Tüv gibt Merkblatt zu Wasserstoff heraus
TÜV-Verband warnt vor Wasserstoffversprödung – neues Merkblatt gibt Fachleuten klare Empfehlungen für den sicheren Betrieb von Wasserstoffanlagen
21.10.2025
Quelle: E & M powernews
Metalle reagieren auf Wasserstoff. Der Tüv-Verband gibt dazu klare Empfehlungen für einen sicheren Anlagenbetrieb heraus.
Der Tüv-Verband in Berlin hat das kostenpflichtige Merkblatt 1276 mit dem Titel „Schädigung metallischer Werkstoffe durch den Einfluss von gasförmigem Wasserstoff – Einführung für Sachverständige“ veröffentlicht. Es richtet sich an Fachleute aus Planung, Prüfung und Betrieb von Wasserstoffanlagen.
Denn viele der bislang gültigen Regelwerke stammen aus einer Zeit, in der hauptsächlich mit konventionellen Gasen gearbeitet wurde und berücksichtigen die besonderen Eigenschaften von Wasserstoff nur unzureichend. Mit der zunehmenden Nutzung des Energieträgers entstehen neue technische Anforderungen, auf die sich Normung und Praxis schrittweise einstellen müssen.
Das Merkblatt fasst den aktuellen Stand des technischen Wissens zusammen und ergänzt bestehende Vorschriften um praxisnahe Handlungsempfehlungen. Ziel sei es, Fachleuten eine klare Orientierung zu geben, um die Sicherheit von Wasserstoffanlagen zu erhöhen, teilte der Tüv mit.
Eine Frage der Werkstoffe
Der Umgang mit gasförmigem Wasserstoff stellt Materialien auf eine besondere Belastungsprobe. Dringt das Gas in ein Metall ein, lagern sich die winzigen Wasserstoffatome zwischen die Metallatome. Dadurch verändert sich die innere Struktur: Das Material wird spröder, verliert an Festigkeit und kann unter Belastung plötzlich versagen. Auch an Schweißnähten kann Wasserstoff wirken. Dort entstehen unter Spannung bevorzugt Risse – ein Effekt, den Fachleute laut Tüv als Spannungsrisskorrosion bezeichnen.
„Wasserstoff kann Metalle im Laufe der Zeit verändern und schwächen“, erklärt Ingo Blohm, Referent für Beschaffenheitsanforderungen und Dampfkesselanlagen beim Tüv-Verband. „Leitungen und Tanks können dadurch Risse bekommen, undicht werden oder im schlimmsten Fall brechen.“ Das Merkblatt beschreibt, wie sich geeignete Materialien auswählen und prüfen lassen, um Wasserstoffanlagen sicher zu betreiben.
„Die Werkstofffrage entscheidet mit über den Erfolg der Wasserstoffwirtschaft“, sagt Blohm. „Unser Ziel ist es, das technische Wissen in klare Empfehlungen für den sicheren Anlagenbetrieb zu übersetzen.“
Autor: Stefan Sagmeister
Das könnte Sie auch interessieren
Bayern Innovativ Newsservice
Sie möchten regelmäßige Updates zu den Branchen, Technologie- und Themenfeldern von Bayern Innovativ erhalten? Bei unserem Newsservice sind Sie genau richtig!