NiM: "Club der Erfolgreichen"

23.10.2019

Wir haben mit Dr. Hannes Zapf von der Zapf KG über die aktuellen Herausforderungen der Massivbau-Branche gesprochen. Im Interview erklärt er, wie diese „Risiken“ zugleich Chancen darstellen und warum Netzwerke für die Zukunft unentbehrlich sind.

Herausforderungen Massivbau Dr. Hannes Zapf im Interview mit unserer Kollegin Judit Soneira. (Bildnachweis: Werbers Büro GmbH)

Herausforderungen und Chancen der Massivbau-Branche

Welche Herausforderungen stehen dem Massivbau bevor?
Dr. Hannes Zapf: Die erste große Herausforderung ist es, die Digitalisierung in der weitgehend mittelständischen Bauwirtschaft gemeinsam schnell genug zu bewältigen. Hier ist die gesamte Wertschöpfungskette betroffen. Zudem sind im Baugewerbe viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tätig. Bis ein Bauwerk erstellt ist, sind unterschiedliche Professionen und Firmen in mehreren Phasen daran beteiligt. Die Digitalisierung kann nur gelingen, wenn alle Bereiche der Wertschöpfungskette miteinbezogen werden. In dieser Konstellation ist das eine Besonderheit und eine Herausforderung zugleich. Darüber hinaus ist es notwendig, genügend Nachwuchs für die Baubranche zu gewinnen. Damit dies gelingt, muss mehr in die Ausbildung von Nachwuchskräften investiert werden - sowohl in der Lehre als auch im Hochschulbereich.

Sie haben bereits die Digitalisierung und den Fachkräftemangel erwähnt. Diese Themen sind einerseits Herausforderungen, gleichzeitig bieten sie auch Chancen für den Massivbau. Wie schnell werden sie den Massivbau beeinflussen?
Dr. Hannes Zapf: Die Digitalisierung hat bereits begonnen. Im Planungsbereich beispielsweise etabliert sich Building Information Modeling (BIM), also digitale Datenstrukturen, die von den Bauträgern über deren Planer bis an die Baustelle gemeinsam genutzt werden. Da die Bauwirtschaft so kleinteilig ist, ist es besonders wichtig, dass diese Entwicklung und somit die Durchdringung der Branche beschleunigt wird. Abstimmungen über jede der einzelnen Wertschöpfungsstufen hinweg, also vom Bauträger über die Baufirmen und Baustoffindustrie bis hin zum Baustoffhandel sind daher höchst notwendig.

Würden sie einen Bereich besonders hervorheben?
Dr. Hannes Zapf:  Also die Digitalisierung auf der Baustelle ist deutlich herausfordernder als in anderen Bereichen. Das liegt daran, dass auf der Baustelle nicht nur Menschen und Maschinen zusammenarbeiten, sondern auch noch die Witterung eine Rolle spielt.

Innovationen in der Massivbau-Branche

Denken Sie, dass Innovationen dazu beitragen, die Herausforderungen zu bewältigen?
Dr. Hannes Zapf: Auf jeden Fall können und müssen Innovationen dazu beitragen, dass die bayerische Bauwirtschaft im Massivbau mit an der Spitze bleibt. Diese Sparte ist weitreichend und wettbewerbsfähig – und das ist natürlich für die gesamte bayerische Wirtschaft wichtig. Dazu muss die Robotik noch mehr Einzug finden und gemeinsame digitale Strukturen von Daten etabliert werden, die die Voraussetzung für die Robotik darstellen. Hinzu kommt die Ausbildung in den Handwerksbetrieben und an den Hochschulen, die parallel verändert werden müssen, damit auch hier die modernen Prozesse und Innovationen schnell genug einbezogen werden können. Auch die Ressourcenschonung wird immer wichtiger. Bevor ein neues Gebäude erbaut wird, wird in vielen Fällen zunächst ein altes abgerissen. Das bedeutet, dass wir zusätzlich die Herausforderung zu bewältigen haben, die Reststoffe aus den Abrissen besser zu recyceln – oder sogar upzucyclen.

Sie haben gerade über die Relevanz des Recyclings gesprochen. Denken Sie, im Zuge dessen, dass die Ressourcenknappheit in Bayern schon zu spüren ist?
Dr. Hannes Zapf: Wir haben ja in Bayern den großen Vorteil, dass wir von der Geologie her Unmengen an mineralischen Baustoffen und Rohstoffen haben. Insofern haben wir keine wirkliche Ressourcenknappheit, was die Rohstoffe angeht. Die Notwendigkeit des Recyclings ergibt sich eher daraus, dass es auch gesellschaftspolitisch immer schwieriger wird, die Rohstoffe, obgleich noch verfügbar, dann für die Nutzung der Rohstoffgrundstücke auch genehmigungsrechtlich zugänglich zu machen. Die Akzeptanz der Gesellschaft nimmt dafür einfach ab. Es macht also Sinn, Rohstoffe, die man gewonnen hat, in langen Lebenszyklen aufzustocken und somit den Prozess noch nachhaltiger zu gestalten.

Kommen wir wieder zu den Innovationen zurück. Denken Sie, dass die bayerischen Unternehmen auf solche Entwicklungen vorbereitet sind?
Dr. Hannes Zapf: Ich glaube, dass die grundsätzliche Bereitschaft, Innovationen umzusetzen, da ist. Es ist eher eine Umsetzungsfrage in der Breite. Bei der Forschung und Entwicklung neuer Technologien sind Einzelunternehmen, Hochschulen oder Forschungsinstitute tätig. Deswegen braucht es Plattformen, wie das Netzwerk innovativer Massivbau , das verbands- und wertschöpfungsübergreifend agiert, um gemeinsam herauszustellen, wie Innovationen über den gesamten Prozess umgesetzt werden können. Ziel ist es, die Beteiligten zu vernetzen und gemeinsam die Umsetzung der Innovationen voranzubringen.

Netzwerk innovativer Massivbau

Wie kann ein bayernweites Netzwerk im Massivbau helfen, Firmen zu unterstützen und die Branche fit für die Zukunft zu machen?
Dr. Hannes Zapf: Ich bin überzeugt, dass das Netzwerk innovativer Massivbau quasi der Club der Willigen und der Erfolgreichen ist. Ich bin der Meinung, dass die Akteure im Massivbau zukünftig noch enger zusammenarbeiten müssen, um langfristig erfolgreich zu sein. Das Bewusstsein hierfür wächst in der gesamten Branche. Deshalb gehe ich davon aus, dass unser Netzwerk in Zukunft wachsen wird. Es bietet eine herausragende Plattform, um mit unterschiedlichen Firmen, die Innovationen entwickeln sowie mit Forschungsinstituten und Hochschulen, einfacher und schneller in Kontakt zu treten.

Vielen Dank für das Interview Herr Zapf!

Erfahren Sie mehr in unserer Broschüre!

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