Tag der Krebsvorsorge: Heute handeln, damit Krebs morgen keine Chance hat
26.11.2025
Krebs ist allgegenwärtig und doch bleibt er für viele ein abstraktes Risiko. Jeder zweite Mensch wird statistisch gesehen im Laufe seines Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. Brust-, Darm-, Lungen- und Hautkrebs gehören dabei zu den häufigsten Formen, und jede einzelne Diagnose kann das Leben in einem einzigen Moment auf den Kopf stellen. Dennoch überwiegt oft der Gedanke, dass diese Krankheit doch „nur andere“ trifft. Dieses Missverhältnis zwischen der statistischen Tatsache und der persönlichen Wahrnehmung ist ein zentrales Problem: Denn wer die Gefahr nicht ernst nimmt, nutzt die Chancen der Vorsorge nicht und riskiert, dass Krankheiten unbemerkt fortschreiten.
Der Tag der Krebsvorsorge am 28. November setzt genau hier an. Er erinnert daran, dass Prävention und Früherkennung keine abstrakten Konzepte, sondern greifbare Möglichkeiten sind. Jeder verpasste Vorsorgetermin ist ein Moment, in dem sich eine Erkrankung unbemerkt entwickeln kann. Gleichzeitig zeigt der Tag, wie Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die Politik daran arbeiten, Vorsorge für alle Menschen zugänglich und verständlich zu machen.
Früherkennung und Prävention im Fokus
Der Aktionstag wurde 2022 von der AOK-Gemeinschaft gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Früherkennungsuntersuchungen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Christina Ruckert, Leiterin des Geschäftsbereichs Ambulante Versorgung der AOK Bayern, betont: „Früherkennung kann Leben retten.“ Die AOK Bayern unterstützt ihre rund 4,6 Millionen Versicherten mit transparenter Aufklärung, einem breiten Spektrum an Vorsorgeleistungen und digitalen Angeboten, die dabei helfen, Termine einfacher zu organisieren und individuelle Risiken früher zu erkennen. Für Ruckert bedeutet Krebsvorsorge: „Verantwortung übernehmen – für die eigene Gesundheit und für ein gemeinsames Ziel: Krebs früh erkennen, besser behandeln und im besten Fall verhindern.“ Ihr Anspruch ist klar: Barrieren abbauen, Wissen stärken – und die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen messbar erhöhen. Denn Prävention funktioniert nur, wenn sie bei den Menschen ankommt, im Alltag selbstverständlich wird und niemand durch Unsicherheit oder organisatorische Hürden auf der Strecke bleibt.
Prävention beginnt mit der Routine
Jede einzelne Person kann in ihrem Alltag einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Krebserkrankungen vorzubeugen und die eigene Gesundheit zu schützen. Denn Prävention beginnt lange bevor man zum Arzt geht. Wer im Alltag aktiv Risikofaktoren reduziert, legt den Grundstein für Krebsvorsorge und erleichtert gleichzeitig die Früherkennung, falls sie doch nötig wird. Wie Professor Claus Belka, stellvertretender Direktor des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) und Direktor der Strahlenklinik am LMU Klinikum München, betont: „Ein Krebs, den Sie nicht früh erkennen müssen, weil sie ihn verhindert haben, ist natürlich besser als einer, den sie früh erkennen“. Weiterhin erklärt er die Relevanz von Aufklärung: „Das Wichtigste ist, der Bevölkerung zu zeigen, wie man Krebs verhindern kann. Und so langweilig das klingt: Es sind immer die gleichen Faktoren – UV-Licht, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht plus die fehlende HPV-Impfung. Wer hier aktiv wird, kann einen nennenswerten Anteil der Tumorerkrankungen verhindern“.
Das BZKF setzt hier mit einer HPV-Impfkampagne an. Im Jahr 2023 lag die HPV-Impfquote deutschlandweit jedoch erst bei 55 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und bei 34 Prozent bei den 15-jährigen Jungen. Wirft man einen Blick auf skandinavische Länder wie Dänemark oder Schweden, liegt die Impfrate mit nahezu rund 90 Prozent deutlich höher. Durch die HPV-Impfung lassen sich nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Kopf- und Halstumore sowie Analkarzinome, die allesamt durch eine HPV-Infektion verursacht werden, verhindern. Ein weiteres Leitprojekt des BZKF im Kampf gegen Krebs ist „Wir bewegen Bayern“, Das Projekt zeigt, wie Prävention im Alltag funktioniert, mit dem Ziel Selbstwirksamkeit, körperliche Aktivität und Vermeidung von Übergewicht in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Jeder Schritt, den wir aktiv für unsere Gesundheit tun, kann das Krebsrisiko senken.
