Energiewende - Wärme und Verkehr gehören dazu

Autor: Dr. Roger Corradini, Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (Stand: April 2017) Das deutsche Projekt „Energiewende“ ist eines der herausforderndsten Projekte von Gesellschaft und Politik. Dennoch sind bisher nur Teilerfolge zu verzeichnen. Die Anstrengungen des Umbaus scheinen sich ausschließlich auf einen Sektor zu beschränken. So setzt sich auch im aktuellsten Bilanz-Jahr 2015 ausschließlich der Trend eines weiter steigenden Anteils regenerativer Stromerzeugung in Deutschland fort.

Zwischen 2012 und 2015 konnte eine Erhöhung des EE-Anteil von 23,7 % auf 32,6 % bei in etwa konstant bleibendem Strombedarf erreicht werden (siehe Abb. 1).

Deutlich weniger positiv stellt sich die Situation im Wärme- und Verkehrssektor dar. Der Anteil regenerativer Wärmeerzeugung stagniert seit Jahren auf deutlich geringerem Niveau – bei etwa 13 %. Noch geringer ist der regenerative Anteil im Verkehrssektor mit rund 5 %. Es kann somit festgehalten werden, dass entgegen der Erfolge im Stromsektor eine Verkehrswende oder Wärmewende weiterhin nicht zu erkennen ist.

Während der Endenergieverbrauch im Stromsektor in etwa gleicher Größenordnung liegt wie beim Verkehrssektor, wird für die Wärmeversorgung mehr Energie verbraucht als für die anderen beiden Sektoren zusammen. Somit kommt der „Wärmewende“ eine besondere Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende in Deutschland zu. Die Potenziale hierfür sind erheblich, aber auch deutlich vielschichtiger und daher nicht so offensichtlich wie im Stromsektor. Im Sinne einer Energierationalität, die vernünftige (ratio) und wirtschaftliche (rationell) Aspekte gleichermaßen berücksichtigt, kann letztlich nur eine ganzheitliche Energiewende über alle Sektoren zum Erfolg führen.

Endenergieverbrauch nach Sektoren in TWh
Abbildung 1: Endenergiebereitstellung in TWh nach Sektoren und regenerative Anteile 2012 bis 2015 (Bildnachweis: FfE)