Bayerns Kraftwerkpark

Autor: Dr. Klaus Hassmann, Cluster Energietechnik (Stand: Juli 2016) Die regelmäßig von der Bundesnetzagentur veröffentliche Kraftwerksliste zeigt: Bayern verfügt noch über einen breit aufgestellten, CO2 - freisetzungsarmen Kraftwerkspark.

Bayern hat in Ermangelung eigener Ressourcen an Kohle schon sehr früh in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf die Kernkraft gesetzt, die heimische Wasserkraft ausgebaut und aus Energieeffizienzgründen auch Gaskraftwerke errichtet. Der Ausstieg aus der Kernkraft sowie der Kohlevorrang an der Strombörse hat die über Jahrzehnte aufgebaute, gut aufeinander abgestimmte Stromversorgung Bayerns aus den Angeln gehoben.

Die aktuelle Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur, Stand 10. 5. 2016, wurde ausgewertet; sie listet Erzeugungsanlagen ≥ 10 MW einzeln auf. Wind- oder Solarparks sind ebenfalls einzeln aufgeführt, sofern die Summe der Erzeugungsanlagen eines Parks mindestens 10 MW beträgt. Erzeugungsanlagen < 10 MW werden pauschal in Summe je Energieträger aufgeführt. Vom Verfasser wurden im vorliegenden Artikel für Bayern als wesentlich eingeschätzte Werte wie Anzahl, Gesamtleistung, mittleres leistungsbezogenes Alter (zusätzlich das jüngste und das älteste Kraftwerk) sowie Anlagen mit Wärmeauskopplung aus der Liste entnommen, zum Teil mit den ausgewiesenen Daten ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabellenform dargestellt. Die in Betrieb befindlichen Kraftwerke sind nach fossil befeuerten, den Erneuerbaren und der Kernenergie sortiert. Zusätzlich enthält der Artikel auch eine Übersicht von seit 2012 stillgelegten Kraftwerken und Anlagen, denen die Stilllegung versagt wurde. Ein umfangreicher  Erklärungstext ist bei der übersichtlichen, tabellarischen Darstellung nicht nötig.

Die Tabellen sind auch so gestaltet, dass im zukünftigen (z B alle 2 Jahre) aktualisierten Artikeln die Änderungen übersichtlich dargestellt werden können; der interessierte Leser sollte sie gut verfolgen können.

Mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke

Tabelle 1: Stromerzeugung aus fossil befeuerten Kraftwerken

2016AnzahlLeistung MWAlter (ältest Jahre)Alter (jüngste Jahre)Alter (mittel Jahre)
Erdgas37162396 (36 MW)1 (65 MW)18
Mehrere Energieträger*33221852 (23 MW)3 (47 MW)34
Summe703841  27
Wärmeauskopplung     
Ja572808  23
Nein131033  40

*Enthält Kraftwerke, die mit mindestens zwei der folgenden Brennstoffe befeuert werden können: Erdgas, Biogas, Steinkohle, Raffineriegas, Mineralölprodukte sowie Reststoffe; der Autor hat dieser Kategorie auch Kraftwerke mit Abfallverbrennung (7 Anlagen mit insgesamt 141 MW) zugeordnet.

Die Kraftwerksliste enthält keine Wirkungsgrade; dazu ein Hinweis: Gaskraftwerke jüngeren Datums mit Gasturbine, deren Abwärme in einem 2. Prozessschritt in einer Dampfturbine zur Stromerzeugung genutzt werden (GuD), erreichen einen elektrischen Wirkungsgrad von 55 bis 60%. Kraftwerke ca. desselben Alters, die Brennstoff in einem Dampfkraftwerk in Strom wandeln, liegen im Bereich 40 bis 45 %; die Effizienz alter Anlagen ist wesentlich schlechter. Wärmeauskopplung  steigert den Wirkungsgrad des Kraftwerks deutlich. Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass überwiegend in den letzten zwei bis drei Dekaden Anlagen mit Wärmeauskopplung von Heiz-, oder Prozesswärme in Betrieb gingen.