Hautkrebs-Check modern und einfach
Doch Prävention allein reicht nicht aus. Für die Fälle, in denen Krebs dennoch entsteht, ist Früherkennung entscheidend. Wie Felix Michl, Geschäftsführer von checkupbox, erklärt, spielt gerade bei Hautkrebs die frühzeitige Feststellung eine entscheidende Rolle: „Hautkrebs ist besonders gut heilbar, wenn man ihn früh erkennt. Daher macht Frühvorsorge besonders viel Sinn und sie hilft, spätere Behandlungen zu vermeiden.“
Bösartige Veränderungen der Haut stellen in Deutschland eine der häufigsten Krebsarten dar: Jährlich erkranken zwischen 200.000 und 300.000 Menschen, sowohl an weißen als auch an schwarzen Hauttumoren. In den letzten Jahren sind die Fallzahlen weiter gestiegen, sodass auch der Bedarf an Hautkrebs-Screenings kontinuierlich zunimmt. Ein innovatives Angebot dafür liefert die checkupbox GmbH.
Das Screening ist einfach, präzise und patientenfreundlich: Nach Terminbuchung füllen die Patientinnen und Patienten einen Anamnesebogen aus und lassen in einem medizinischen Fotogerät Ganzkörperaufnahmen ihrer Haut erstellen. Dabei werden auch schwer zugängliche Bereiche wie Fußsohlen oder Fingerzwischenräume erfasst. Wie viel Kleidung anbehalten wird, darf individuell gewählt werden. Der Scan dauert nur knapp zweieinhalb Minuten. Auf Basis dieser Bilder werden bei auffälligen Stellen zusätzlich hochauflösende mikroskopische Aufnahmen mit einem sogenannten Dermatoskop erstellt, die bis zu 80-fach vergrößert werden und mit dem die Dermatologen in tiefere Hautschichten schauen können.
Eine KI erstellt anschließend eine erste Risikoeinschätzung. Daraufhin analysieren Ärztinnen und Ärzte die digitalen Bilder. „Die Aufnahmen werden Ärztinnen und Ärzten asynchron zur Verfügung gestellt – also zu einem Zeitpunkt, der ihnen passt“, erklärt Michl. Das spart dem medizinischem Fachpersonal Zeit und ermöglicht es ihnen, sich gezielt auf medizinisch relevante Fälle zu konzentrieren. Für zu behandelnde Personen bedeutet dies: weniger Wartezeiten und schnelle Klarheit über den eigenen Gesundheitszustand. Die KI übernimmt die vorbereitende Arbeit im Hintergrund, während das medizinische Fachpersonal die finalen Entscheidungen trifft, mit menschlichem Urteil und Erfahrung. Michl betont: „Die Ärzte sind am Ende verantwortlich für den Befund – die KI ersetzt sie nicht.“
Digitale Plattformen für individuelle Begleitung
Vorsorge hört nicht auf, sobald Patientinnen und Patienten die Praxis verlassen. Um wirklich wirksam zu sein, muss sie den Alltag begleiten, individuell angepasst sein und die zu versorgende Personen aktiv mit einbeziehen. Hier setzt die digitale Plattform myoncare an: Sie vernetzt Ärztinnen und Ärzte, Fachpersonal und Erkrankte auf einer einzigen Plattform und sorgt dafür, dass jede Behandlung, jede Vorsorge und jede Nachsorge koordiniert, personalisiert und langfristig begleitet wird. Die App unterstützt Patientinnen und Patienten über den gesamten Therapieprozess – vor, während und nach der Behandlung. Über dieses Programm erhalten sie individuell zugeschnittene Aufgaben, sogenannte „Pathways“, die auf das jeweilige Risikoprofil, die persönliche Anamnese und familiäre Vorerkrankungen abgestimmt sind. „Wir können sehr stark personalisiert an den Patientinnen und Patienten tätig sein. Das heißt, es ist keine App, die für alle Nutzerinnen und Nutzer gleich ist, sondern sie agiert je nach eingehenden Parametern“, erklärt Christian Hieronimi, Gründer von My on Care.
