Nachbericht zur siebten Netzwerkkonferenz
„Chatbots, humanoide Roboter & Co. Mensch-Maschine-Interaktion heute und in der Zukunft“
Am 30. Oktober 2025 fand in der historischen Gaszählerwerkstatt in München die siebte Netzwerkkonferenz der Themenplattform Arbeitswelt 4.0 statt – gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und organisiert durch Bayern Innovativ in Kooperation mit der acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Unter dem Leitmotiv „Chatbots, humanoide Roboter & Co. – Mensch-Maschine-Interaktion heute und in der Zukunft“ stand eine zentrale Frage im Fokus:
Wie gelingt eine Arbeitswelt, in der Mensch und Maschine konstruktiv, sicher und sinnvoll zusammenarbeiten?
Die rundum ausgebuchte Veranstaltung brachte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen – und machte eines deutlich: Der Mensch muss bei allen technologischen Entwicklungen im Zentrum stehen.
Bayerns Familien- und Arbeitsministerin und weitere stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf, MdL, stellte bei der Begrüßung klar:
„Wir brauchen Innovation mit Werten – Hightech, aber menschlich und sozial. Die digitale Transformation der Arbeitswelt durch KI und Roboter schafft Innovationen, Chancen, Raum für kreative, neue Ideen und Impulse. Wir sollten keine Angst vor Künstlicher Intelligenz haben! Maschinen werden uns – den Menschen – nicht ersetzen, sondern sollen entlasten. Was wir dazu benötigen, ist das erforderliche Fachwissen. Mit unserem Pakt für berufliche Weiterbildung und den vielfältigen Angeboten unterstützen wir Beschäftigte und Unternehmen dabei, am Ball zu bleiben.“
Keynote: Zukunftsarbeit mit Künstlicher Intelligenz und Robotik gestalten
Dr. Matthias Peissner (Fraunhofer IAO) eröffnete die Konferenz mit einer inspirierenden Keynote zum Potenzial von KI und Robotik. Im Zentrum stand seine Kernthese: KI und Robotik eröffnen enormes Potenzial. Ihr Wert liegt nicht allein in der Automatisierung menschlicher Arbeit, sondern in der Erweiterung menschlicher Fähigkeiten. Nur durch diese Technologien lassen sich neue Grenzen des Machbaren verschieben und nachhaltiges Wachstum fördern.
Er machte deutlich, dass man bei der Zusammenarbeit im Team, die KI als zusätzliches Team-mitglied sehen kann. Sie kann Ideen einbringen, Daten analysieren und Prozesse unterstützen – die Verantwortung aber bleibt beim Menschen. Studien zeigen: Die besten Ergebnisse entstehen durch echte Mensch-Maschine-Kollaboration. Sein Fazit: KI und Robotik können helfen, dem steigenden Fachkräftebedarf zu begegnen, die Produktivität zu erhöhen und Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten – ihr Ziel ist es nicht, den Menschen zu ersetzen, sondern seine Fähigkeiten sinnvoll zu erweitern.
Mensch und Maschine im Team
Prof. Dr. Elisabeth André (Universität Augsburg) beleuchtete, wie KI unsere Beziehung zu Maschinen grundlegend verändert: Wir sollten uns von KI inspirieren lassen – nicht von ihr ersetzen. Sie zeigte anschaulich, dass Mensch und KI sich gegenseitig ergänzen: Mal erkennt der Mensch Fehler, mal die KI. Entscheidend sei, zu wissen, wann man der KI vertrauen kann – und wann nicht.
Kriterien für menschengerechte KI formulierte sie klar: Vertrauenswürdigkeit, Schutz des Individuums, sinnvolle Arbeitsteilung und förderliche Arbeitsbedingungen.
Funktionale humanoide Robotik
Mit dem humanoiden 3D-Druck-Roboter pib wurde Robotik greifbar. Dr. Jürgen Baier (isento GmbH) warb für ein funktionales Verständnis humanoider Robotik: Humanoid heißt nicht menschenähnlich, sondern menschengerecht.
pib demonstrierte live, wie ein zugänglicher, vielseitiger und erweiterbarer Roboter aussehen kann, der sich an menschliche Arbeitsumgebungen anpasst.
