86 Millionen für Heidelbergs Wärmewende
Heidelberg beschleunigt seine Wärmewende mit 86 Millionen Euro Bundesförderung für Wärmepumpen und Fernwärmeausbau
04.12.2025
Quelle: E & M powernews
Heidelbergs Wärmewende gewinnt an Tempo mit neuen Fördermitteln. Der Bund stellt 86 Millionen Euro für Wärmepumpen und den Ausbau des Fernwärmenetzes bereit.
Die geplanten Wärmepumpenprojekte und der Ausbau des leitungsgebundenen Wärmenetzes kommen in Heidelberg voran. Die Stadtwerke Heidelberg haben sich Fördermittel in Höhe von 86 Millionen Euro gesichert. Wie der kommunale Versorger in einer Mitteilung vom 2. Dezember bekannt gibt, umfasst die Bewilligung drei Vorhaben: eine Flusswärmepumpe am Neckar in Bergheim, eine Abwasserwärmepumpe nahe der Kläranlage Nord sowie Maßnahmen zum Netzausbau in den kommenden vier Jahren. Die Förderung deckt, wie es weiter heißt, rund 40 Prozent der erforderlichen Investitionssumme ab.
Die Heidelberger Stadtverwaltung will den lokalen Wärmesektor vollständig auf erneuerbare Energiequellen umstellen. Laut städtischem Umweltamt plant die Kommune, die städtische Klimaneutralität bereits bis 2030 zu erreichen. Für das gesamte Stadtgebiet gilt 2040 als Zielmarke.
Der Ausbau der Fernwärme bildet dabei eine zentrale Säule: Die Stadtwerke Heidelberg wollen die Fernwärme ab 2035 klimaneutral erzeugen. Schon heute entfallen etwa 50 Prozent der Wärmeerzeugung auf CO2-freie Quellen, wie die Stadt mitteilt.
Weitere Erzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien sollen diesen Anteil Schritt für Schritt erhöhen. Gleichzeitig modernisieren die Stadtwerke das bestehende Netz kontinuierlich. Der Transformationsprozess ist kostenintensiv: Das Unternehmen rechnet nach eigenen Angaben mit Gesamtinvestitionen im dreistelligen Millionenbereich. Die Finanzierung soll über einen Mix aus Eigenkapital, Fremdmitteln und Fördergeldern erfolgen.
Die nun bewilligten Mittel stammen aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze, einem Programm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Förderinstrument verlangt Transformationspläne mit konkreten Potenzialanalysen, technischen Konzepten und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Die Stadtwerke Heidelberg hatten ihren Plan im Spätherbst 2024 eingereicht. Darauf aufbauend konkretisierten sie mehrere Förderanträge für zentrale Maßnahmen.
Weitere Beteiligung der Bürger geplant
Nach Angaben des Versorgers deckt der Bewilligungszeitraum vier Jahre ab und endet im November 2029. Parallel zur öffentlichen Förderung planen die Stadtwerke Heidelberg eine erneute Bürgerbeteiligung. Geschäftsführer Michael Teigeler kündigte an, erneut Genussrechte zu emittieren. Nach Unternehmensangaben stieß das Beteiligungsmodell „heidelberg KLIMA INVEST“ im Jahr 2024 auf große Nachfrage. Innerhalb von vier Tagen erreichten die Registrierungen die maximale Emissionshöhe von 6 Millionen Euro. Für die Emission im Frühjahr 2026 rechnet Teigeler mit einem ähnlichen Interesse.
Zu den nächsten Arbeitsschritten gehört der Bau der Flusswärmepumpe in Bergheim am südwestlichen Ende der Ernst-Walz-Brücke. Auch die Abwasserwärmepumpe in der Nähe der Kläranlage Nord gehört zu den priorisierten Maßnahmen. Nach Angaben von Konzerngeschäftsführer Rudolf Irmscher verfügen die Stadtwerke inzwischen über umfangreiche Erfahrung mit Großprojekten dieser Art. Er verweist auf die Arbeit der Belegschaft, die den bisherigen Stand ermöglicht habe. Die Detailplanung und die Vorbereitung der Ausschreibungen sollen, wie es weiter heißt, zeitnah beginnen. Erste Probebohrungen in Heidelberg-Bergheim sollen im kommenden Jahr stattfinden. Verlaufen die Arbeiten wie geplant, startet der Bau der beiden Anlagen Anfang 2027.
Heidelbergs Klimaschutzrahmen
Heidelberg zählt zu den aktiven Kommunen im Klimaschutz. Seit 2004 sank der CO2-Ausstoß pro Einwohner nach Angaben der Stadt um rund 30 Prozent. Der Klimaschutzaktionsplan der Kommune umfasst 30 konkrete Maßnahmen, die von erneuerbaren Energien über Gebäudesanierung bis zu Mobilität und Stadtgestaltung reichen. Eine der bereits umgesetzten Maßnahmen ist die Installation zusätzlicher PV-Leistung von 25 MW. Zudem nutzen nach Angaben der Stadt 83 Prozent der Einwohner für innerstädtische Wege den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder den Fußweg.
Die Stadtwerke Heidelberg beschäftigen rund 1.100 Mitarbeitende, davon über 200 im regionalen Verkehrsunternehmen Rhein-Neckar-Verkehr GmbH. Der Umsatz lag 2024 bei 622,2 Millionen Euro. Das Unternehmen versorgt 200.000 Menschen mit Strom, Gas, Wasser und Wärme und betreibt darüber hinaus Bäder, Bergbahnen und Parkhäuser. Zusätzlich übernimmt es Koordinations- und Finanzierungsaufgaben im öffentlichen Nahverkehr der Stadt.
Autorin: Davina Spohn