Dabei werden nicht nur die Krebserkrankung, sondern auch Begleiterkrankungen und Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stressmanagement und soziale Kontakte berücksichtigt. Die App dokumentiert Symptome, erinnert an Termine, ermöglicht Videosprechstunden und leitet in einer sicheren und vernetzten Umgebung Auffälligkeiten sofort an die behandelnde Medizinerin oder Mediziner weiter. Hieronimie fügt hinzu: „Ich sehe, dass künftig viel stärker Patienten fokussiert gearbeitet wird. Damit meine ich, dass Vorsorge personalisiert erfolgt – wir wenden also nicht das Gießkannenprinzip an, sondern setzen auf ein ‚One fits One‘-Prinzip, statt auf ‚One size fits all‘.“ So entsteht ein virtuelles, kollaboratives Krebszentrum.“
Dabei betont Hieronimi auch, worauf es im Leben und bei der Vorsorge jenseits von Apps und Pathways wirklich ankommt: „Das Wichtigste ist, dass man sich mit Freundinnen und Freunden umgibt. In guter Gesellschaft lebt man länger.“ Vorsorge bedeutet damit nicht nur medizinische Maßnahmen, sondern auch füreinander da zu sein.
Politik appelliert zur Nutzung des Angebots
Krebsvorsorge ist auch auf politischer Ebene relevant. So betont ein Ministeriumssprecher des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention: „Krebserkrankungen sind noch immer die zweithäufigste Todesursache. Deshalb werben wir dafür, die Möglichkeiten zur Früherkennung und Vorsorge zu nutzen! Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten dieser wichtigen Untersuchungen, die dazu beitragen, dass Erkrankungen gar nicht erst entstehen oder aber so früh entdeckt werden, dass es gute Heilungschancen gibt.“ Damit wird erneut deutlich: Krebsvorsorge ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein kontinuierlicher Prozess, eine Kombination aus Eigenverantwortung, moderner Medizin und gesellschaftlicher Unterstützung. Dabei zählt jeder einzelne Schritt: sei es die Impfung, die bewusste Lebensweise, der regelmäßige Check-up oder die Nutzung digitaler Begleitung. Mit dem Masterplan Prävention, den Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach Anfang Oktober vorgestellt hat, wollen die Staatsregierung und ein breites Bündnis für Prävention in Bayern die Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, wo immer möglich. Mehr dazu unter www.stmgp.bayern.de/vorsorge/
Gesundheit als Ergebnis bewussten Handelns
Krebsvorsorge ist eine Aufgabe, die jeden von uns betrifft. Sie beginnt bei kleinen Entscheidungen im Alltag, setzt sich in regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen fort und wird durch innovative Technologien unterstützt. Prävention und Früherkennung sind keine abstrakten Konzepte, sondern konkrete Maßnahmen, die Leben retten können. Eine stetige Weiterentwicklung ist hier unabdingbar. Dafür setzt sich auch das Netzwerk der Bayern Innovativ GmbH ein und fördert stetig die Entstehung neuer, innovativer Lösungen, die zeigen, wie zugänglich und praxisnah Krebsvorsorge heute sein kann und wie innovative Ansätze gleichzeitig das Gesundheitssystem stärken und die Gesundheitswirtschaft in Bayern voranbringen. Sie profitieren vom engen Austausch untereinander: Wissen und Erfahrungen werden kontinuierlich weitergegeben, neue Ideen gemeinsam entwickelt und Synergien genutzt. So entstehen Lösungen, die Menschen direkt zugutekommen, die medizinische Versorgung langfristig verbessern und die Innovationskraft der bayerischen Gesundheitswirtschaft nachhaltig stärken.
Der Tag der Krebsvorsorge erinnert daran, dass wir aktiv werden müssen, sollen und vor allem auch können. Wer Verantwortung übernimmt, nutzt die Chancen der Medizin, entlastet das Gesundheitssystem und steigert die eigene Lebensqualität. Am Ende ist Vorsorge kein einmaliger Schritt, sondern ein fortlaufender Prozess, der zeigt: Gesundheit ist das Ergebnis von bewusstem Handeln, professioneller Unterstützung und gesellschaftlichem Zusammenhalt.
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