Vision von isento: Humanoide Roboter als alltägliche Werkzeuge und zuverlässige Partner.
Grenzen der KI erkennen
Prof. Dr. Sabine Pfeiffer (FAU Erlangen-Nürnberg) sensibilisierte für die Risiken generativer KI: Vertrauen in KI setzt eigenes Fachwissen voraus. Sie warnte davor, KI-Ergebnisse unreflektiert zu übernehmen – gerade bei hochspezialisierten Themen. Lernende Systeme könnten sich sogar verschlechtern, wenn sie aus KI-generierten Daten lernen.
Ihr Appell: Nur kritisches Denken und Erfahrung ermöglichen eine verantwortungsvolle Nut-zung von KI.
Human-in-the-loop
Anna Kopp (Microsoft Deutschland) erinnerte daran, dass Menschen KI kontinuierlich korrigieren, trainieren und beaufsichtigen müssen: Nur mit Human-in-the-loop wird KI zu einer verlässlichen Unterstützung im Alltag.
Durch kluge Arbeitsteilung entsteht Raum für Kreativität, während Routineaufgaben effizient abgegeben werden können.
Paneldiskussion: Vertrauen, Teilhabe und Zusammenarbeit
In der lebhaften Diskussion wurde deutlich: Fortschritt ist Gemeinschaftsarbeit.
- Robotik und Automatisierung sichern Wohlstand, gleichzeitig fordert die KI aber dazu auf, die Komfortzone zu verlassen.
- KI hat die Fähigkeit, gute menschliche Arbeit zu beschleunigen.
- Bildungs- und Qualifizierungsangebote müssen vorangetrieben werden, um Ängste abzubauen und Mut zu machen.
- Je geringer das Wissen über KI, desto größer die Vorbehalte.
- Kooperation, Austausch und Begeisterung für neue Technologien sind die Schlüsselfaktoren, um Innovation verantwortungsvoll und erfolgreich in Unternehmen zu verankern. Erfolgreiche Mensch-KI-Teams basieren auf Vertrauen, klar definierten Rollen und fundiertem Fachwissen.
Exponate: Zukunft zum Anfassen
Interaktive Stationen machten sichtbar, wie Robotik, Chatbots und assistive Technologien heute bereits eingesetzt werden – von humanoiden Robotern über intelligente Assistenzsysteme bis hin zu lernfähigen Dialoglösungen. Die Teilnehmenden konnten selbst ausprobieren, wie intuitiv moderne Systeme reagieren und wie sie Arbeitsprozesse erleichtern.
Key Learnings der Netzwerkkonferenz
- Der Mensch bleibt das Zentrum aller Entwicklungen.
Technologie muss sich an menschlichen Bedürfnissen orientieren, nicht umgekehrt. - Zukunftskompetenzen entscheiden über die Qualität der Transformation.
Ohne Weiterbildung, Fachwissen und kritisches Denken kein verantwortungsvoller KI-Einsatz. - Mensch-Maschine-Kollaboration schlägt Automatisierung.
Die besten Ergebnisse entstehen durch Teams aus Menschen und KI – mit klaren Rollen. - Vertrauen braucht Transparenz.
KI muss nachvollziehbar, sicher und korrekturbedürftig bleiben. - Humanoide Robotik wird alltagstauglich.
Dank Mechatronik, KI und 3D-Druck werden Roboter zu vielseitigen Helfern. - Fortschritt gelingt nur gemeinsam.
Kooperation, Austausch und Teilhabe sind der Schlüssel zu menschengerechter Innovation.
Fazit: Eine starke Vision für die Arbeitswelt von morgen
Die siebte Netzwerkkonferenz setzte ein deutliches Signal:
Sie wird von Vertrauen, Kompetenz und verantwortungsvoller Gestaltung geprägt. KI und humanoide Robotik eröffnen neue Freiräume – doch sie ersetzen nicht, was den Kern von Arbeit ausmacht: menschliche Kreativität, Urteilsvermögen und Miteinander.
Die Diskussionen, Impulse und Exponate machten Mut, die Transformation aktiv zu gestalten – technologieoffen, lernbereit und menschengerecht.