Durch KI errechnete Netzentgelte
Das August-Wilhelm-Scheer-Institut entwickelt mit „DynaNet“ ein KI-basiertes System für dynamische Netzentgelte
11.10.2025
Quelle: E & M powernews
Ein Forschungsprojekt des August-Wilhelm-Scheer-Instituts entwickelt KI-gestützte Netzentgelte, die Netzbelastung und Strompreise dynamisch verknüpfen sollen.
Mit dem Forschungsprojekt „DynaNet“ arbeitet das August-Wilhelm-Scheer-Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi) aus Saarbrücken an einem neuen System für dynamische Netzentgelte. Dynanet will diese Netzentgelte flexibel gestalten, also in Echtzeit anpassen, um Netzengpässe zu vermeiden und Lastverschiebungen zu fördern. Ziel ist nicht, den gesamten Strompreis flexibel zu machen, sondern den Netzentgeltanteil – und damit ein gezieltes Steuerungssignal im Netz zu schaffen. Verbraucher sollen künftig durch variable Preissignale zu einem netzdienlichen Energieverbrauch motiviert werden.
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderte Projekt arbeitet an einem Preissystem, das die Auslastung regionaler Stromverteilnetze abbildet. Prognosen, Netzsteuerungen und Preissignale laufen hierzu in einer digitalen Plattform zusammen. Eine offene Middleware mit standardisierten Schnittstellen soll es Stadtwerken und Energieversorgern ermöglichen, diese Preissignale einzubinden.
Das Herzstück von „DynaNet“ ist ein „FlexPreis“. Er kombiniert Börsenstrompreis, Netzentgelt und Netzauslastung zu einem variablen Tarif. Das System reagiert auf lokale Engpässe und gibt den Nutzern ein Preissignal, wann Stromverbrauch das Netz entlastet. So entsteht ein Anreiz, Energie flexibler und effizienter einzusetzen.
Kim Jost erklärt: „Mit Dynanet machen wir flexible Stromtarife alltagstauglich – ohne technische Komplexität für die Endkunden, aber mit großer Wirkung fürs Energiesystem.“ Laut der Leiterin des Projektes am August-Wilhelm-Scheer-Institut prüfe man gemeinsam mit den Stadtwerken, wie sich das Modell in der Praxis umsetzen lässt und wie Verbraucher auf variable Preise reagieren.
Praxispartner und technologische Basis
Das AWSi arbeitet im Projekt mit mehreren Partnern zusammen, darunter die Hochschule Weserbergland und das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE). Die Stadtwerke Saarlouis stellen das reale Verteilnetz für den Feldversuch bereit und integrieren die neue Preislogik in ihre IT-Systeme. Der Test soll zeigen, ob das Modell technisch funktioniert, wirtschaftlich tragfähig ist und Akzeptanz bei Endkunden findet.
Technologisch basiert Dynanet auf digitalen Zwillingen, die Netzzustand, Lastflüsse und Einspeisung simulieren. Prognosemodelle für Photovoltaik- und Windstrom liefern Echtzeitdaten, um Preissignale passgenau an die aktuelle Netzsituation anzupassen.
Die Laufzeit des Projektes endet Ende Juli 2028. Das Institut will mit Dynanet ein marktfähiges Entgeltsystem entwickeln, das Netzstabilität, Wirtschaftlichkeit und regulatorische Anforderungen zusammenbringt. Besonders Stadtwerke sollen davon profitieren, da sie damit ihre Netze effizienter betreiben und Investitionen gezielter planen können.
Autorin: Davina Spohn
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