Textile Kreislaufwirtschaft beginnt beim Design – und endet nicht bei der Faser

01.10.2025

Die Transformation hin zu einer zirkulären Textilwirtschaft ist eine der größten Herausforderungen und zugleich Chancen der Branche. Während sich viele Diskussionen verständlicherweise auf Recyclingtechnologien und Rücknahmeprozesse konzentrieren, liegt ein bedeutender Hebel ganz am Anfang der Wertschöpfungskette: im Design.

Denn was im Produktdesign entschieden wird, bestimmt maßgeblich, ob ein Textil überhaupt recyclingfähig ist – und wenn ja, bis zu welchem Grad. Hier setzt der Ansatz des Design for Recycling (DfR) an: Produkte so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können sowie mit möglichst geringem Aufwand und ohne maßgeblichem Qualitätsverlust.

Das bedeutet konkret:

  • Die Wahl recyclingkompatibler Materialien.
  • Die Vermeidung von Mischfasern, die sich nicht trennen lassen.
  • Der Einsatz sortierfreundlicher Additive.
  • Eine Konstruktion, die eine einfache Zerlegung ermöglicht.

Diese Designprinzipien stehen manchmal im Spannungsfeld mit funktionalen oder ästhetischen Anforderungen. Doch gerade hier zeigt sich: Nachhaltiges Design ist nicht unmittelbar Verzicht, sondern vielmehr eine intelligente Gestaltung – technisch, kreativ und strategisch.

Vom Produkt zum Prozess: Warum Design allein nicht ausreichend ist

So wichtig DfR als Grundlage ist, es entfaltet seinen Nutzen nur dann, wenn es in eine funktionierende Prozesskette eingebettet ist. Das heißt: Recyclingfähigkeit muss dann auch praktisch umsetzbar sein. Dazu gehören:

  • funktionierende Sortiersysteme (z. B. auf Basis optischer Erkennung oder digitaler Marker),
  • industrielle Prozesse zur Faserrückgewinnung,
  • Maschinen, die mit Rezyklaten umgehen können,
  • Abnahmestrukturen für recycelte Fasern.

Zirkularität ist also keine Eigenschaft des Produkts allein, sie ist das Ergebnis koordinierter Prozesse und einheitlicher Standards.
Hinzu kommt: Mechanisches Textilrecycling funktioniert bisher vor allem für sortenreine Stoffe, insbesondere aus Wolle oder Baumwolle. Für komplexere Mischgewebe stoßen bestehende Technologien oftmals an ihre Grenzen. Die Herausforderung besteht daher nicht nur in der Entwicklung neuer technischer Lösungen, sondern auch in der Frage, wie textile Produkte zukünftig gestaltet, dokumentiert und rückverfolgt werden können und sollen.

Einen Blick in die Praxis werfen

Wie all diese Aspekte in einer realen Prozesskette zusammenspielen können, lässt sich im Oktober im Recyclingatelier des ITA Augsburg beobachten. Dort zeigen wir bei einem Vor-Ort-Termin mechanisches Textilrecycling im industriellen Maßstab – von der Sortierung bis zur Spinnerei.

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