TI-Fachtag in Neustadt an der Aisch: Pflege gemeinsam digital gestalten

05.12.2025

Die digitale Transformation verändert das Gesundheitswesen grundlegend. Sie betrifft Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen ebenso wie Kommunen und lokale Versorgungsstrukturen. Wie dieser Wandel konkret gestaltet werden kann, stand im Mittelpunkt des TI-Fachtags „Digitale Pflege gemeinsam gestalten“, zu dem die Gesundheitsregion Plus Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim gemeinsam mit dem FINSOZ e.V. und der Bayern Innovativ GmbH am 26. November nach Neustadt a.d. Aisch eingeladen hatte. Ziel der Veranstaltung war es, Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der regionalen Gesundheitsversorgung zusammenzubringen, von medizinischem und pflegerischem Personal bis hin zu Kommunalpolitik und sozialen Initiativen. 

Praxisnaher Austausch statt theoretischer Vorträge

In verschiedenen Workshop- und Austauschformaten wurde sich mit praxisnahen Anwendungsfällen der Telematikinfrastruktur (TI) befasst. Dabei rückten unter anderem die Einsatzmöglichkeiten von Kommunikation im Medizinwesen (KIM) für die digitale Kommunikation zwischen Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie der aktuelle Stand und die Perspektiven der elektronischen Patientenakte in den Fokus. Auch Fragen zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für Kommunen wurden intensiv beleuchtet. Die Teilnehmenden erhielten so einen realistischen Eindruck davon, wie analoge Abläufe gemeinsam digital neugestaltet werden können und wo im Alltag bereits heute digitale Lösungen greifen. 

Gemeinsam verstehen, gemeinsam gestalten

Der Fachtag machte deutlich, warum Veranstaltungen dieser Art für die regionale Gesundheitsversorgung so wichtig sind. Die Einführung digitaler Anwendungen gelingt nur, wenn alle beteiligten Akteure vor Ort ein gemeinsames Verständnis entwickeln, voneinander lernen und ihre konkreten Bedarfe einbringen. Gerade im kommunalen Kontext zeigt sich, wie zentral persönliche Begegnung und enger Austausch sind, um Digitalisierung greifbar und praktikabel zu gestalten.  

Die Diskussionen unterstrichen, dass digitale Zusammenarbeit nur funktionieren kann, wenn alle Beteiligten wissen, welche Arbeitsabläufe, Werkzeuge und Kommunikationswege in den anderen Einrichtungen genutzt werden. Diese Transparenz schafft die Grundlage dafür, bisher analoge Prozesse sinnvoll gemeinsam digital weiterzuentwickeln und Schnittstellen zu schaffen, die echte Alltagsentlastung ermöglichen. 

Wege zu effizienter digitaler Pflege

Besonders intensiv wurde die elektronische Patientenakte als Beispiel dafür diskutiert, dass digitale Lösungen ganzheitlich gedacht werden müssen. Daten sollen nicht nur gesammelt, sondern auch genutzt werden. Es muss klar sein, wer wann welche Informationen benötigt und wie diese sinnvoll in die Versorgung einfließen können. Darüber hinaus zeigte sich, dass digitale Transformation nur gelingt, wenn alle Beteiligten offen für den Umgang mit den neuen Anwendungen sind.  

Die Ergebnisse illustrieren, dass erfolgreiche Digitalisierung im Pflege- und Gesundheitsbereich nur durch ein koordiniertes Zusammenspiel aller Akteure realisiert werden kann. Ein tiefgehendes Verständnis für die Arbeitsweisen der jeweiligen Bereiche, die Etablierung einheitlicher Standards sowie die konsequente Nutzung digitaler Instrumente bilden die Grundlage dafür. Ergänzend zeigt sich, dass bedarfsgerechte Schulungen als Grundlage unerlässlich sind, um Kompetenzen aufzubauen und Unsicherheiten abzubauen sowie die Technologie wirkungsvoll in den Praxisalltag zu integrieren und die Pflegekräfte spürbar zu entlasten.  

HighCare Agenda: digitale Pflege strategisch fördern

Die Diskussionen und Erkenntnisse des TI-Fachtags gehen Hand in Hand mit den Ideen, welche der HighCare Agenda des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention zugrunde liegen. Mit diesem Programm hat Bayern eines der ambitioniertesten Programme Deutschlands auf den Weg gebracht. Bis 2028 wird der Freistaat rund 31 Millionen Euro bereitstellen, um die Digitalisierung der Pflege gezielt voranzubringen – denn Pflege soll digital unterstützt sein, damit sie auch in Zukunft menschlich bleiben kann. Durch die technologiegestützte Hilfe können Pflegebedürftige selbstbestimmter leben, Angehörige entlastet werden und Pflegekräfte mehr Zeit in die direkte Betreuung investieren.  

Die HighCare Agenda reagiert auf zentrale Herausforderungen wie den demografischen Wandel und den zunehmenden Fachkräftemangel. Gleichzeitig greift sie die Chancen neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz und Robotik auf, um Pflegeprozesse zu entlasten und qualitativ zu verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei der Gedanke, dass digitale Unterstützung eine Voraussetzung dafür ist, dass Pflege auch in Zukunft menschlich und bedarfsgerecht bleiben kann. 

Ein zentrales Leitmotiv der HighCare Agenda lautet, dass Pflege vernetzt gedacht werden muss. Dazu gehört, dass Wissen geteilt und digitale Kompetenzen dort aufgebaut werden, wo sie benötigt werden - nämlich direkt vor Ort.  

Health Care BY Your Side: Unterstützung in der Region

Ein Grundstein der digitalen Weiterentwicklung in Bayern, aus dem die Veranstaltung des TI-Fachtags hervorgeht, ist das Projekt Health Care BY Your Side. Die Initiative verfolgt das Bestreben, digitale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, das E-Rezept, Videosprechstunden und digitale Pflege- und Gesundheitsanwendungen alltagstauglich und nutzerfreundlich in die Versorgung zu integrieren. Dabei werden sowohl Pflege- und Gesundheitseinrichtungen als auch Bürgerinnen und Bürger gezielt begleitet, etwa durch Schulungen, Informationskampagnen und Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz. Health Care BY Your Side schafft damit ein umfassendes digitales Ökosystem, das digitale Innovationen für alle Beteiligten leichter zugänglich macht und ihre Nutzung im Alltag unterstützt.  

Gemeinsam in die digitale Zukunft

Der TI-Fachtag in Neustadt a.d. Aisch hat gezeigt, welches Potenzial in der gemeinsamen Gestaltung digitaler Prozesse liegt. Er bot Raum für Vernetzung, praxisnahe Einblicke und konkrete Lösungsansätze, die unmittelbar in den regionalen Versorgungsalltag einfließen. Mit seinem breiten Netzwerk in Forschung, Wirtschaft und Gesundheitswesen unterstützt Bayern Innovativ solche Formate aktiv und sorgt dafür, dass neue Ideen und praxisnahe Innovationen nicht im Raum stehen bleiben, sondern direkt in die Versorgung einfließen. So profitieren Pflegekräfte und Patientinnen und Patienten gleichermaßen von den Entwicklungen, während zugleich Bayern als dynamischer, zukunftsorientierter Standort für Gesundheitsinnovationen gestärkt wird. Der Fachtag verdeutlichte auf diese Weise, wie Pflege in Bayern gemeinsam, vernetzt und nachhaltig gestaltet werden kann, getragen von Kooperation, Erfahrungsaustausch und dem Blick für die Praxis.