Solarbranche wird Marke von 200.000 MW installierter Gesamtleistung knacken

Solarindustrie vor Meilensteinen

Quelle: Energie & Management Powernews, 12. Mai 2022

Der Ausbau der Solarenergie muss schneller als bisher vorangehen, wenn Deutschland seine Ziele erreichen will. Die größte Herausforderung sieht der BSW dabei nicht im Fachkräftemangel.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in Kürze mehrere Meilensteile überschreiten werden“, sagte Carsten Körnig, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) anlässlich der Eröffnung der Fachmesse Smarter E Europe in München. Noch im Jahr 2022, so die Prognose, könnte die Solarbranche weltweit die Marke von 200.000 MW installierter Gesamtleistung überschreiten. Und auch bei der weltweit kumulierten Leistung warte ein neuer Rekord: die könne in Kürze die Terrawatt-Marke erreichen. 

Besonders erfreulich aus deutscher Sicht sei dabei, dass Deutschland sowohl bei der installierten PV- Gesamtleistung (60.600 MW) als auch beim PV-Zubau 2021 (6.000 MW) klar unter den Top 10 weltweit liege. Dabei sei der Zubau 2021 sowohl im Heimsegment (+39%) als auch im Bereich der Solarparks (+72%) „sehr positiv“ ausgefallen. Die gut gefüllten Auftragsbücher der Branche ließen hier auch für 2022 einen weiteren Anstieg erwarten, sagte Körnig. Einzig die Gewerbedächer seien „eine kleine Problemzone“, hier erwartet die Branche nach einem Zubaurückgang in 2021 nun eine stagnierende Entwicklung. 

Korrelierend mit dem Zuwachs beim Ausbau der Heim-PV-Anlagen halte auch der Boom bei den Solarstromspeichern an. 413 000 gebe es mittlerweile in Deutschland, ein Plus von 60 % sei hier allein im vergangenen Jahr zu verzeichnen gewesen. 

50 Prozent heimische Wertschöpfung als Ziel

Damit die Entwicklung auch in Zukunft positiv verlaufe und das Ziel der Regierung, erreicht werde, die installierte PV-Leistung bis 2030 auf 215.000 MW zu verdreieinhalbfachen, sei vor allem eines wichtig: stabile Rahmenbedingungen und klare Signale aus der Politik, sagte Körnig. Insbesondere bei der Frage der Flächenzuweisung bestehe noch Handlungsbedarf. 

Zwar sei auch der Fachkräftemangel ein großer Thema in der Branche, er sehe allerdings noch großes Potential in den lokalen Elektrobetrieben. Hier fingen viele gerade erst an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Es sei naheliegend, dass Handwerker, die bereits eine Ausbildung haben, sich im Bereich Photovoltaik fortbilden und so einen Teil der Fachkräftelücke schließen. 

Auf die Frage, ob angesichts der derzeitigen Lieferkettenprobleme überhaupt die notwendigen Komponenten für einen schnellen Ausbau zur Verfügung stünden, verwies Körnig noch einmal auf den massiven Ausbau der vergangenen Jahre: „Das zeigt, dass sich die Produktionskapazitäten weltweit schnell genug skalieren lassen. Momentan können die Komponenten nicht schnell genug geliefert werden, aber das ist kein strukturelles Problem“. 

Mit Sicherheit müsse man sich angesichts der momentanen Entwicklungen aber Gedanken darüber machen, ob es klüger sei, sich unabhängiger zu machen. Absolute Autarkie sei dabei aber − auch im Hinblick auf das Exportgeschäft − nicht erstrebenswert, „Ich halte es für sehr sinnvoll, etwa die Hälfte der Kapazitäten, die wir europaweit brauchen, hier aufzubauen. Und vor allem auch Fertigungsketten zu schließen“, sagte Körnig. Momentan sei man von einem solchen 50-Prozent-Ziel aber weit entfernt, einige Teile, wie zum Beispiel Wafer, würden überhaupt nicht in Europa gefertigt, andere Teile nur zu minimalen Bruchteilen des tatsächlichen Bedarfs. Grundsätzlich sei es aber so, dass viele Unternehmen der Branche sehr bereit seien, sich (wieder) in Europa anzusiedeln.

Autorin: Katia Meyer-Tien