So viel konventionelle Leistung geht bis 2028 vom Netz

Bis 2028 gehen 5.696 MW konventioneller Kapazität vom Netz, Neubauten können nur teilweise kompensieren

25.11.2025

Quelle: E & M powernews

Die Netzagentur hat ihre aktualisierte Kraftwerksliste vorgelegt. Daraus geht hervor, wie viel Leistung bis 2028 im Zuge des Kohleausstiegs vom Netz geht.

Die jetzt von der Bundesnetzagentur mit Stand 3. November vorgelegte Kraftwerksliste weist für Deutschland eine gesamte Stromerzeugungsleistung von 273.829 Megawatt (MW) aus. Davon entfallen 87.476 MW auf konventionelle Anlagen einschließlich Pumpspeicher und 186.354 MW auf Erneuerbare-Energien-Anlagen (Details siehe Tabelle ganz unten). Das entspricht mehr als dem Dreifachen der höchsten Netzlast, die in der Regel am frühen Abend eines Werktages in einem Wintermonat erreicht wird. 

Bis 2028 werden insgesamt 5.696 MW an konventionellen Anlagen stillgelegt. Davon entfallen 2.523 MW auf Braunkohle gemäß dem gesetzlichen Reduktionspfad, 279 MW auf Anlagen aus der siebten Ausschreibungsrunde für Steinkohle-Blöcke und Braunkohle-Kleinanlagen, 131 MW auf Anzeigen zur endgültigen Stilllegung, 2.129 MW auf voraussichtliche Stilllegungen nach Auslaufen der Systemrelevanz oder nach Inbetriebnahme eines Ersatzneubaus und 634 MW auf weitere geplante Stilllegungen. 

Dem steht ein erwarteter Zubau an konventioneller Erzeugungsleistung im Zeitraum 2025 bis 2028 von 3.579 MW gegenüber. In dieser Zahl sind die im Bau oder im Probebetrieb befindlichen Anlagen erfasst. Differenziert nach Energieträgern, schlüsselt sich die Neubauleistung wie folgt auf: 1.921 MW Erdgas, 208 MW Pumpspeicher, 1.374 MW Batteriespeicher, 26 MW Abfall und 50 MW sonstige Anlagen auf Basis nicht-erneuerbarer Energieträger. Das bedeutet, dass sich die Kapazität der konventionellen Kraftwerke einschließlich Speicher bis 2028 um 2.117 MW auf 85.358 MW vermindert.

Die zum Zeitpunkt der Jahreshöchstlast gesichert zur Verfügung stehende Leistung ist nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber bei konventionellen Kraftwerken mit mehr als 90 Prozent anzusetzen. Im Unterschied dazu liegt dieser Anteil bei Windenergie unter 10 Prozent und bei Solarenergie bei null. Für Biomasse- und Wasserkraftwerke kann dagegen eine Verfügbarkeitsrate in der Nähe der konventionellen Blöcke unterstellt werden.

Im Ergebnis wird sich − trotz des erwarteten starken Ausbaus von schwankend einspeisenden Wind- und Solaranlagen − die gesicherte Leistung bereits bis 2028 und verstärkt danach wegen des fortgesetzten Kohleausstiegs vermindern. Dem steht eine zu erwartende Erhöhung der Spitzenlast vor allem aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung im Verkehr und im Gebäudesektor gegenüber. 

Ambitionierter Zeitplan für Gaskraftwerks-Ausschreibungen 

Wie berichtet, hatte sich die Bundesregierung über die Kraftwerksstrategie geeinigt. Demnach soll 2026 der Neubau von Gaskraftwerken mit einer Kapazität von bis zu 10.000 MW ausgeschrieben werden. Diese Blöcke sollen bis zum Jahr 2031 in Betrieb gehen und so gebaut werden, dass sie später mit Wasserstoff genutzt werden können.

Gaskraftwerke brauchen in der Regel ein Jahr für die Planung, zwei Jahre für die Genehmigung und drei Jahre für den Bau. Macht in Summe sechs Jahre. Das Zeitfenster für eine Inbetriebnahme 2031 nach einem Zuschlag 2026 ist also eng bemessen.

Autor: Hans-Wilhelm Schiffer