Digitaler Zwilling des eigenen Hofs: Landwirtschaft der Zukunft?
31.01.2025
Interview mit Andreas Dörr, Agraringenieur und Geschäftsführer von Doerr Agrar
Die Klimakrise stellt Landwirte und Landwirtinnen vor vielfältige Herausforderungen. Um den ständig wechselnden Witterungsverhältnissen intelligent zu begegnen und langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, setzt Andreas Dörr, ein visionärer Landwirt und Geschäftsführer von Doerr-Agrar, auf nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und innovative Technologien wie den digitalen Zwilling.

Hierzu hat sich Andreas Dörr mit Esri zusammengeschlossen, um das Konzept des "Digitalen Zwillings" in der Landwirtschaft neu zu gestalten. Dieses Projekt ermöglicht eine Optimierung der landwirtschaftlichen Prozesse durch den Einsatz von 3D-Datenmodellen und GIS-Technologien. Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Nachbildung eines physischen Objekts wie beispielsweise hier der Hof von Andreas Dörr, die kontinuierlich Daten in Echtzeit erfasst und auswertet. In der Landwirtschaft erlaubt diese Technologie eine genaue Überwachung und Steuerung landwirtschaftlicher Abläufe.
Das Projekt wurde von Beginn an von unserem Kompetenz-Netzwerk Digitale Landwirtschaft Bayern (KNeDL) begleitet. Als Mitglied unseres Netzwerks konnte Andreas Dörr wertvolle Kontakte zu Partnern knüpfen, die ihn bei der Verwirklichung seiner Visionen einer smarten Landwirtschaft unterstützen.

„Die Gesellschaft und die Politik erwarten immer mehr von uns Landwirten. Die Digitalisierung soll aus meiner Sicht dabei helfen, dem Landwirt als Entscheidungshilfe – unkompliziert – zur Verfügung zu stehen. Die Digitalisierung muss hierbei vor allem smart sein, nur wenn der Landwirt eine echte Erleichterung bei seiner Arbeit erfährt, wird er diese gerne annehmen.“
Andreas Dörr
Landwirt und Geschäftsführer Doerr-Agrar
Herr Dörr, was hat Sie dazu inspiriert, einen Digitalen Zwilling für Ihren Betrieb zu entwickeln und welche Vorteile sehen Sie?
Andreas Dörr: Ich bin immer auf der Suche nach Anwendungen, die meinen Arbeitsalltag erleichtern, mit denen ich meine landwirtschaftlichen Prozesse effizienter gestalten kann und besser auf Umweltveränderungen reagieren kann. Mit dem digitalen Zwilling kann ich ein Abbild meiner Arbeitsprozesse besser darstellen und planen. Die dreidimensionale Darstellung des eigenen Betriebs hilft zudem den Beruf des Landwirts oder der Landwirtin „digital“ zukunftsfähig zu machen. Am Horizont zeichnen sich KI-basierte Anwendungen und Systeme in der Landwirtschaft ab, die den Umgang mit aufschlussreichen Daten noch weiter verbessern.

Wie sehen Sie die Entwicklung von KI in der Landwirtschaft?
Andreas Dörr: Im Bereich der Landwirtschaft wird KI nie ganze Bereiche ersetzen können, aber unterstützend fungieren. Landwirte und Landwirtinnen sind in der Regel gut vernetzt und wenn entsprechende Anwendungen funktionieren und dem Betrieb helfen, dann ist das Interesse da. An dieser Stelle besteht aber die Gefahr, dass die Digitalisierung große Betriebe weiter voranbringt und kleine Betriebe abhängt. Die Herausforderung wird hier sein, Anwendungen in die Praxis zu bringen, die alle Betriebsgrößen berücksichtigen.
Es wird in der Landwirtschaft viel geforscht, aber wenige Projekte finden den Weg in die Praxis. Welche Lösung sehen Sie da?
Andreas Dörr: Wir benötigen mehr innovative Leuchtturmbetriebe, die verschiedene Technologien auf ihre Praxistauglichkeit testen. Diese Betriebe tragen dann ihre Erfahrungen in die breite Masse. Dies würde für mehr Vertrauen bei den Landwirten und Landwirtinnen sorgen, die sich zum einen mit der Anwendung auseinandersetzen müssen und zum anderen einen hohen Kostenaufwand haben.
Bayerischer Digitalpreis für digitale Pionierarbeit
Andreas Dörr wurde für seine innovativen Ansätze und die erfolgreiche Implementierung des Digitalen Zwillings mit dem Bayerischen Digital Award ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt herausragende Leistungen im Bereich der Digitalisierung und unterstreicht die Bedeutung von Andreas Dörrs Arbeit für die Zukunft der Landwirtschaft.
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