BEE sieht akuten Handlungsbedarf
Der Bundesverband Erneuerbare Energie fordert neue Maßnahmen, um den Hochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland voranzubringen
02.10.2025
Quelle: E & M powernews
Der Bundesverband Erneuerbare Energie fordert von der Bundesregierung neue Impulse für den Wasserstoffhochlauf. In einem Positionspapier skizziert der Verband neun konkrete Maßnahmen.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fordert von der Bundesregierung neue Impulse für den Wasserstoffhochlauf, denn grüner Wasserstoff spiele eine zentrale Rolle in der Energiewende. Er verweist auf den jüngst veröffentlichten Monitoringbericht der Bundesregierung zur Energiewende. Laut diesem steigt der Bedarf nach Wasserstoff stark an: Für die Industrie prognostiziert der Bericht bis 2030 eine Nachfrage von 16 bis 26 Milliarden kWh, während eine verpflichtende Quote für Raffinerien Investitionen in rund 5.000 MW Elektrolyseleistung auslösen könnte.
Doch derzeit kommt der Hochlauf nicht voran. In einem Positionspapier führt der Verband Maßnahmen an, mit denen die Bundesregierung die Weichen für einen funktionierenden Hochlauf stellen soll.
Als ersten Baustein hebt der Verband die rasche Umsetzung der EU-Richtlinie RED III hervor. Diese Vorgaben würden eine verlässliche Nachfrage schaffen und Investitionen in zusätzliche Elektrolysekapazitäten auslösen.
Als weiteren Punkt fordert der BEE Ausschreibungen für systemdienliche Elektrolyseure. Werden diese an passenden Standorten geplant, können sie das Stromnetz entlasten, indem sie überschüssigen grünen Strom zur Produktion von Wasserstoff nutzen. Das Wind-auf-See-Gesetz sieht bereits Ausschreibungen von 500 MW solcher Anlagen vor. Aus Sicht des BEE sollte die Regierung die Regelung schnell umsetzen.
Änderungen im EnWG nötig
Das Prinzip „Nutzen statt abregeln“ sei zentral. Laut BEE ließe sich Wasserstoff günstiger erzeugen, wenn Strommengen, die sonst aus Netzgründen abgeregelt würden, für die Elektrolyse nutzbar wären. Dazu müsse die Regierung die Regeln im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) so anpassen, dass Betreiber diesen Strom einfacher und verlässlich einsetzen können.
Darüber hinaus kritisiert der Verband die hohen Strombezugskosten. Abgaben, Umlagen und Netzentgelte belasteten die Produktion erheblich. Unternehmen sollten daher Redispatch-Strom gezielt für die Wasserstofferzeugung nutzen dürfen. Außerdem sollten Netzentgelte entfallen und die Kriterien für grünen Strom auf EU-Ebene so angepasst werden, dass Produzenten deutlich geringere Kosten haben.
Auch die hohen Investitionskosten für Elektrolyseure sind ein Problem. Laut Monitoringbericht machen sie bis zur Hälfte der Gesamtkosten aus. Der BEE fordert deshalb kurzfristige Förderprogramme und eine Absenkung von Baukostenzuschüssen. Zugleich betont er die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, um langfristig Kostensenkungen zu erreichen.
Nachfrage anfachen, Unsicherheiten reduzieren
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Stärkung der Nachfrage. Für die Industrie schlägt der Verband Klimaschutzverträge, Quoten und gesicherte Abnahmeregelungen vor. Zudem könnten Ausschreibungen der öffentlichen Hand Absatzmärkte schaffen. Für die Energiewirtschaft verweist der BEE auf den Aufbau von H2-ready-Kraftwerken, die sich langfristig mit Wasserstoff betreiben lassen. Damit ließe sich Versorgungssicherheit gewährleisten, wenn steuerbare erneuerbare Energien nicht ausreichen.
Um Unsicherheiten auf Erzeugungs- und Nachfrageseite zu vermeiden, verweist der Verband auf Instrumente wie Doppelauktionen oder gesetzlich verankerte Contracts for Difference. Diese Modelle sind etwa aus Großbritannien bekannt, in Deutschland für den Wasserstoffmarkt aber noch nicht eingeführt. Aus Sicht des BEE könnten sie Investitionssicherheit schaffen und die Marktintegration erleichtern.
Plädoyer für orangen Wasserstoff
Schließlich plädiert der Verband dafür, biogenen Wasserstoff aus Biomasse oder Biogas (oranger Wasserstoff) stärker einzubeziehen. Würde dieser in Raffinerien eingesetzt, könnte er auf die gesetzlich vorgeschriebene Treibhausgasminderungsquote angerechnet werden. So entstünden Anreize, Biogas statt fossiler Rohstoffe zu verwenden.
Nach Einschätzung des BEE bietet eine heimische Produktion von grünem Wasserstoff viele Vorteile: mehr Flexibilität im Stromsystem, geringere Importabhängigkeit und zusätzliche Wertschöpfung im Inland. Damit die Bundesregierung diese Potenziale nutzen kann, müsse sie im Bundeshaushalt 2026 ausreichende Mittel bereitstellen. Zwar sehe der Etat mehr Budget für Wasserstoff vor, doch fehlten Mittel für Investitionssicherungsinstrumente.
Das achtseitige Positionspapier „Grüner Wasserstoff in Deutschland: Neue Impulse notwendig“ ist über die Internetseite des BEE downloadbar.
Autorin: Davina Spohn