Was macht die Koordinierungsstelle Additive Fertigung?
21.12.2020
Die Additive Fertigung, auch als 3D-Druck bekannt, bietet fantastische Möglichkeiten, um komplexe Bauteile zu produzieren. Hierbei handelt es sich definitiv nicht um einen kurzweiligen Trend. Vielmehr sollten sich alle Unternehmen mit dem Thema beschäftigen, um künftig schnell und effizient zu produzieren. Im nachfolgenden Interview erklären unsere Kollegen Tina Johnscher und Dr. Tobias Zehnder, wie sie Firmen beim Einstieg in den 3D-Druck mit ihren Tätigkeiten bei der Koordinierungsstelle Additive Fertigung unterstützen.

Warum ist die Additive Fertigung für den Wirtschaftsstandort Bayern wichtig?
Dr. Tobias Zehnder: Die Additive Fertigung bietet ein enormes Markt- und technologisches Entwicklungspotenzial für alle produzierenden Unternehmen. Im Zusammenhang mit der Additiven Fertigung werden wichtige Trends diskutiert und bearbeitet, wie z. B. die Massenindividualisierung von Produkten, die Dezentralisierung sowie Digitalisierung der Produktion oder die Funktionsintegration in Bauteile und neue Designmöglichkeiten. Diese Themen zeigen, dass es für produzierende Unternehmen wichtig ist, sich spätestens jetzt mit dem Einsatz der Additiven Fertigung zu beschäftigen. Je mehr Firmen dies tun, umso besser für den Wirtschaftsstandort Bayern.
Warum wurde die Koordinierungsstelle Additive Fertigung 2018 ins Leben gerufen?
Tina Johnscher: Wir unterstützen als Knotenpunkt in Bayern dabei, die Additive Fertigung in Unternehmen erfolgreich zu implementieren. Die Herausforderung dabei ist, dass die Additive Fertigung viele verschiedene Technologien umfasst. Angefangen z. B. beim Fused-Filament-Fabrication-Verfahren, mit dem auch klassische Home-3D-Drucker arbeiten bis hin zu elektronenstrahlbasierten Verfahren, die für Hochleistungslegierungen genutzt werden. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es demnach, alle Akteure rund um die additive Prozesskette aus Wirtschaft und Wissenschaft zu vernetzen. Das gelingt uns insbesondere durch unsere diversen Veranstaltungsformate, die eine hervorragende Austausch- und Vernetzungs-Plattform bieten.
Dr. Tobias Zehnder: Ergänzend dazu stellen wir auf unserer Website www.additive-bavaria.de umfassende Informationen rund um die Additive Fertigung bereit, damit die Technologie noch stärker ins Bewusstsein der Unternehmen kommt. Außerdem ist es uns ein Anliegen, Projekte in der Additiven Fertigung anzustoßen – sowohl hinsichtlich der Industrie als auch der wissenschaftlichen Einrichtungen. Hierbei unterstützen wir, indem wir Partner vermitteln und zu Fördermitteln beraten.
Warum ist die Vernetzung so wichtig für den Ausbau der Additiven Fertigung in Bayern?
Tina Johnscher: Es ist häufig so, dass Unternehmen, die sich für die Technologie interessieren, gar nicht wissen, wie sie den Einstieg angehen sollen. Fehlendes Know-how lässt sich am besten gemeinsam aufbauen. Manche Unternehmen brauchen z. B. nur einzelne additiv gefertigte Teile und dazu braucht man in der Regel nur einen guten Dienstleister. Man muss nicht alles selbst machen. Und genau bei dieser Vermittlung der richtigen Partner helfen wir.
Dr. Tobias Zehnder: Die Vermittlung von passenden Partnern spielt auch dann eine Rolle, wenn ein ausgewähltes Verfahren den Leistungskatalog der Firma noch nicht konkret abbilden kann. Für die Weiterentwicklung des Verfahrens braucht es dann starke Partner. Diese kann man beispielsweise auf unserer interaktiven Landkarte finden. Die Karte bildet verschiedene bayerische Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette – sowohl aus Wissenschaft als auch aus Wirtschaft – ab. Und so können Unternehmen auch selbst auf die Suche gehen.

Sollten sich auch KMUs mit dem 3D-Druck beschäftigen?
Tina Johnscher: Da sprichst Du einen wichtigen Punkt an. Viele traditionelle Mittelständler sind derzeit noch zurückhaltend, wenn es um die Einführung des 3D-Drucks im eigenen Unternehmen geht. Warum sollte man sich auch damit beschäftigen, wenn die Firma mit ihren aktuellen und bewährten Produktionsmethoden gut läuft? Trotzdem muss man in die Zukunft blicken und bedenken, dass bereits einige Unternehmen – insbesondere in der Medizintechnik – die Technologie erfolgreich implementiert haben. Gerade weil sie ermöglicht, individuelle Produkte schnell und effizient herzustellen. Zudem gehen Experten davon aus, dass der 3D-Druck in den nächsten 10 bis 15 Jahren in der Massenfertigung vieler Branchen als fester Bestandteil etabliert wird. Also, lieber Trends rechtzeitig erkennen und entsprechend handeln, als den Anschluss verpassen.
Mit welchen Anliegen melden sich die Menschen bei Euch zum Thema 3D-Druck?
Tina Johnscher: Das ist ganz unterschiedlich. Wir werden z. B. von vielen Forschungseinrichtungen und Universitäten angesprochen, die das Thema gerne noch intensiver erforschen und ihre Ideen an Industriepartner herantragen möchten. Genauso häufig melden sich Firmen, die Partner mit einem bestimmten Produktionsverfahren suchen. Aber besonders gefreut habe ich mich, als ich mal auf einer Messe von einem Berufsschullehrer angesprochen wurde, der auf der Suche nach Unterrichtsmaterialien für seine Schüler war. Sein Ziel war es, bereits Berufsanfängern die Bedeutung des 3D-Drucks in der Produktion zu vermitteln. Das fand ich großartig! Gerade vor dem Hintergrund, dass oft die mangelhafte Aus- und Weiterbildung im Bereich der additiven Fertigung kritisiert wird.
Das Interview führte Dr. Kord Pannkoke, Leiter Business Development bei der Bayern Innovativ GmbH.
Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:
Additive Fertigung – Nur was für Nerds?
Die Antwort unserer Experten Tina Johnscher und Dr. Tobias Zehnder von der Koordinierungsstelle Additive Fertigung lautet ganz klar: NEIN!
Warum sich jedes produzierende Unternehmen mit dem Thema beschäftigen sollte, erklären sie Ihnen ausführlich im Podcast. Gleich anhören!
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