Netzbetreiber fordern Regeln für Wasserstoffnetze

Branchenverband legt aktualisierten Transformationsplan für deutsche Gasverteilnetze vor

02.12.2025

Quelle: E & M powernews

H2 vor Ort hat den neuen Gasnetzgebietstransformationsplan vorgestellt, der die Umstellung der deutschen Verteilnetze auf Wasserstoff beschreibt. 248 Betreiber haben sich beteiligt.

Der Branchenverband „H2vorOrt“ hat am 1. Dezember seinen aktuellen Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) vorgestellt. Der Plan gilt seit vier Jahren als zentrales Instrument für die strategische Weiterentwicklung der kommunalen und regionalen Gasverteilnetze in Richtung Klimaneutralität durch erneuerbare Gase. H2 vor Ort ist ein Zusammenschluss deutscher Gasverteilnetzbetreiber, an dessen Umfrage sich 248 Unternehmen beteiligt haben. Der Verband betont, dass damit nahezu die gesamte Branche im Bericht abgebildet sei.

Die Planungsprozesse seien 2025 weiterentwickelt worden. Gemeinsam mit den Fernleitungsnetzbetreibern hätten die Verteilnetzbetreiber Deutschland erstmals in rund 40 Planungsregionen strukturiert. Laut dem Verband soll diese regionale Gliederung ermöglichen, technologische Anforderungen, Bedarfe von Industrie und Gewerbe sowie die Netztopologie besser aufeinander abzustimmen. Damit entstehe eine Grundlage für Umbaupfade, die in den kommenden Jahren Orientierung geben sollen.

Erste Wasserstoffnetze 2035 in Betrieb

Ein zentrales Ergebnis betrifft die künftige Nutzung der Infrastruktur. Nach Angaben der Branche plant eine Mehrheit der Netzbetreiber, bis 2035 erste Leitungsabschnitte vollständig für Wasserstoff auszulegen, sofern genügend Mengen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig rechne ein großer Teil der Unternehmen damit, dass heutige Netze nur teilweise weitergeführt werden. 

Rund zehn Prozent der Betreiber gehen laut H2 vor Ort von einer vollständigen Stilllegung aus, etwa 60 Prozent von Teilstilllegungen. Im Durchschnitt betreffe das rund ein Viertel der jeweiligen Leitungsbestände. Die verbleibenden Netze würden künftig etwa die Hälfte der heutigen Energiemengen transportieren – allerdings auf Basis klimaneutraler Gase.

Auch die kommunale Ebene bestätigt nach Verbandsangaben diesen Kurs. In einer Befragung von rund 2.000 Städten und Gemeinden bewerten 94 Prozent Wasserstoff und klimaneutrales Methan als festen oder potenziellen Bestandteil der Energieversorgung für Industrie und Gewerbe. Für Haushalte und öffentliche Einrichtungen sehen 77 Prozent weiterhin eine Rolle klimaneutraler Gase im Rahmen der Wärmewende. Laut H2 vor Ort zeige dies, dass die Nachfrage nach alternativen Gasen vorhanden ist und in den regionalen Planungen berücksichtigt werden muss.

Die Branche verweist zudem auf regulatorische Entwicklungen. Die EU-Gasbinnenmarktrichtlinie, die derzeit im Zuge einer Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes in deutsches Recht überführt wird, erfordere neue Vorgaben für Planung und Betrieb. Nach Angaben von H2 vor Ort haben die Netzbetreiber ihre Vorgehensweise frühzeitig angepasst. Dadurch bestehe die Möglichkeit, bereits 2026 erste regionale Transformationspläne bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Diese Pläne sollen den Einstieg in die praktische Umsetzung markieren.

Politik muss gesetzlichen Rahmen jetzt liefern

Der Verband sieht jedoch politischen Handlungsbedarf. Aus seiner Sicht müssen regulatorische Entscheidungen zeitnah getroffen werden, damit die Transformation wirtschaftlich und kundenorientiert erfolgen kann. H2 vor Ort bezeichnet insbesondere Fragen zu Finanzierungsmechanismen als weiterhin offen.

Florian Feller, Vorsitzender von H2 vor Ort, beschrieb in einem Webinar den aktuellen Bericht als weiteren Schritt in der strategischen Weiterentwicklung der Netze. Er hebt hervor, dass die Branche seit 2022 öffentlich darstellt, wie sie ihre Infrastruktur schrittweise an eine klimaneutrale Versorgung anpassen will. Die frühe Orientierung am europäischen Rechtsrahmen ermögliche es aus seiner Sicht, bereits im kommenden Jahr konkrete Pläne vorzulegen. Feller fordert die Politik auf, den Prozess zu unterstützen und ausstehende Entscheidungen zügig zu treffen.


Auch der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) betonte die Bedeutung des Zeitfaktors. Vorstandsvorsitzender Gerald Linke verweist auf Forschungsergebnisse des Verbandes, die zeigen, dass eine Umstellung der Gasnetze auf Wasserstoff möglich ist. Die Erfahrungen aus der bisherigen Umstellung von L-Gas auf H-Gas verdeutlichten jedoch den hohen Zeitbedarf. 

Linke hält ein Jahrzehnt für realistisch, um eine deutschlandweite Transformation umzusetzen. Daher sei ein Start in den frühen 2030er Jahren notwendig, um die Klimaschutzziele bis 2045 zu erreichen. Aus seiner Sicht sollte der Gesetzgeber dies bei der Ausgestaltung von Fristen beachten.

Der Ergebnisbericht 2025 zum Gasnetzgebietstransformationsplan steht im Internet bereit.

Autorin: Susanne Harmsen

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