zuge der Transformation vom Verbrenner hin zu E-Mobilität einiges auf euch zu, oder?

Klaus: Allerdings. Es gibt verschiedene Grundvoraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um sich Wartungsarbeiten und Reparaturen von E-Autos zu widmen. Zum Beispiel brauchen wir spezielle Schulungen für diesen Bereich. Wir müssen quasi von der klassischen Automechanik über Mechatronik bis zur Hochvolttechnik eine sehr breit gefächerte Kompetenz in der Firma besitzen. Zusätzlich braucht es verschiedene neue Werkzeuge, um künftige Anforderungen für Wartung und Reparatur von Elektrofahrzeugen gewährleisten zu können - da sind zum Beispiel antistatische Matten noch weniger schwierig zu beschaffen.

Die Transformationslotsen Lukas Zillich (ganz rechts) und Dirk Maaß (ganz links) haben sich mit den beiden Geschäftsführern der Reifenhaus Schaal GmbH Klaus Wölkl (2.v.links) und Damir Delic (2.v.rechts) über Vernetzungs- und Fördermöglichkeiten ausgetauscht.

Wo drückt der Schuh am meisten?

Damir: Das schwierigste sind die Arbeiten an den Hochvoltbatterien. Dafür muss man nicht nur speziell geschult sein, im Augenblick befassen sich damit auch hauptsächlich Vertragshändler. Dabei ist die Batterie am E-Auto der kritische und entscheidende Faktor. Bei den Elektromotoren sehen wir nicht die großen Probleme auf uns zukommen. Die Batterietechnik ist da ein anderes Kaliber. Häufig wird die Reparatur/ Wartung bei Vertragswerkstätten oder spezialisierten Werkstätten durchgeführt. Als freie Werkstatt tun wir uns da noch etwas schwer, zumal die OEM keine Reparaturanleitungen oder Werkzeuge für die speziellen Teile herausgeben. Da muss noch nachgearbeitet werden.

Wir werden in Zukunft weiter investieren müssen und auch unser Geschäftsmodell hinterfragen, um uns den veränderten technologischen Entwicklungen, politischen Vorgaben und Kundenverhalten anzupassen.

Damir Delic Geschäftsführer Reifenhaus Schaal GmbH

Was bedeutet die Elektromobilität für euch aus „Mechaniker“-Sicht?

Klaus: Durch die häufig stärkere Leistung und die hohen Gewichte der Fahrzeuge mit E-Antrieb sind Reifen deutlich stärker beansprucht, aber auch Bremsen und Federn. Hinzu kommt, dass sich viele Verkehrsteilnehmer erst mal an die enormen Beschleunigungen und veränderte Fahrverhalten gewöhnen müssen.

Wie können wir euch als Transformationslotsen bei Bayern Innovativ unterstützen?

Damir: Dankbar sind wir für die Vernetzungsmöglichkeiten von Bayern Innovativ und etwaige Informationen zu Förderprogrammen. Wir werden in Zukunft weiter investieren müssen und auch unser Geschäftsmodell hinterfragen, um uns den veränderten technologischen Entwicklungen, politischen Vorgaben und Kundenverhalten anzupassen. Außerdem sind wir immer offen für Veranstaltungen, wo wir unseren Bedarf und auch die Herausforderungen mit anderen Betrieben teilen und diskutieren können.

Vielen Dank von unserer Seite für eure Zeit und den Einblick in euren Betrieb und das Alltagsgeschäft einer modernen Werkstatt. Viel Erfolg weiterhin! Wir freuen uns auf weitere interessante und aufschlussreiche Gespräche.

Damir: Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, uns zuzuhören, um die Bedarfe von Werkstätten im Zuge der Transformation aufzunehmen und euere Expertise in diesem Bereich mit uns zu teilen.

Ihr Kontakt

Dirk Maaß
Lukas Zillich