Agora Energiewende

Eine Datenschatztruhe zu Strombedarf und -angebot

Autor: Prof. Dr. Jochen Fricke, Cluster Energietechnik (Stand: April 2018) Wer immer schon wissen wollte, wieviel elektrische Leistung wir in Deutschland benötigen, aus welchen Kraftwerken der Strom kommt, wieviel Strom ex- und importiert wird und was Strom an der Börse kostet, erhält bei www.agora-energiewende.de zeitlich aufgelöst und graphisch aufbereitet die gewünschte Information. Wie dieses Internet-Angebot funktioniert, wollen wir im Folgenden erläutern und damit auch unsere Wertschätzung für diesen wichtigen Service zum Ausdruck bringen. Betrachten wir in Abbildung 1 die Stromerzeugung durch die diversen deutschen Kraftwerke und den Stromverbrauch in Deutschland - willkürlich ausgewählt -  zwischen 17. und 27. März 2018. Abzulesen ist, dass Wasserkraftwerke im gezeigten Zeitraum mit nur etwa 1.6 (rechts) – 2.6 (links) GW am Netz waren. Biomasse-Kraftwerke stellten etwa 5.5 GW elektrische Leistung zeitlich konstant zur Verfügung. Onshore-Windkraftwerke stützten das Netz - stark fluktuierend - mit minimal 0.5 GW und maximal 34 GW,  Offshore-Windkraftwerke mit maximal 4.5 GW. Photovoltaik(PV)-Kraftwerke erbrachten zu Mittagszeit maximal 25 GW, nachts natürlich 0 GW. Der Verbrauch schwankte zwischen etwa 41 und 79 GW. Konventionelle Kraftwerke stellten etwa 42 bis 52 GW bereit.

Agora Energiewende Abb. 1
Abbildung 1. Strombedarf sowie bereitgestellte elektrische Leistung aus regenerativen Kraftwerken; auf den Agora-Seiten sind die hier gezeigten Daten interaktiv abgreifbar (Bildnachweis: Agora-Energiewende).

Lernen können wir aus der Graphik auch, dass die Strom-Versorgung Deutschlands allein mit den regenerativen Quellen noch eine Illusion ist, zumal die Leistung von Wind- und Solar-Kraftwerken extrem fluktuiert. Besehen wir uns Abbildung 2. Hier sehen wir die im gewählten Zeitraum bereitgestellte aufaddierte Leistung der regenerativen Kraftwerke fluktuierend zwischen 8.5 bis 53 GW sowie die der konventionellen Kraftwerke mit 42 bis 52 GW. Das Leistungs-Angebot überstieg die Nachfrage um maximal 16 GW. Die Strom-Spotpreise schwankten stark. Am 18. März, bei einer regenerativen Leistung von 53 GW, lag der Preis bei etwa minus 3 Cent/kWh. Es gab an diesem Tag mehr Strom-Angebot als Stromnachfrage und Abnehmer bekamen 3 Cent/kWh bezahlt. Am 19./20 März sank die regenerative Leistung auf nur 15 GW und der Strompreis stieg auf 10 Cent/kWh. Ansonsten pendelte der Preis um etwa 5 Cent/kWh.

Agora Energiewende Abb. 2
Abbildung 2. An der linken Skala abzulesen: Bedarf an elektrischer Leistung (rote Kurve), Leistungsbeiträge der Regenerativen (grün) und der konventionellen Kraftwerke (blau); an der rechten Skala abzulesen sind die Strompreise (Bild: Agora-Energiewende).

Das Problem des Leistungsüberschusses wurde durch Strom-Export gelöst, und zwar mit maximal 16 GW (Abbildung 3). Österreich nahm uns maximal 7 GW ab, Frankreich 5 GW und die Niederlande 3 GW. Importiert wurde Strom mit maximal 5 GW Leistung, vor allem aus Dänemark und Tschechien mit jeweils maximal 2 GW. Übers Jahr 2017 gerechnet, wurden etwa 97 TWh exportiert und etwa 37 TWh importiert, der Export-Saldo beträgt also etwa 60 TWh. Dies entspricht etwa 10 % unserer Stromerzeugung von 654 TWh im vergangenen Jahr.

Agora Energiewende Abb. 3
Abbildung 3. Unser Stromexport (Balken nach oben) überwiegt den Stromimport (Balken nach unten) bei weitem; die mit unseren Nachbarn ausgetauschten Leistungen sind durch farbige Balken gekennzeichnet; die durchgezogene Kurve zeigt den Saldo (Bildnachweis: Agora-Energiewende).

Wer nun stellt diese Daten zur Verfügung? Agora Energiewende besteht aus einem ca. 30-köpfigen Team, wurde 2012 gegründet und ist eine gemeinsame  Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Die Stiftung Mercator ist eine private Stiftung, u.a. mit dem Klimaschutz als gesellschaftspolitisches Ziel. Dr. Patrick Graichen ist der Direktor der Agora. Die Arbeit der Agora konzentriert sich auf den Stromsektor. Dabei spielen Klimaschutz, Ausbaustrategien, Effizienz, Versorgungssicherheit und Lastmanagement eine zentrale Rolle. Die Agora war im antiken Griechenland der zentrale Versammlungsort einer Stadt, auf dem Befund und Entwicklung des Gemeinwesens be- und verhandelt wurde. Ein derartiger Ort will Agora Energiewende im Hinblick auf die Energiefragen von heute und morgen auch in unserem Land sein. Erwähnt werden sollte noch, dass der ehemalige Direktor von Agora Energiewende, Rainer Baake, von 2014 bis 2018 als Staatssekretär für Energie im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie tätig war.