Ministerium will Netzanschlusslawine aufhalten
Batterie-Großspeicher sollen ausgenommen werden, um Kapazitäten für Industrie, Rechenzentren und E-Mobilität zu sichern
05.12.2025
Quelle: E & M powernews
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) will die Flut von Anträgen für Netzanschlüsse großer Batteriespeicher begrenzen, um Kapazitäten für andere Netzkunden zu sichern.
Mit einer Änderung der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung will das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) in Berlin die rapide wachsende Zahl von Anträgen für Netzanschlüsse von Batteriespeichern regulieren. Laut einem Entwurf sollen Großbatteriespeicher künftig nicht mehr unter diese Verordnung fallen. Das Ministerium will damit verhindern, dass Anträge für Batterien den Anschluss anderer Nutzer wie Rechenzentren und Ladestationen für E-Mobilität behindern.
Bislang mussten Netzbetreiber Anschlussbegehren nach Eingangsdatum und ohne Bewertung der Realisierungswahrscheinlichkeit bearbeiten. Die vorliegenden Anschlussbegehren für Stromspeicher überschreiten aber aktuell die Erwartungen der Netzentwicklungsplanung für die kommenden zwanzig Jahre deutlich. Deshalb hatten sich Stromnetzbetreiber mit der Bitte um Abhilfe an die Regierung gewandt.
Verbandsforderungen aufgegriffen
Auch Energieverbände hatten bereits Änderungen gefordert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte eine Umfrage unter Übertragungsnetzbetreibern und großen Verteilnetzbetreibern durchgeführt (wir berichteten). Demnach liegen derzeit Anträge für Großbatteriespeicher mit einer Bruttoleistung von mehr als 720.000 MW vor. Bereits zugesagte Netzanschlüsse summieren sich nach BDEW-Angaben auf mindestens 78.000 MW. Die angefragte Leistung entspricht mehr als dem Zweieinhalbfachen der heute installierten Erzeugungsleistung in Deutschland.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae sagte: „Speichertechnologien sind zwar wichtig für ein modernes Energiesystem, müssen sich jedoch in das Gesamtsystem einfügen.“ Netze in hohen und mittleren Spannungsebenen stünden wegen des Bedarfs großer Verbraucher wie Rechenzentren, Großwärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Industrie zunehmend unter Druck. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) bewertet die Vielzahl aktueller Anträge für Batteriespeicher kritisch.
Branchenvorschläge
Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz sieht ebenfalls Reformbedarf. Ohne Anpassungen der Verordnung drohe eine Blockade von Anschlusspunkten, warnte CEO Stefan Kapferer schon im Herbst. Nach Einschätzung der vier Übertragungsnetzbetreiber könnte ohne politische Maßnahmen in den kommenden Jahren vielerorts der Anschluss neuer Industriegebiete, Rechenzentren oder Gaskraftwerke ausbleiben. Die Zahl der eingereichten Anträge sei innerhalb kurzer Zeit stark gestiegen, der Großteil davon entfalle auf Batteriespeicher im Übertragungsnetz.
Der BDEW fordert daher eine Anpassung der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung. Großbatteriespeicher ab einer Nennleistung von 100 Megawatt sollten ausgenommen werden, während Pumpspeicherkraftwerke weiter unter die Verordnung fallen sollten. Zudem brauche es transparentere Netzanschlussverfahren als das bestehende First-come-first-served-Prinzip.
Netzkapazität müsse nach wirtschaftlichen Kriterien vergeben werden, wenn die Nachfrage das Angebot überschreite. Auch Überbauung, flexible Vereinbarungen und Reservierungsmechanismen sollten eine größere Rolle spielen.
Autorin: Susanne Harmsen
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