Quelle: Energie & Management Powernews, 11. März 2022
Um Erneuerbare-Anlagen seltener abregeln zu müssen und zugleich Netzausbaukosten verringern zu können, empfiehlt eine Studie dezentrale Elektrolyseure mit einer Kapazität von 5.000 MW.
"Wir plädieren dafür, dezentrale Elektrolyseure in die nationale Wasserstoffstrategie mit aufzunehmen"“, sagte Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation Green Planet Energy, am 11. März bei einer virtuellen Pressekonferenz. Denn solche dezentralen Elektrolyseure würden die Energieausbeute aus Wind- und Solaranlagen verbessern, das Energiesystem resilienter machen und würden Netzausbaukosten sparen.
Dies zeigt eine neue Studie "Netzdienliche Wasserstofferzeugung" des Reiner Lemoine Instituts (RLI) im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy (vormals Greenpeace Energy), die am 10. März vorgestellt worden ist. Nach den Ergebnissen dieser Studie eignen sich für einen netzdienlichen Betrieb besonders Elektrolyseure mit einer Spitzenleistung von bis zu 5 MW. "Solche Elektrolyseure können flexibel auf das fluktuierende Dargebot an Wind- und Solarstrom und Steuersignale der Verteilnetzbetreiber reagieren. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität und Versorgungssicherheit. Das Energiesystem wird so effizienter, resilienter und kostengünstiger“, erklärte RLI-Geschäftsführerin Kathrin Goldammer.
Bis zu 13,7 Mrd. kWh grüner Wasserstoff pro Jahr möglich
Wie Goldammer auf der Konferenz erläuterte, könnten netzdienliche kleine Elektrolyseure – je nach Ausbau der erneuerbaren Energien – in Summe bis zu 13,7 Mrd. kWh grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Das sei rund die Hälfte der von der Bundesregierung für das Jahr 2030 geplanten heimischen Produktionsmengen von grünem Wasserstoff. "Sie können in Gebieten mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien und lokalen Überschüssen von Wind- und Sonnenstrom netzdienlich und wirtschaftlich betrieben werden", ergänzte sie. Die Studie hat dafür Gebiete herausgearbeitet, die dafür in Fragen kommen könnten.
"Die neue Studie zeigt, dass diese unser künftiges erneuerbares Energiesystem stärken können. Parlament und Bundesregierung müssen dafür nun aber auch den passenden rechtlichen Rahmen schaffen", sagte Keiffenheim. Daher sollte die Bundesregierung jetzt die Weichen stellen für die Installation von 5.000 MW netzdienlicher Elektrolyseure bis zum Jahr 2030.
Keiffenheim: "Daher sollten diese Ausbauziele in der Wasserstoffstrategie festgelegt werden". Zudem sollten die Netzbetreiber passende Standorte erarbeiten und die Bundesnetzagentur sollte daraufhin eine Karte vorlegen, aus der die geeigneten Standorte für solche Elektrolyseure auch hervorgehen.
Auch wenn nach Studienlage solche dezentralen Anlagen wirtschaftlich an geeigneten Standorten betrieben werden könnten, empfehlen "wir eine Anschubförderung", so Keiffenheim weiter. Und zwar maximal für die ersten 3.000 MW. Diese sollten über eine Ausschreibung vergeben werden. Eine befristete Förderung über sogenannte Contracts for Difference (CfDs) soll laut Green Planet Energy eine rasche Installation netzdienlicher Elektrolyseure anschieben. CfDs könnten für eine Übergangszeit die Preisdifferenz zwischen grauem und grünem Wasserstoff ausgleichen.
Weitere Elektrolyseure würden dann marktgebtrieben entstehen, so Keiffenheim. Der Zubau dezentraler Elektrolyseure werde nach seiner Ansicht vor allem von kleinen und mittelständischen, lokal verankerten Unternehmen und Stadtwerken getragen werden. "Weil aktuell aber noch diverse Risiken den wünschenswerten Hochlauf hemmen, halten wir eine befristete Anschubförderung für sinnvoll."
Die 64-seitige Studie "Netzdienliche Wasserstofferzeugung" steht auf der Internetseite der Green Planet Energy eG als PDF zum Download bereit.
Autorin: Heidi Roider