Quelle: Energie & Management Powernews, 05. August 2022
Für die ehrgeizigen Klimaschutzziele und den Ersatz fossiler Energiequellen bleibt der Zubau von Windkraftanlagen in Deutschland weiter zu gering. Laut Branche fehlen Genehmigungen.
Die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hat am 4. August ihre ausführliche Analyse des Windkraftzubaus im ersten Halbjahr 2022 vorgelegt. Demnach wurden in 13 Bundesländern 238 Neuanlagen mit 976 MW Leistung in Betrieb genommen, am meisten davon in Schleswig-Holstein. Der Zubau bleibt damit knapp auf Vorjahresniveau. Vor allem im Süden Deutschlands verstärken sich bestehende Probleme.
„Es wird höchste Zeit, dass einige Bundesländer, allen voran Bayern, ihre Ablenkungsmanöver in der Energiepolitik endlich beenden“, mahnte der Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Hermann Albers. Die fast täglichen Rufe nach Laufzeitverlängerungen für Kernkraft oder einem neuen Anlauf beim Fracking aus München sollten nur von dem eigentlichen Problem ablenken, dass Bayern über Jahre hinweg den Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung im eigenen Bundesland behindert hat, so Albers. Dies kritisiere inzwischen selbst die bayerische Energiewirtschaft.
Bayern bleibt unterversorgt
Im ersten Halbjahr wurden in Bayern nur drei neue Windenergieanlagen genehmigt, drei neue Anlagen gingen ans Netz. Es brauche jetzt dringend eine Kurskorrektur bei der Windenergie, appellierte Albers. „In Bayern wären 4,6 Prozent der Landesfläche für die Windenergie nutzbar“, sagte er. Der Zubau schwächele jedoch auch in Sachsen und Hessen. Laut der Auswertung der FA Wind gingen dort im ersten Halbjahr nur zwei neue Anlagen ans Netz, im ebenfalls sehr verbrauchsintensiven Baden-Württemberg nur fünf. Bei den Genehmigungen falle das Bild differenzierter aus, da zumindest Hessen 46 Anlagen im ersten Halbjahr 2022 neu genehmigt wurden.
Der BWE-Präsident sieht bei der Sicherung des Zubaus nun vor allem die Bundesländer am Zug, da der Bund die Ausbaukorridore ausreichend erweitert habe. „Bis Ende 2021 befanden sich Windenergieprojekte im Umfang von rund 10.000 Megawatt noch im Genehmigungsverfahren“, erinnerte Albers. „Wir appellieren dringend an die Länder, diese Projekte noch bis Ende des laufenden Jahres zu entscheiden.“ Damit könne das Ausschreibungsvolumen von 12.800 MW für 2023 befüllt werden und so die Energiewende sicher auf Kurs gebracht werden. Bis 2030 sollen 80 % des deutschen Stroms erneuerbar erzeugt werden, heute sind es rund 50 %.