Der Weg zur Bioökonomie

Wir begreifen Bioökonomie heute als ein Wirtschaftssystem, das auf Wissen über biologische Ressourcen basiert. Damit der Wandel zu einer nachhaltigen Form der Bioökonomie gelingt, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit über alle Fachrichtungen und Branchen hinweg erforderlich – nur so können Erkenntnisse aus der Forschung in wettbewerbsfähige industrielle Anwendungen und Produkte übersetzt werden. Die politische Ebene definiert die Rahmenbedingungen und ist damit ein maßgeblicher Treiber der Bioökonomie. Eine Chronologie.

Politische Impulse zur Bioökonomie

2005

Die EU-Kommission stellt im Konferenz-Report „New perspectives on the knowledge-based bio-economy” zum ersten Mal ein Bioökonomie-Konzept vor, nach dem die Erkenntnisse der Life Sciences für die Entwicklung von nachhaltigen, umweltfreundlichen und wettbewerbsfähigen Produkten genutzt werden sollen. [1]

2009

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) richten den Bioökonomierat (BÖR) ein. Er ist mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft besetzt und fungiert als unabhängiges Beratergremium für die Bundesregierung. Ziel ist ursprünglich, durch Innovation und Forschung einen Strukturwandel von einer erdölbasierten zu einer biobasierten Industrie voranzutreiben. Der aktuelle Bioökonomierat (BÖR III) soll die Bundesregierung bei der Umsetzung der „Nationalen Bioökonomiestrategie“ beratend unterstützen, mit dem Ziel, „optimale Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wirtschaften auf Grundlage biobasierter Ressourcen zu schaffen“ [2].

2020/21 wird der Bioökonomierat neu besetzt – unter anderem mit namhaften Experten aus Bayern: Prof. Thomas Brück (Forschungsgebiet: Synthetische Biotechnologie) und Prof. Dr. Klaus Richter (Forschungsgebiet: Holzwissenschaft und -wirtschaft) von der Technischen Universität München (TUM) sowie Prof. Dr. Monika Pischetsrieder (Forschungsgebiet: Molekulare Bau steine bioaktiver und funktioneller Lebensmittel) von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

2010

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) legt eine „ Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 “ vor, die den „Weg zu einer bio-basierten Wirtschaft“ weisen soll. [3] Der Fokus liegt hier auf der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion und Agrarwirtschaft sowie auf der industriellen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und der Energiegewinnung aus Biomasse.

2012

Die EU-Kommission veröffentlicht die erste europäische Bioökonomie-Strategie – mit den Schwerpunkten Ernährungssicherheit, nachhaltiges Ressourcenmanagement, weniger Abhängigkeit von fossilen Ressourcen, Senkung der CO2-Emissionen, Schaffung neuer Jobs und Förderung der Wettbewerbsfähigkeit. [4]

2014

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt unter Federführung des damaligen Bundesministers Christian Schmidt eine Nationale Politikstrategie Bioökonomie zur Diskussion, die den Fokus auf „nachwachsende Ressourcen und biotechnologische Verfahren als Basis für Ernährung, Industrie und Energie“ [5] legt.

2015

Im September verabschieden die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig die Agenda 2030 , in der sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs)6 umzusetzen – dazu gehören unter anderem die Forderungen nach

  • Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Leben an Land und unter Wasser
  • bezahlbarer, sauberer Energie
  • nachhaltiger Produktion
  • nachhaltigem Konsum
  • kein Hunger
  • sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  • Industrie, Innovation und Infrastruktur

Bemerkenswert an der Agenda 2030 ist, dass sie in ihren Zielen die gegenseitige Abhängigkeit der Themen Umwelt, Gesellschaft, Technologien, Wirtschaft und Nachhaltigkeit aufgreift. Auf einem ersten Global Bioeconomy Summit , der im November 2015 in Berlin vom Bioökonomierat veranstaltet wird, treffen sich 700 Teilnehmer aus 80 Ländern, um auszuloten, wie Bioökonomie am besten zu „Grünem Wachstum“ („Green Growth“), zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen könnte. [7]

Ein weiterer entscheidender Schritt ist das Übereinkommen von Paris, das am 12. Dezember 2015 auf der Pariser Klimakonferenz (COP21) von allen 195 Vertragsparteien unterzeichnet wird und den globalen Rahmen für die Bekämpfung des Klimawandels festlegt [8].

