Kurzzeitspeicher mindern Bedarf an Backup-Kraftwerken
Kurzzeitspeicher könnten in Deutschland bis zu 30.000 MW fossile Reservekraftwerke ersetzen und die Versorgungssicherheit in Dunkelflauten erhöhen
28.10.2025
Quelle: E & M powernews
Laut einer Analyse von Ecostor können Kurzzeitspeicher die Versorgungssicherheit in Dunkelflauten deutlich erhöhen und den Bedarf an fossiler Reserveleistung spürbar senken.
Batteriespeicher können die Stromversorgung in Deutschland stabilisieren, auch bei Dunkelflauten mit wenig Sonne und Wind. Das zeigt eine Analyse des Unternehmens „ECO STOR“ aus Kirchheim bei München vom 28. Oktober. Die Untersuchung basiert auf einem energieökonomischen Optimierungsmodell namens „PyPSA“, das reale Wetter- und Erzeugungsdaten über mehrere Jahre berücksichtigt.
Demnach könnten bereits 60.000 MW installierte Kurzzeitspeicher mit einer Kapazität von zwei bis vier Stunden den Bedarf an gesicherter Backup-Leistung um 15.000 bis 20.000 MW senken. Steige die installierte Speicherkapazität auf 100 GW, würde sich der Bedarf um bis zu 24.000 MW reduzieren.
Das Modell bildet das Zusammenspiel von Windenergie, Photovoltaik, Batteriespeichern und steuerbaren Kraftwerken im deutschen Stromsystem ab. Grundlage der Analyse war das Ausbauziel der Bundesregierung für das Jahr 2030 mit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien. Ziel war es, den Einfluss verschiedener Speicherleistungen auf die erforderliche Reservekapazität zu bestimmen.
Energiewende effizienter gestalten
„Zuverlässige Großbatteriespeicher sind der Schlüssel zu mehr Kosteneffizienz in der Energiewende“, sagt Ecostor-Geschäftsführer Georg Gallmetzer. „Wenn wir dieses Flexibilitätspotenzial ausschöpfen, können wir auf bis zu 30.000 MW an Backup-Kraftwerken verzichten. Das macht das Energiesystem robuster und senkt die Gesamtkosten.“
Kurzzeitspeicher gleichen kurzfristige Schwankungen im Stromnetz aus und reduzieren Spitzen in der Residuallast. Dadurch sinkt der Bedarf an fossilen oder steuerbaren Kraftwerken. Für längere Phasen ohne Wind und Sonne sind ergänzende Lösungen wie Langzeitspeicher, Stromaustausch mit Nachbarländern oder eine flexible Nachfrage erforderlich.
Online-Tool zu Energiewendeszenarien
Gallmetzer betont, dass über Großspeicher noch immer viele Vorurteile kursierten. Die Daten zeigten jedoch klar, dass Großspeicher bis zu 30 Prozent der benötigten Backup-Kraftwerke wirtschaftlich und verlässlich ersetzen können. „Sie stabilisieren das Netz täglich und erhöhen die Effizienz des Stromsystems“, so Gallmetzer.
Besonders groß sei der Nutzen in frühen Phasen des Speicherausbaus. Schon geringe installierte Kapazitäten steigerten die Flexibilität des Stromsystems deutlich. Mit zunehmendem Ausbau sinke der Bedarf an fossiler Reserveleistung weiter.
Mit der Analyse und einem frei zugänglichen Online-Tool will Ecostor die Diskussion über die Rolle von Speichern in der Energiewende versachlichen. Das interaktive Modell ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, eigene Szenarien zu Windenergie, Photovoltaik, Speicherleistung und Stromnachfrage zu simulieren und deren Einfluss auf die Residuallast nachzuvollziehen.
Die vollständige Ecostor-Analyse steht als PDF zum Download bereit.
Autorin: Susanne Harmsen