Wie sich dynamische Tarife in der Stromrechnung niederschlagen
Dynamische Stromtarife können Haushalte entlasten – auch ohne E-Auto oder Wärmepumpe lassen sich bis zu 70 Euro im Jahr sparen
28.10.2025
Quelle: E & M powernews
Eine Studie im Auftrag des Stromanbieters Naturstrom beziffert das Sparpotenzial für Haushalte mit dynamischem Tarif. Auch ohne E-Auto oder Wärmepumpe können die Kosten sinken.
Für wen lohnt sich ein dynamischer Stromtarif? Das hat das Beratungsunternehmen „Neon Neue Energieökonomik“ im Auftrag von Naturstrom in einer Kurzstudie untersucht. Die Autoren berechneten für vier Modellhaushalte im Zeitraum von September 2024 bis August 2025 deren Kosten im Falle eines Festpreistarifs und dynamischen Tarifs. Basis für die „stündliche Simulation“ war ein Festpreistarif in Höhe von 33,9 Cent/kWh, der dynamische Tarif variierte im Beobachtungszeitraum zwischen 5 und 133 Cent/kWh. Zudem flossen in die Berechnung zeitvariable Netzentgelte mit ein. Als Blaupause diente das Netzgebiet von Westnetz, „dessen Netzentgelte in etwa dem Bundesdurchschnitt entsprechen“, wie die Studienautoren schreiben.
Für zwei der modellierten Haushalte setzten sie einen Jahresverbrauch von 2.800 kWh an, für die anderen beiden 4.000 kWh. Jeweils ein Haushalt wies tagsüber einen höheren Verbrauch auf, der andere verstärkt in den Morgen- und Abendstunden.
Modelliert wurde auch, wie viel sich mit einem dynamischen Tarif sparen lässt, wenn der Haushalt ein E-Auto, eine Wärmepumpe oder einen Batteriespeicher nutzt. Die Autoren gingen davon aus, dass das E-Auto 5 bis 10 kWh Strom am Tag benötigt und die Wärmepumpe im Schnitt mehr als 15 kWh.
Bis zu 70 Euro im Jahr ohne E-Auto
Unabhängig von der Größe des Haushalts und der Höhe des Stromverbrauchs – für alle untersuchten Haushalte hätte sich der dynamische Stromtarif in den vergangenen zwölf Monaten gelohnt, resümieren die Autoren. „Die Einsparungen für Haushalte ohne Elektroauto oder Wärmepumpe fallen jedoch insgesamt gering aus und betragen nur wenig Prozent der Stromkosten“, heißt es weiter. Unter dem Strich sparten sie 20 bis 70 Euro.
Hat der Haushalt ein E-Auto und wird das Laden an der heimischen Wallbox in Stunden mit niedrigen Strompreisen verschoben, verringern sich die Ladestromkosten im Jahr laut der Studie um 164 Euro. Wenn das Auto hingegen immer sofort geladen wird, sobald es an die Wallbox hängt, bringe der dynamische Tarif keine nennenswerten finanziellen Vorteile.
Mehr als 80 Prozent Ersparnis bei zeitvariablen Netzentgelten
Deutlich steigen kann der Spareffekt durch Vergünstigungen bei Netzentgelten. Der Netzbetreiber Westnetz gewährt demnach einen Rabatt von 169 Euro pro Jahr, wenn er die Ladeleistung zeitweise von 11 auf 4,2 kW begrenzen darf. Würden darüber hinaus zeitvariable Netzentgelte bezogen, können die Stromkosten um mehr als 80 Prozent sinken, so die Modellierung. Die jährlichen Ladekosten reduzierten sich von 537 auf 93 Euro.
Der Betrieb einer Wärmepumpe ist, wie die Autoren betonen, mit dynamischem Stromtarif ohne Flexibilisierung kaum günstiger als mit einem Festpreis. Er wäre aber auch nicht teurer, obwohl die Wärmepumpe vor allem an kalten Tagen mit tendenziell höheren Strompreisen läuft, heißt es. Anders sieht es aus, wenn die Pumpe „intelligent“ heizt. Die Stromkosten für ihren Betrieb liegen dann laut Simulation sechs Prozent unter den Kosten mit Festpreistarif. Über Vergünstigungen bei den Netzentgelten lasse die Ersparnis auf bis zu 28 Prozent erhöhen.
Heimspeicher spart 50 Euro pro Jahr
Ob sich ein Heimspeicher in Kombination mit einem dynamischen Tarif rechnet, hänge „stark von den Kosten und der Dimensionierung des Speichers ab“, so die Experten. Gegenstand ihres Modells war ein Speicher mit 2,4 kW Leistung. Unter Berücksichtigung der Anschaffungskosten ermittelten sie eine jährliche Ersparnis von 50 Euro.
„Ein dynamischer Tarif kann finanziell äußerst attraktiv sein“, sagt Naturstrom-Vorstandsvorsitzender Oliver Hummel. Und weist auf einen weiteren Effekt hin: „Ein intelligent geladenes E-Auto nutzt zu bis zu 42 Prozent Strom, der ansonsten aufgrund negativer Börsenstrompreise abgeregelt worden wäre.“
Die Kurzstudie „Einsparpotenzial für Haushalte durch dynamische Stromtarife“ steht kostenfrei als Download bereit.
Autor: Manfred Fischer
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