Erneuerbare Stromerzeugungstechnologien

Tabelle 2: Die Palette erneuerbarer Energieträger

2016AnzahlLeistung MWAlter ältest. JahreAlter jüngst JahreAlter mittel Jahr
Solare Strahlungsenergie     
> 10 MW182818 (10 MW)1 (10 MW)5,8
< 10 MW 11028   
Total 11309   
Laufwasser     
> 10 MW54133196 (18,5 MW)22 (12,6 MW)62
< 10 MW 600   
Total 1931   
Pumpspeicher/ Speicherwasser871392 (124 MW)33 (48 MW)59
Total622644  61
Windenergie     
> 10 MW3549216 (13 MW)0 (13,2 MW)2,5
< 10 MW 1332   
Total 1824   
Biomasse     
> 10 MW87619 (15,6 MW)6 (0,8 MW)13
< 10 MW 1333   
Deponiegas/ Klärgas/ Grubengas331   
Total111440   
Geothermie     
< 10 MW 25   

In Tabelle 2 sind die einzelnen Energieträger nach der installierten Leistung geordnet. Die Wasserkraft im großtechnischen Maßstab zählt in „wasserreichen“ Bayern über ein Jahrhundert zu den Schlüsseltechnologien der Stromerzeugung und -versorgung. Im Zuge der Energiewende ist die  Stromerzeugung aus der solaren Strahlungsenergie – Bayern zählt zu den an Sonnenstunden reichsten deutschen Bundesland – stark gewachsen und übersteigt die Leistung aus der Wasserkraft mit etwas mehr als 11 GW gegenüber 2,6 GW deutlich; vergleicht man die erzeugte Strommenge pro Jahr liegt die Wasserkraft jedoch noch vorne. Trotz vieler Klagen über die bremsende Wirkung der Abstandsregelung hat sich die  Windenergie im Mittelfeld der Erneuerbaren etabliert.

Kernkraftwerke

Tabelle 3: Stromerzeugung durch Kernenergie

2016AnzahlLeistung MWAlter ältest. JahreAlter jüngst. JahreAlter mittel Jahre
Kernkraftwerke3398232 (1284 MW)28 (1410 MW)31

Wie politisch entschieden, wurde das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld kürzlich stillgelegt; damit hat sich die verfügbare Kernenergie-Leistung um 1275 MW auf 2707 MW reduziert.

Beantragte Stilllegungen von Kraftwerken genehmigt und gesetzlich untersagt

Tabelle 4: Stilllegungen, die ab 2012 beantragt aber gesetzlich daran gehindert wurden

2016AnzahlLeistung MWAlter ältest. JahreAlter jüngst. JahreAlter mittel Jahre
Erdgas4150250 (29 MW)5 (545 MW)9
Mehrere Energieträger4120543 (386 MW)40 (18 MW)42
Total82707   

In der Öffentlichkeit hohe Wellen schlugen die Stilllegungsanträge für die beiden 2010 bzw 2011 in Betrieb gegangenen GuD Kraftwerke mit 846 bzw 545 MW Nennleistung in Irsching. Soweit bekannt, gibt es zwischen der Bundesnetzagentur über die höhe der Zahlungen für die Betreiberleistung (Reservebetrieb der Kraftwerke) noch keinen endgültigen Konsens.

Tabelle 5: Kraftwerke, die ab 2012 endgültig stillgelegt wurden

2016AnzahlLeistung MWAlter ältest. JahreAlter jüngst. JahreAlter mittel Jahre
Erdgas318440 (79 MW)40 (79 MW)40
Mehrere Energieträger11936 (19 MW) 36
Kernenergie1127533 33
Total51478   

Die obige Tabelle zeigt, dass in Bayern drei mit Erdgas befeuerte Anlagen nach etwa 40 Jahren Betrieb stillgelegt wurden; dabei handelt es sich um zwei Anlagen, die 1975 in Betrieb genommen wurden; für das dritte leistungsschwächere Kraftwerk ist kein Betriebsbeginn angegeben.

Fazit

Tabelle 6: Zusammenfassung Kraftwerke in Betrieb

2016SolarAtomFossilWasserWindBioenergieErdwärmeTotal
MW11309398238412644182414402525065
Prozent45161511760,1100

Abschließend zeigt Tab  die Leistungsbilanz der in Betrieb befindlichen Kraftwerksflotte aufgeschlüsselt nach den einzelnen Energieträgern; wie schon erwähnt führt Solar mit 45 % vor der Kernenergie mit 16%; letztere wird bis 2023 auf Null sinken. Die 3841 MW fossile Erzeugung enthalten auch die Reservekraftwerke.

Daraus lässt sich schließen, dass dem Netzausbau höchste Priorität zukommt. Verzögerungen über das Jahr der Stilllegung sämtlicher Kernkraftwerke hinaus werden selbst von der Bundesnetzagentur eingeräumt; das bedeutet, dass ebenfalls Zeitdruck besteht, in Bayern zusätzlich Reservekraftwerke zu bauen. Erste Anlagen sollen demnächst ausgeschrieben werden.