2018

Die Europäische Kommission veröffentlicht ihre aktualisierte Bioökonomie-Strategie , die nun eine „grüne Transformation“ durch Kreislaufsysteme in den Mittelpunkt stellt und einen „messbaren Beitrag der Bioökonomie zu Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung in Europa leisten“ [9] will.

2019

Die Europäische Kommission initiiert einen europäischen Grünen Deal (EGD) als „Fahrplan für eine nachhaltige EU-Wirtschaft. Ziel ist, bis 2050 keine Netto-Treibhausgas-Emissionen mehr freizusetzen und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abzukoppeln. Alle Wirtschaftssektoren sind gefordert, ihren aktiven Beitrag zu einer effizienteren Ressourcennutzung durch den Übergang zu einer kreislauforientierten Ökonomie zu leisten. Weiterhin sollen Anstrengungen zur Wiederherstellung der Biodiversität und zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung geleistet werden [10].

2020

Am 15. Juni nimmt die Arbeitsgruppe „ Der Grüne Deal – Going local “ des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) seine Arbeit auf. Die Gruppe setzt sich aus 13 lokalen und regionalen Politikerinnen und Politikern zusammen, um „die Städte und Regionen in der EU unmittelbar an der Festlegung, Umsetzung und Bewertung der zahlreichen Initiativen im Rahmen des europäischen Grünen Deals“ zu beteiligen [11].

November 2020: Die Bayerische Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern“ wird vorgestellt.

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Ihr Kontakt

Dr. Petra Blumenroth

Quellenverzeichnis:

1 EU Conference Report – New perspectives on the knowledge-based bio-economy, 2005 http://ec.europa.eu/research/conferences/2005/kbb/pdf/kbbe_conferencereport.pdf
2 https://biooekonomierat.de/
3 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030. Unser Weg zu einer bio-basierten Wirtschaft. Bonn, Berlin 2010
4 https://biooekonomie.de/themen/dossiers/die-neue-eu-biooekonomie-strategie#:~:text=Im%20Oktober%202018%20hat%20die,ihre%20aktualisierte%20Bio%C3%B6konomie%2DStrategie%20ver%C3%B6ffentlicht.&text=%C3%9Cbergeordnetes%20Ziel%20der%20neuen%20Strategie,14%20konkrete%20Politikma%C3%9Fnahmen%20umgesetzt%20werden .
5 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Nationale Politikstrategie Bioökonomie, März 2014 https://biooekonomie.de/sites/default/files/files/2016-09/npsb_0.pdf
6 https://www.bmz.de/de/themen/2030_agenda/
7 Bioökonomierat: Global Bioeconomy Summit Conference Report, Berlin 2015
https://gbs2015.com/fileadmin/gbs2015/Downloads/GBS-2015_Report_final_neu_2.pdf
8 https://ec.europa.eu/clima/policies/international/negotiations/paris_de
9 https://biooekonomie.de/themen/dossiers/die-neue-eu-biooekonomie-strategie#:~:text=Im%20Oktober%202018%20hat%20die,ihre%20aktualisierte%20Bio%C3%B6konomie%2DStrategie%20ver%C3%B6ffentlicht.&text=%C3%9Cbergeordnetes%20Ziel%20der%20neuen%20Strategie,14%20konkrete%20Politikma%C3%9Fnahmen%20umgesetzt%20werden .
10 https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de
11 https://cor.europa.eu/de/news/Pages/the-european-green-deal-is-going-local-.aspx