Bundesnetzagentur und Industrie beratschlagen Konsequenzen möglicher Erdgas-Engpässe

Wie viel Gas bekommt die Industrie im Krisenfall?

Quelle: Energie & Management Powernews, 21. März 2022

Die Bundesnetzagentur trifft Vorbereitungen für den Fall eines russisches Erdgas-Embargos. Dem Vernehmen nach führt sie Gespräche mit der Industrie.

Wer weiter versorgt wird, wenn das Gas knapp wird, steht außer Frage. Haushaltskunden und soziale Einrichtungen schützt der Gesetzgeber besonders, sie werden im Krisenfall vorrangig beliefert. Unweigerlich träfe es Industrieunternehmen. Falls die russische Regierung die Gaslieferungen nach Deutschland einstellt, käme die Bundesnetzagentur nicht umhin, für einen Großteil der Industrie die Gasversorgung zu drosseln oder auszusetzen. Die Frage, die im Raum steht: Welche würde es treffen? 

Genau darüber spricht jetzt offenbar die Bundesnetzagentur mit der Industrie. Wie verschiedenen Medien berichten, haben sich Vertreter der Behörde und des Wirtschaftsministeriums mit Vertretern des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Freitag, 18. März, getroffen. Auch einzelne Unternehmen sollen bereits in der Runde vertreten gewesen sein. Worüber im Einzeln geredet wurde, war nicht zu erfahren. Es soll jedoch bereits darum gegangen sein welche Firmen notfalls als erste vom Gasnetz abgeklemmt werden. 

Wer kann am ehesten sparen?

Wie eine aktuelle Studie des BDEW zeigt, wäre die Industrie von einem Embargo massiv betroffen. Das kurzfristige Einspar- und Substitutionspotenzial bei Erdgas liegt demnach insgsamt gerade einmal bei 8 %. Der größte Verbrauchssektor Chemie käme nur auf 4 %. „Die chemische Industrie nimmt unter den erdgasintensiven Wirtschaftszweigen eine Sonderstellung ein, da Erdgas nicht nur zur Erzeugung von Prozesswärme genutzt, sondern in beträchtlichem Umfang als Rohstoff eingesetzt wird“, heißt es. 

Etwas größere, kurz- bis mittelfristig erschließbare Potenziale sehen die BDEW-Volkswirte in der Nahrungsmittelindustrie und in der Metallerzeugung mit jeweils rund 13 %. „In Branchen, wo Erdgas eher für Niedrigtemperaturprozesse wie Raumheizung und Warmwasser genutzt wird, bestehen tendenziell höhere Einsparpotenziale. Allerdings weisen diese Branchen geringere absolute Verbräuche auf, was entsprechend die quantitativen Einsparpotenziale vermindert“, geben die Experten zu bedenken.

Autor: Manfred Fischer