Trägheitsfusion

Ein 300 Wörter langer Beitrag im Wissenschaftsjournal Nature hat unsere weltweite Technologie für immer verändert. Rede ist von dem Artikel über den ersten Laser von Theodore H. Maiman. Laser werden heutzutage fast überall eingesetzt, ob an den Supermarktkassen, bei Augenoperationen, als Entfernungsmesser oder zum Schneiden und Schweißen von Metallen. Nun könnten sie auch noch einen entscheidenden Beitrag in unserer zukünftigen Energieherstellung liefern – indem sie die Energie der Sonne auf die Erde bringen.1

Bei einem Fusionsprozess verbinden sich zwei leichte Atome zu einem etwas schwereren Atom. Um dies zu erreichen, muss zunächst eine große Energiehürde überwunden werden – die Coulomb-Barriere – bevor der Fusionsprozess Netto-Energie produziert. In der Sonne geschieht das unter extremen Bedingungen von 15 Millionen Grad Celsius und einem Druck von 150 Milliarden Bar. Eine Möglichkeit, diesen extremen Prozess auch auf der Erde nachzustellen, ist die Trägheitsfusion 2.

Bei der Trägheitsfusion wird ein kleines, etwa 2 mm großes, Kügelchen (Target) aus gefrorenen Wasserstoffisotopen durch beispielsweise Laser- oder Teilchenstrahlung sehr schnell und gleichmäßig zusammengedrückt. Die Dichte und Temperatur im Inneren des Targets steigen. Aufgrund der Trägheit des Targets kann dieses nicht schnell genug expandieren, und es kommt zur Fusion des Wasserstoffs im Zentrum. Durch den Fusionsprozess entsteht zusätzliche Wärme, die zur Fusion im äußeren Teil des Targets führt. Die im Fusionsprozess freiwerdende Energie wird anschließend zur Stromerzeugung genutzt.

Ziel ist es, diesen Prozess mehrmals in der Sekunde zu wiederholen, um so eine stetige Energieversorgung zu gewährleisten2

Die in der Trägheitsfusion eingesetzten Laser liefern in der Regel sehr kurze Pulse mit einer sehr hohen Energie. Dabei gibt es verschiedene Wege, wie der Laserstrahl das Target komprimiert.

Indirect drive

Beim Indirect Drive wird das Target innerhalb einer kleinen Metallkapsel (Hohlraum) platziert. Die Laserpulse werden dabei auf die Innenseite der Kapsel gelenkt, wodurch starke Röntgenstrahlung entsteht. Diese wird anschließend genutzt, um das Target zu komprimieren. Mit dieser Technik wurden bereits große Fortschritte in der Forschung gemacht, allerdings ist diese Technik nicht sehr effizient. Zudem wird die Kapsel durch die Laserstrahlung zerstört und muss bei jedem Durchgang ersetzt werden3.

Direct Drive

Beim Direct Drive wird direkt die Schale des Targets bestrahlt. In der Regel ist dies nicht so gleichmäßig möglich und führt daher zu mehr Ungleichmäßigkeiten und geringerer Kompression. Die Energiekopplung ist allerdings fünf- bis sechsmal höher und ist damit ein bevorzugter Ansatz für einen energieeffizienten Reaktor3.

Neben diesen beiden viel verwendeten „klassischen“ Ansätzen gibt es in der Laser-Trägheitsfusion noch diverse andere Umsetzungen und Ideen, welche weltweit untersucht werden.

Die Trägheitsfusion ist ein Feld mit unterschiedlichsten Ausprägungen. Während die meisten Ansätze auf Laser beruhen, gibt es unter der Magnetized Target Fusion auch Ansätze, welche heiße Plasmaringe beschleunigen oder eine Brennkammer durch Kolben komprimieren. Doch selbst bei der Laserfusion bietet noch weitere Ansatzarten. Einige sind hier aufgezeigt:

Fast Ignition

Bei der Fast Ignition wird das Target zunächst, wie bei der klassischen Trägheitsfusion komprimiert. Anschließend wird ein Elektronen- oder Teilchenstrahl zur Fusion gebracht. Hier sind die Symmetrieanforderungen für die einfallende Strahlung geringer während gleichzeitig ein höherer Energiegewinn zu erwarten ist3.

Schockzündung

Auch hier besteht der Fusionsprozess aus verschiedene Kompressionsstufen. Bei der Schockzündung wird eine Serie von Schockwellen verwendet, um das Target zunächst zu komprimieren und zu erhitzen. Der letzte Schock ist dabei am stärksten und wird zusätzlich noch mit den vorhergegangenen Schockwellen verstärkt, was zur Fusion des Targets führt3.

Magneto Inertial Fusion

In der Laser-Trägheitsfusion wird ein Magnetfeld genutzt, um die Kompressionsvoraussetzungen zu verringern. Gleichzeitig wird der Wärmeverlust reduziert, was zu einer besseren Fusionsausbeute führt3.

Innovation & Fortschritt: Eine Auswahl aktueller Projekte im Fokus

NIF

2009 starteten an der National Ignition Facility (NIF) am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien die ersten modernen Trägheitsfusions-Experimente. Im Dezember 2022 gelang es dort, mehr Energie für den Fusionsprozess zu generieren als die verwendete Laserleistung4. Aufgrund des geringen Wirkungsgrads der Laser liegt der gesamte Wirkungsgrad jedoch bei unter einem Prozent3.

Quellen:

1 DPMA | Laser
2 Fusion - BMBF
3 R. Betti, O.A. Huricane, Inertial-confinement fusion with lasers, Nature Physics (2016), 12, 435-448
4 Achieving Fusion Ignition | National Ignition Facility & Photon Science

 

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