aCar mobility: Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern

24.07.2018

In vielen Ländern Afrikas prägen Hunger und Armut den Alltag der Menschen. Das Projekt „Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern – aCar mobility“ will mit einem visionären Fahrzeugkonzept die Mobilitätsbedürfnisse der Bewohner in den ländlichen Bereichen der Sub-Sahara-Regionen erfüllen. Die Fahrzeuge mit spezifischer IT-Ausstattung sollen den Bewohnern zu einem besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Informationen verhelfen.

aCar mobility Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern – aCar mobility. (Bildnachweis: TUM)

Die Initialzündung für ein Kooperationsprojekt beruht nicht selten auf einem Zufall. So auch der Startschuss für die Realisierung von aCar mobility - einer Vision des Wissenschaftlers Prof. Dr. Markus Lienkamp . Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München (TUM) und Mitglied im Beirat des Clusters Automotive, verfolgt seit Längerem die Idee, ein Mobilitätskonzept und ein entsprechendes modulares Fahrzeug für entlegene Regionen Afrikas zu entwickeln. Ein Gespräch am Rande des von Bayern Innovativ durchgeführten Kongresses „Forum Life Science“ im März 2013 führte zu einem wichtigen Kontakt: Der Sprecher des Clusters Automotive Prof. Dr. Josef Nassauer empfahl Prof. Lienkamp mit John Gregg, dem Vizepräsidenten der African Health and Agri Foundation AHAF Kontakt aufzunehmen, der zu dieser Zeit in Europa nach Kooperationspartnern für Universitäten wie in Nigeria suchte, um an einer Fahrzeugentwicklung für Afrika mitzuwirken.

Bereits im April 2014 konnte die TUM ein erstes Designkonzept vorstellen. Ein entsprechender Förderungsantrag wurde Ende 2015 von der Bayerischen Forschungsstiftung genehmigt. Somit stand dem Start des Forschungsprojektes aCar mobility nichts mehr im Wege.

Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern:
Ziele des Projekts "aCar mobility"

Breites Einsatzspektrum
Ziel des Projektes ist es, die speziellen Marktanforderungen im Sub-Sahara-Afrika zu identifizieren und in ein geeignetes Fahrzeugkonzept zu übersetzen. Das abgeleitete Fahrzeug soll ohne fossile Ressourcen vor Ort gefertigt werden, ein breites Einsatzspektrum haben und viele in anderen Fahrzeugen nicht gegebene Funktionen beinhalten, wie etwa die Nutzung als Energiequelle, Kommunikationsmittel und mobile Bildungseinrichtung.

Das Fahrzeuggerüst des aCar ist mit verschiedenen Technologien kombinierbar; dies ergibt eine hohe Multifunktionalität. Die modulare Bestückung maximiert den Nutzen für die Endverbraucher und reduziert gleichzeitig den Forschungsaufwand und Investitionsrahmen. Verschiedene Businessmodelle für die Finanzierung der Module – wie Kauf, Miete, Tausch und Verleih – steigern die Effizienz und senken zudem die Kosten für den Verbraucher.

Lokal produziert
Ein für Afrika entwickeltes Fahrzeug sollte höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen, also Kriterien wie Umweltauswirkungen, Rohstoffauswahl und -aufbereitung, Stoffkreisläufe sowie soziale Standards beachten. Dazu gehören Materialien für Bauteile und Komponenten aus nachwachsenden Roh- und Verbundstoffen, die lokal hergestellt und beschafft werden können. Somit kann auch bei der Produktion hoher Stückzahlen ein großer Teil der Wertschöpfung in betreffenden Ländern erfolgen.

Mit dieser Zielsetzung muss bereits in der Konzeptdefinition geprüft werden, welche fertigungstechnischen Rahmenbedingungen gegeben sind. Die vergleichsweise niedrigen Löhne vor Ort senken die Produktionskosten und somit auch die Gesamtkosten des Fahrzeugs. Wird das Know-how für die Herstellung etabliert, kann es zu einem späteren Zeitpunkt für Reparatur und Wartung der Komponenten und Fahrzeuge genutzt werden. Dies schafft neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse in der Zielregion –in der Produktion ebenso wie durch die vielfältige Nutzung der Fahrzeuge.

Hilfe zur Selbsthilfe
Bereits 2016 war der erste von zwei Demonstratoren im Aufbau und der Rahmen des Fahrzeugs nahm Form an. „Doch genau jetzt ist die Zeit der Kompromisse angebrochen – mit jeder Idee oder Bauteilauslegung wird der vorhandene Bauraum begrenzter“, so Prof. Dr. Lienkamp.

Ein wasser- und staubresistentes Tablet ist als mobile Bildungseinrichtung nutzbar, dient aber primär der Bedienung des Fahrzeugs. Eine speziell dafür programmierte App kommuniziert über CAN Bus mit dem Fahrzeug; zusätzlich ist es möglich, die App auf dem eigenen Smartphone zu installieren und zu nutzen. „Mit dem Fahrzeugkonzept möchten wir in Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, freut sich Prof. Dr. Lienkamp.

Breit gefördert
Das Forschungsprojekt „Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern – aCar mobility“ ist ein gutes Beispiel, wie Bayern Innovativ mit seinen Dienstleistungsangeboten Wirtschaft und Wissenschaft gezielt vernetzt. Das Projekt der Technischen Universität München TUM hat ein Gesamtvolumen von 1,86 Millionen Euro und wird von der Bayerischen Forschungsstiftung mit 923.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert. Begleitet wird das Projekt von wissenschaftlichen Partnerinstituten an der TU München, der Universität Bayreuth und der Hochschule Rosenheim sowie den sechs Industriepartnern African Health & Agricultural Foundation, Fresscale GmbH, Hirschvogel Automotive Group, McKinsey & Company Inc., Otto SPANNER GmbH sowie Schnupp GmbH & Co. Hydraulik KG.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.acar-mobility.com http://www.acar-mobility.com
www.forschungsstiftung.de

Ihr Kontakt

Dr. Andreas Böhm