Naturstein: Nachhaltiges Baumaterial aus Altmühlfranken

18.03.2022

Der Abbau von Solnhofener Plattenkalk, Jura-Kalkstein und Dolomit ist nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für die Region Altmühlfranken, die Steine überzeugen auch durch eine gute Ökobilanz. Nicht allen in der Region ist das bewusst. Das will das Netzwerk Naturstein Altmühlfranken (NNA) durch seine Arbeit ändern.

Im Süden von Mittelfranken befindet sich das größte Kalksteinvorkommen Deutschlands. Dort werden seit Jahrzehnten Solnhofener Plattenkalk und Jura-Kalkstein – weitläufig besser bekannt als Jura-Marmor – abgebaut. Das Traditionsprodukt ist auch heute sehr gefragt: Die Steine werden unter anderem für Fassaden, Fensterbänke, Boden- und Wandbeläge sowie im Garten- und Landschaftsbau als Mauersteine für Trockenmauern, Pflaster und Böden verwendet. Diese werden je nach Schichthöhe als Zier- und Stützmauern im heimischen Garten sowie auch als Hangabstützung in Ortsdurchfahrten, Autobahnen und Eisenbahnstrecken verwendet. Auch als Schotter- und Splittprodukte im Straßenbau sind sie unverzichtbar. Wegen ihrer Vielseitigkeit sind Natursteine „made in Altmühlfanken“ zudem so beliebt, dass sie auch weltweit für prestigeträchtige Bauprojekte eingesetzt werden, beispielsweise für die Hudson-Yards-Skyline in New York und den Al Hamra Tower in Kuwait.

Naturprodukt mit überzeugender Ökobilanz

Doch nicht nur durch Qualität, auch in Sachen Nachhaltigkeit können Kalksteine überzeugen: Im Gegensatz zu anderen Baumaterialien sind Steine ein Naturprodukt, das nicht erst unter hohem energetischem Aufwand hergestellt werden muss. Außerdem weisen sie eine hohe Recyclingquote auf. Nach Angaben des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden e. V. liegen die Kosten des Energieverbrauchs zur Be- und Verarbeitung von Naturwerkstein bei lediglich 3,3 Prozent des Produktionswerts. Auch Regionalität ist ein wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor. Lange Transportwege fallen weg, wenn die Natursteine für lokale Bauprojekte eingesetzt werden. Die Renaturierung von stillgelegten Steinbrüchen spielt zudem eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt: Dort siedeln sich unterschiedliche, zum Teil bedrohte, Tier- und Pflanzenarten an und bereichern das Ökosystem vor Ort. Die Steinbrüche werden zu Lebensräumen für Vogelarten wie Wanderfalken, Uhus, Kolkraben, Mauerläufer oder Dohlen. Auch Kleingewässer entstehen regelmäßig während des Abbaubetriebs. Sie übernehmen wichtige Funktionen für die biologische Vielfalt und sind Lebensraum für Becher-Azurjungfer, Gelbbauchunke oder Bergmolch. Die stillgelegten Steinbrüche werden also nicht zu Brachland, denn die Natur erobert sich diese Flächen zurück.

Netzwerk Naturstein: Gemeinsam mehr erreichen

Dass vor ihrer Haustür ein wahrer Schatz liegt, ist den Gemeinden und steinverarbeitenden Unternehmen in der Region bewusst. Um die öffentliche Wahrnehmung für das Qualitätsprodukt Naturstein zu schärfen und die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern, haben sie sich 2015 unter der Federführung des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen zum Netzwerk Naturstein Altmühlfranken (NNA) zusammengeschlossen. Mit dabei sind zum einen die regional ansässigen Steinbetriebe Franken-Schotter, Schotter- und Steinwerk Weißenburg, Solnhofen Stone Group GmbH, Max Balz GmbH & Co., die Vereinigten Marmorwerke Kaldorf GmbH sowie der Förderverein Ausbildung für moderne Natursteinausbildung in Eichstätt e.V. Zum anderen die STEINreichen5-Gemeinden Langenaltheim, Mörnsheim, Pappenheim, Solnhofen und Treuchtlingen, die Marktgemeinde Titting, der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und der Landkreis Eichstätt. Koordiniert wird das Netzwerk vom Cluster Neue Werkstoffe der Bayern Innovativ GmbH, die als Innovations- und Wirtschaftsförderin reichlich Know-how im Netzwerkmanagement mitbringt.

Doch kann ein Netzwerk aus Wettbewerberinnen und Wettbewerbern überhaupt funktionieren? „Ja klar“, zeigt sich Netzwerkkoordinatorin Sabine Thümmler von Bayern Innovativ überzeugt. „Um für eine positive Wahrnehmung des Naturprodukts Stein zu sorgen und potenzielle Nachwuchskräfte zu gewinnen, müssen die Unternehmen und Gemeinden zusammenarbeiten. Gemeinsam ist man einfach erfolgreicher.“ Schließlich wüssten nicht alle in der Region, dass die Natursteinvorkommen einzigartig seien und dass es sich bei der zugehörigen Industrie um einen nachhaltigen Wirtschaftszweig handle.

Wanderausstellung 2022

Um sich auszutauschen, treffen sich die beteiligten Gemeinden und Unternehmen regelmäßig und planen öffentlichkeitswirksame Aktionen. Für 2022 ist beispielsweise eine Wanderausstellung geplant, in der unterschiedliche Natursteine sowie deren Verarbeitung und Einsatzgebiete vorgestellt werden. Starten wird die Ausstellung im Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen und im Anschluss an verschiedenen Stationen in der Region Halt machen. Als geeignete Ausstellungsorte haben die Organisierenden unter anderem Schulen sowie öffentlich frequentierte Orte in den beiden Landkreisen im Blick: Schließlich gilt es, das Interesse und die Begeisterung vor allem junger Menschen zu gewinnen.

Werden Sie Teil des Netzwerks Naturstein

Ist Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation in der Steinindustrie tätig und im Landkreis Eichstätt oder Weißenburg-Gunzenhausen ansässig? Wollen Sie sich gemeinsam mit uns für eine positive Wahrnehmung des Naturprodukts einsetzen und die Zukunft der Branche sichern? Dann melden Sie sich bei unserer Netzwerkkoordinatorin Sabine Thümmler oder der jeweiligen Wirtschaftsförderung vor Ort. Wir freuen uns auf tatkräftige Unterstützung!

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