Wie Wärmepumpen Stromnetze entlasten können

BWP fordert schnelleren Smart-Meter-Rollout und dynamische Netzentgelte für effizienten Betrieb

27.10.2025

Quelle: E & M powernews

Flexibel betriebene Wärmepumpen könnten Kosten für Verbrauchende senken und zugleich den Netzausbau entlasten − vorausgesetzt, Smart Meter werden flächendeckend eingesetzt.
 
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat beim Aachener Energieberatungsunternehmen Consentec ein Gutachten zur Integration von Wärmepumpen in die Stromnetze in Auftrag gegeben und die wesentlichen Ergebnisse am 27. Oktober in einer Online-Konferenz vorgestellt.

Ein Ergebnis der Analyse: ein flexibler Betrieb der Geräte kann sowohl den Strombezug der Haushalte als auch den Investitionsbedarf der Netzbetreiber verringern. Voraussetzung ist allerdings die Möglichkeit, Strombezug und Netzauslastung zeitlich abzustimmen. Der BWP drängte daher bei der Vorstellung der Studie auf die Weiterentwicklung dynamischer Netzentgelte und einen schnelleren Smart Meter Rollout.

Weil die Bedeutung von Wärmepumpen stetig zunimmt, stellt sich laut BWP auch die Frage, wie ihr wachsender Strombedarf und ihre Integration ins Netz kosteneffizient gesteuert werden können. Der BWP habe diese Analyse auch wegen der anhaltenden Diskussion um die Wärmepumpe in Auftrag gegeben, sagte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel bei der Online-Konferenz. Sabel: „Wärmepumpen und andere steuerbare Verbrauchseinrichtungen werden häufig einseitig als Belastung für die Netze gesehen, dabei passen sie als flexible Verbraucher hervorragend in ein modernes Energiesystem, welches zunehmend durch fluktuierende Erzeugung charakterisiert ist.“

Verband fordert beschleunigten Smart-Meter-Rollout

Die Analyse von Consentec zeigt zum einen, dass die Strombezüge von Wärmepumpen flexibel gesteuert und damit an den Belangen des Erzeugungssystems und der Stromnetze ausgerichtet werden können. „Hierdurch lassen sich sowohl Strombezugskosten als auch Netzausbaukosten reduzieren“, erklärte Studien-Mitautor Christian Linke, Senior Consultant bei Consentec. Laut Analyse könnten Betreiber von Wärmepumpen allein durch einen markt- und netzorientierten Betrieb mehrere hundert Euro pro Jahr sparen. Gleichzeitig ließen sich durch den netzdienlichen Einsatz von Wärmepumpen die Investitionen in den Netzausbau um fast ein Viertel verringern.

Damit ein gesamtwirtschaftlich sinnvoll gesteuerter Einsatz der Wärmepumpen funktioniert, müssten Informationen über Stromangebot und Netzkapazitäten allerdings auch zur Verfügung stehen und verarbeitet werden können. „Mit der vorhandenen technischen Infrastruktur ist das oftmals noch nicht möglich“, sagte Linke. Zentraler Hebel sei hierfür die konsequente Weiterentwicklung von Modellen wie dynamischen Netzentgelten, die die lokale Netzauslastung in kurzen Zeitintervallen signalisieren. „In der Praxis bedeutet das: Wärmepumpen können je nach Netzgebiet dann Strom beziehen, wenn viel Wind- oder Solarstrom verfügbar ist oder sich in Zeiten hoher Netzauslastung automatisch zurücknehmen. Das reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch den Bedarf an zusätzlichen Leitungen“, so Energie-Experte Linke. 

Voraussetzung für die volle Nutzung dieser Potenziale sei laut Sabel allerdings eine moderne digitale Infrastruktur. Aber nur in knapp 16 Prozent der verpflichtenden Fälle seien derzeit Smart Meter hierzulande tatsächlich installiert. Der BWP-Geschäftsführer fordert daher einen „beschleunigten“ Smart Meter Rollout. „Damit flexible Tarife und netzorientierter Betrieb flächendeckend funktionieren, müssen Smart Meter zur Selbstverständlichkeit werden“, so Sabel.

Das bestehende zeitvariable Netzentgelt (gem. §14a EnWG Modul 3) sollte außerdem zu einem variablen Netzentgelt weiterentwickelt oder durch eines ersetzt werden, das an der tatsächlichen Netzbelastung orientiert ist, sodass die Flexibilität von Wärmepumpen ihr Potenzial zur Reduktion der Strompreise aber auch der Netzausbaukosten voll entfalten kann. 

„Nur wenn Verbrauch und Netz intelligent miteinander kommunizieren, kann die Wärmepumpe ihr volles Potenzial entfalten und zum Treiber eines modernen Energiesystems werden.“ Den laufenden Diskussionsprozess um die Weiterentwicklung bestehender statisch variabler Netzentgelte hin zu echten dynamischen Netzentgelten unter der Bundesnetzagentur begrüßt der Verband. Er appelliert an die Bundesregierung, gleichzeitig bei den Bemühungen zur Entlastung des Strompreises nicht nachzulassen. 
 
Autorin: Heidi Roider

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