Alte Kohlekraftwerke zu Speichern umbauen
Stillgelegte Kohlekraftwerke sollen zu Wärmespeichern werden.
29.10.2025
Quelle: E & M powernews
Das dänische Solarthermie-Unternehmen Aalborg CSP will stillgelegte Kohlekraftwerke in thermische Energiespeicher für Strom aus Wind und Sonne umwandeln.
In Europa stehen zahlreiche Kohlekraftwerke vor dem Aus. Die dänische Firma Aalborg CSP A/S sieht darin keine Altlasten, sondern Potenzial: Statt die Anlagen abzureißen, sollen sie künftig Strom aus erneuerbaren Quellen speichern. CSP steht für solarthermische Kraftwerke (Concentrated Solar Power). Das Unternehmen entwickelt dafür ein Konzept, das die bestehende Kraftwerksinfrastruktur weitgehend erhält und in thermische Speicher umwandelt.
Nach Angaben von Aalborg CSP wächst der Bedarf an Speicherkapazitäten stark, da mit zunehmender Stromerzeugung aus Wind und Sonne die Netzstabilität stärker von flexiblen Speichern abhängt. „Wir sehen in der Umwandlung von Kohlekraftwerken in Energiespeicher eine wirtschaftliche und klimafreundliche Lösung“, sagt Jens Taggart Pelle, Vizepräsident für den technischen Vertrieb bei Aalborg CSP. Eigentümer profitierten von geringeren Stilllegungskosten, neuen Einnahmequellen und einem verbesserten öffentlichen Image.
Salzspeicher statt Kohle
Laut dem Unternehmen lassen sich die meisten Komponenten eines Kohlekraftwerks weiter nutzen. Dampfturbinen, Generatoren und Wärmetauscher bleiben erhalten, während der bisher kohlebefeuerte Kessel durch ein neues System ersetzt wird. Dieses basiert auf sogenannter Power-to-Salt-Technologie: Überschüssiger Strom aus Wind- und Solaranlagen wird in Wärme umgewandelt und in geschmolzenem Salz gespeichert. Bei Bedarf erzeugt das System über ein Dampferzeugersystem wieder Strom.
Die Technik nutzt eine Carnot-Batterie, die das Salz auf rund 565 Grad Celsius erhitzt. Das Salz wird in zwei Tanks gelagert – einem heißen und einem kalten. Wird Energie benötigt, gibt das heiße Salz die gespeicherte Wärme über Wärmetauscher ab und treibt die Turbinen des bestehenden Kraftwerks an. Auf diese Weise kann das umgerüstete Kraftwerk weiterhin Strom und Wärme erzeugen, ohne fossile Brennstoffe zu verbrennen.
Beitrag zur Netzstabilität
Aalborg CSP sieht darin auch einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. „Unsere Speichertechnologie kann das Netz stabilisieren, indem sie Energie aus erneuerbaren Quellen aufnimmt und zu Zeiten hoher Nachfrage wieder abgibt“, so Pelle. Gleichzeitig ließen sich Arbeitsplätze erhalten, da der Betrieb und die Wartung der umgebauten Anlagen neue Beschäftigungsmöglichkeiten böten.
Nach Unternehmensangaben existieren allein in Europa mehr als 250 Kohlekraftwerke, die in den kommenden Jahren stillgelegt werden sollen. Für ihre Eigentümer stellt sich die Frage, ob sich Investitionen in neue Speicherprojekte lohnen. Aalborg CSP argumentiert, dass die Umrüstung bestehender Anlagen kostengünstiger sei als der Bau neuer Speicher. Die vorhandene Infrastruktur könne über viele Jahre weiter genutzt werden.
Wirtschaftliche Chancen
Neben den ökologischen Vorteilen verweist das Unternehmen auf wirtschaftliche Chancen. Durch die Nutzung günstigen Stroms aus erneuerbaren Energien könnten Betreiber Betriebskosten senken und zusätzliche Erlöse durch Systemdienstleistungen erzielen. Auch Arbitragegeschäfte am Strommarkt seien möglich – also der Verkauf von gespeicherter Energie zu Zeiten hoher Preise.
„Unsere Berechnungen zeigen, dass die Umnutzung von Kohlekraftwerken die kosteneffizienteste Lösung ist“, erklärt Pelle. „So können Eigentümer nicht nur Rückbaukosten vermeiden, sondern aktiv an der Energiewende mitwirken.“ Das Konzept sei skalierbar und könne je nach Standortgröße und Netzbedarf angepasst werden.
Aalborg CSP entwickelt seit Jahren Anlagen für Solarthermie und industrielle Wärmespeicherung. Mit dem Ansatz, Kohlekraftwerke in thermische Speicher umzuwandeln, will das Unternehmen seine Technologie nun auf eine größere Systemebene bringen − als Bindeglied zwischen erneuerbarer Stromerzeugung, Netzstabilität und Wärmenutzung.
Autorin: Susanne Harmsen
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