Industrieabwärme für Bestandsnetze am sinnvollsten

10.10.2025

Quelle: E & M powernews

Industrieanlagen, Rechenzentren und Elektrolyseuren erzeugen Abwärme, die oft ungenutzt bleibt. Eine neue Analyse zeigt, wo sie sich besonders lohnt und welche Netze davon profitieren.
 
Wie groß das ungenutzte Potenzial industrieller und technischer Abwärme ist, verdeutlicht eine neue Untersuchung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). Sie zeigt, unter welchen Bedingungen sich der Einsatz wirtschaftlich rechnet. Besonders kontinuierliche Quellen wie Rechenzentren sind demnach attraktiv, da der sogenannte Systemwert der Abwärme höher sein kann als die Erschließungskosten. 

Der Systemwert beschreibt das Einsparpotenzial bei den Gesamtkosten des Wärmenetzes, wenn Abwärme genutzt wird. In Neubaunetzen liegt dieser laut EWI zwischen 1,9 und 3,3 Cent/kWh, in Bestandsnetzen zwischen 3,1 und 4,6 Cent/kWh. Der Unterschied ergibt sich, so erklären es die Autoren, aus den höheren Vorlauftemperaturen in bestehenden Netzen, die den Einsatz von Großwärmepumpen teurer machen. Damit steigt der Wert der eingespeisten Abwärme.

Die Untersuchung des EWI basiert auf drei typischen Abwärmeprofilen: Industrie, Rechenzentrum und Elektrolyseur. Die Ergebnisse zeigen: Abhängig von Temperatur, Entfernung zum Netz und Auslastung unterscheiden sich die wirtschaftlichen Chancen deutlich. Es gilt: Je höher die Auslastung und je kürzer die Transportwege, desto geringer fallen die Kosten pro Kilowattstunde bereitgestellter Abwärme aus.

Rechenzentren mit stabilen Temperaturen

Rechenzentren liefern laut den Kölner Analysten eine gleichmäßige und dauerhaft verfügbare Wärmequelle. Selbst wenn die Temperatur für Bestandsnetze angehoben werden muss, bleibe die Nutzung oft wirtschaftlich. Industrieabwärme dagegen zeichne sich zwar durch ein hohes Temperaturniveau aus, sei aber in vielen Fällen unregelmäßig verfügbar. Das führe zu höheren Kosten bei der Nutzung. Dagegen wiesen Elektrolyseure zwar niedrige Temperaturen und ein schwankendes Profil auf, ließen sich jedoch bei geringen Entfernungen und in Neubaunetzen wirtschaftlich integrieren.

Ann-Kathrin Klaas, die die Analyse gemeinsam mit Maximilian Walde und Tobias Leibfritz erarbeitet hat, betont: „Der spezifische Systemwert der Abwärme sinkt mit steigendem Anteil an der Wärmenachfrage, da zuerst die teuersten Erzeugungsanlagen ersetzt werden.“ Deshalb komme es auf eine gezielte Kombination von Wärmequellen an.

Bedeutung für die kommunale Wärmeplanung

Für Kommunen stuft das EWI seine Erkenntnisse als besonders relevant ein. Die Nutzung von Abwärme könne in der kommunalen Wärmeplanung eine wichtige Rolle spielen, wenn die jeweiligen Eigenschaften der Quellen systematisch analysiert würden. Industrieabwärme eigne sich vor allem zur Dekarbonisierung von Bestandsnetzen mit hohen Vorlauftemperaturen. Rechenzentren und Elektrolyseure könnten hingegen einen Beitrag zur Versorgung neuer, niedrigtemperierter Netze leisten.

Die Studie „Abwärmenutzung in Fernwärmenetzen – Modellgestützte Analyse des Systemwerts exemplarischer Abwärmeprofile“ ist im Rahmen der „Förderinitiative Wärmewende“ der Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln entstanden.

Die Studie „Abwärmenutzung in Fernwärmenetzen − Modellgestützte Analyse des Systemwerts exemplarischer Abwärmeprofile“    lässt sich über die Internetseite des EWI downloaden.
 
Autorin: Davina Spohn