Deutsche Alpenstraße E-Mobil

Viele Menschen haben dieses Jahr ihren Urlaub wegen der Corona-Pandemie in Deutschland oder naher Umgebung verbracht. Dementsprechend voll wurde es auf den Straßen und viele Urlaubsregionen stießen an ihre Grenzen. Im nachfolgenden Interview sprechen wir mit der Tourismusexpertin Tanja Brunnhuber zum einen über neue, freundliche Konzeptideen für Natur und Bevölkerung und zum anderen über ihr aktuelles Projekt „Deutsche Alpenstraße E-Mobil“ – gefördert durch das Bayerische Wirtschaftsministerium.

Elektromobilität im Tourismus
Elektromobilität und Tourismus - geht das zusammen? Ja!


Frau Brunnhuber, Sie leiten das Projekt „Deutsche Alpenstraße E-Mobil“ – worum geht es dabei?

Tanja Brunnhuber: Nun, die Alpenstraße ist eine ungefähr 400 Kilometer lange Fernstraße, die vom Bodensee bis zum Königssee entlang der Bayerischen Alpen führt. Wir möchten mit diesem Projekt eine Verbindung zwischen Elektromobilität und Tourismus schaffen. Das heißt, Reisende sollen durch verbesserten Informationsaustausch und spezifische Angebote die Möglichkeit erhalten, die Alpenstraße mit einem Elektrofahrzeug nachhaltig zu befahren und zu erleben. Um dieses Ziel zu erreichen, fangen wir mit der Aufarbeitung der aktuellen Ladeinfrastruktur-Situation an. Außerdem versuchen wir Hotels zu motivieren, das Thema Elektromobilität für sich weiterzuentwickeln, so dass sie u. a. e-relevante Informationen für Gäste im Internet zur Verfügung stellen. Bestenfalls erfährt ein Gast dort sofort, welche Sehenswürdigkeiten es vor Ort gibt, wo er sein Fahrzeug aufladen kann u. v. m. . Somit kann der E-mobil-Reisende sorgenfrei von A nach Z fahren und gleichzeitig die Highlights entlang der deutschen Alpenstraße erkunden.

Wo liegen hier die größten Herausforderungen?

Tanja Brunnhuber: Also, das A und O ist die Bereitstellung von lückenlosen Informationen. Somit liegt der Fokus unserer Arbeit derzeit auf der Netzwerkarbeit. Wir verbinden alle Leistungsträger und touristischen Akteure vor Ort. Egal, ob das nun eine Bergbahn, ein Museum, ein Aussichtspunkt oder die Hotels und Gastronomen sind. All diese Akteure mobilisieren wir, um zu prüfen, wie deren Angebot in Kombination mit Elektromobilität zukünftig für Gäste sichtbar gemacht werden kann.

Zudem haben wir festgestellt, dass es eine Vielzahl an Bezahlsystemen, Lade-Apps und Ladekarten gibt. Hier möchten wir durch Bündelung von Informationen einen besseren Überblick bieten und für Transparenz sorgen. Ganz wichtig ist uns dabei, dass wir auch keine Parallel-Angebote entwickeln. Es gibt in Bayern beispielsweise bereits den Ladeatlas Bayern . Das ist eine hervorragende Informationsquelle, wo sich alle Leistungsträger, die über eine Ladeinfrastruktur verfügen, kostenfrei und eigenverantwortlich über die E-Mailadresse Per Mail kontaktieren eintragen lassen können.

Gerade in Zeiten der Pandemie ist für viele Touristen das eigene Auto mehr denn je das Verkehrsmittel Nummer eins. Gibt es hier attraktive Lösungsansätze, um ein Umdenken bei den Reisenden zu bewirken?

Tanja Brunnhuber: Man kann niemanden zu etwas zwingen, aber wir können unterstützend tätig sein, indem wir attraktive Angebote schaffen. Solche Angebote können z. B. Lösungen für Gäste sein, die bei der Anreise mit dem ÖPNV nicht wissen, wie sie vom Bahnhof ins Hotel kommen. Dazu gibt es von der RWTH Aachen ein innovatives Projekt namens “Ducktrain” . Bei diesem “Entenzug-Konzept” folgen bis zu vier autonom fahrende Anhänger der großen “Mama Ente”. Ein tolles Tool, um diese “letzte-Meile-Problematik” zu lösen. Überhaupt werden beim Thema touristische Mobilität oft Angebote für kleine Strecken benötigt.

Ein Leuchtturmprojekt hierfür gibt es in Österreich in der Gemeinde Werfenweng , die schon seit Jahren federführend in dieser Micro-Mobilität ist und dem Gast wie auch den Einheimischen verschiedenste Angebote zur Verfügung stellt. Ich finde auch die Stadt Murnau toll, die einen flexiblen und bedarfsgerechten Ortsbus namens “omobi” einsetzt. Diesen können Gäste und Einwohner ganz einfach via App bestellen. Genau diese kleinen Micro-Mobilitätshelfer bringen im Tourismus einen unglaublichen Mehrwert.

Wie könnte die Mobilität in Tourismus-Regionen im Jahr 2030 aussehen?

Tanja Brunnhuber: Ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige, touristische Mobilität zu unserer DNA wird. Die Nutzung von Angeboten wird bequemer und komfortabler. Bereits vor Reisebeginn wird jedem klar sein, wie sich die nachhaltige Mobilität im Urlaub gestaltet – von der Anreise über den Besuch von Sehenswürdigkeiten vor Ort bis hin zur Rückreise.

Auch das Thema Lebensraum und Konzepte für Besucherlenkung liegt mir am Herzen. Viele Einwohner stören die “Blechlawinen” während der Urlaubszeit, weil so viele Menschen mit dem Auto anreisen. Wie kann man dagegen angehen? Man könnte mit einem regionenübergreifenden, nachhaltigen Mobilitätskonzept die Alltagsmobilität mit der Urlaubsmobilität verbinden. Denn, wenn etwas im Alltag attraktiv ist, dann reist man auch gerne als Urlauber in diese Region. Also, eintauchen in die Welt vor Ort, Teil des großen Ganzen sein. Das hat für mich viel mit regionaler Verbundenheit und Verantwortung zu tun. Dass es in diese Richtung weitergeht, das wünsche ich mir für die touristische Mobilität und generell für den Tourismus in den kommenden Jahren.


Das Interview führte Dr. Kord Pannkoke, Leiter Business Development bei der Bayern Innovativ GmbH.

Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:

Wie funktioniert E-Mobilität im Tourismus?

In dieser Podcast-Folge verrät Ihnen Tanja Brunnhuber, welche e-Freizeitangebote sich schon bewährt haben.
Zudem erklärt Ihnen Oswald Pehel, welche Rolle Förderprogramme spielen, um die Elektromobilität in der Tourismusbranche weiter voranzutreiben.
Sie haben Fragen zum Thema? Die Kollegen der Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern beantworten diese gerne.

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Dr. Guido Weißmann

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