Am 29. Februar startete des Innovationsnetzwerk GESUNDHEIT bei Bayern Innovativ das Veranstaltungsformat ‚Healthtech Innovation Heroes‘ zum Thema ‚Nachhaltigkeit bei Medizinprodukten‘. Gastgeber war FUJIFILM medwork GmbH in Höchstadt/Aisch.
Nach dessen Kurzvorstellung folgten drei kurze Impulsvorträge zur Nachhaltigkeit im Bereich der Endoskopie.
So berichtete Johannes Dieter, Leiter Forschung und Entwicklung bei FUJIFILM medwork, aus der Perspektive eines Inverkehrbringers und Herstellers über die Herausforderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit sowohl bei Endprodukten als auch bei Inhouse-Prozessen. FUJIFILM medwork plant, sich nach DIN EN ISO 14001 für Umweltmanagement zertifizieren zu lassen.
Im Vortrag wurden die sieben Reconomy-Strategien Refuse, Rethink, Redesign, Reuse, Repair, Repurpose and Recyle vorgestellt und mit Beispielen aus dem Unternehmen präsentiert. So stellt sich FUJIFILM medwork der Aufgabe, inwiefern z. B. Blister und Verpackungen zwangsläufig benötigt werden bzw. ob diese ressourcenschonender designt werden können. In Klärung ist, inwieweit Sterilität aller Instrumente in der flexiblen Endoskopie zwingend notwendig ist. Darüber hinaus gibt es spannende Ansätze im Hinblick auf Lieferketten-Optimierung hinsichtlich der Herkunft der ausgewählten Materialien. Vorzugsweise sollen Materialien regionaler Anbieter genutzt werden, um einen geringeren CO2-Fußabdruck zu erlangen. FUJIFILM medwork verweist darauf, dass bereits jetzt 53% der Produktlinien PFAS- frei sind. Dieser Kunststoff ist aufgrund seiner chemischen Stabilität sehr umweltbelastend. Denkansätze darüber hinaus gibt es im Bereich ‚Reuse‘ zur Wiederverwendung von Handgriffen bei Medizinprodukten. Hier muss u. a. allerdings sichergestellt sein, dass Kreuzkontaminationen weiterhin ausgeschlossen werden.
Die Keymessages
• Nachhaltigkeit fängt beim Design an.
• Thema Kreislaufwirtschaft: Hier braucht es branchen- und player-übergreifende Lösungen.
Professor Alexander Meining, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der Gastroenterologie am Universitätsklinikum Würzburg, stellte ein Nachhaltigkeitsprojekt vor, das zum Ziel hatte, vor allem Scope-3-Emissionen zu reduzieren, also alle Emissionen, die indirekt durch die Abteilung erzeugt werden. Sämtliche Produkte des täglichen Gebrauchs wurden mittels Befragung der Hersteller analysiert. Hier zeigte sich, dass sich ein Drittel der Hersteller nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst (Begründung keine Rückmeldung oder laut deren Aussage). Betrachtet wurden die Hauptkriterien Produktion, Verpackung und Transport der Produkte. Von 322 Produkten haben 229 eine sehr schlechte Bewertung nach den definierten Nachhaltigkeitskriterien erhalten, zu 47 Produkten davon hat er Alternativen gefunden und implementiert.
Die CO2-Emissionen, insbesondere bei den Einwegtextilien, konnten um fast 19% reduziert werden. Des weiteren konnten CO2-Emmissionen dadurch eingespart werden, dass ein Teil der Produkte vom regional ansässigen Hersteller FUJIFILM medwork GmbH bezogen werden. Kaum regional zu beziehen sind Massenprodukte wie Untersuchungskittel, Untersuchungstischpapier sowie Sauerstoffschläuche. Sie werden i.d.R. in China produziert und weisen daher allein wegen des Transports einen hohen CO2-Fußabdruck auf.
Stefanie Brauer, Netzwerkexpertin zu Nachhaltigkeitsthemen bei der Bayern Innovativ GmbH, gab Einblicke in die Ergebnisse des Cross-Cluster-Projekts MeDiCircle. Beispielsweise wird bayernweit sämtlicher infektiöser Krankenhausmüll in Augsburg gesammelt und entsorgt beziehungsweise verbrannt, da das Recycling kaum möglich ist. Unter der MDR ist die Verwendung von recyceltem Material in Neuprodukten schwer umsetzbar. Die Strukturen und Prozesse bei den Verbrauchern sind nicht für ein optimales Recycling ausgelegt. Dazu fehlt es an Zeit und an Platz für Behältnisse. Finanzielle Restriktionen treten erschwerend hinzu. Aber auch beim Wissenstransfer gibt es Aufholbedarf, da die einzelnen Beteiligten der Kreislaufwirtschaft nicht ausreichend miteinander kommunizieren.
Das Innovationsnetzwerk GESUNDHEIT hat sich zum Ziel gesetzt, die einzelnen Player der Kreislaufwirtschaft untereinander zu vernetzen und so das Thema weiter voranzutreiben.
Nach einer äußerst spannenden Führung des Gastgebers FUJIFILM medwork GmbH durch seine Räumlichkeiten schloss der Tag mit einem Get- together und gemeinsamen Netzwerken.
Freuen Sie sich schon jetzt auf unseren nächsten Healthtech Innovation Hero am 27.Juni 2024. Gastgeber wird GBN Systems sein. Weitere Infos folgen in Kürze online.