Innovative Innenraumkonzepte mit neuen Materialien

14.05.2019

Adaptive, sich dem Benutzer anpassende Funktionen und nutzerfreundliche, intuitiv bedienbare Funktionsbereiche werden in die Oberflächen von Cockpit oder Türverkleidungen integriert – und machen das Interieur so zum Erlebnisraum. Dies stellt Designer und Entwickler jedoch vor besondere Herausforderungen. Mit neuen Materialien lassen sich innovative Innenraumkonzepte realisieren.

Neue Materialien ermöglichen neue Konzepte: Das Material von Seitenverkleidung und Armaturenträger im BMW i3 besteht aus der Malvenpflanze Kenaf. (Bildnachweis: BMW Group)

Neue Materialien im Cockpit: Glas

Transparente, leitende Beschichtungen kennt man aus verschiedenen Anwendungen, vom Touchscreen der Smartphones bis hin zur Solarzelle. Ausgehend davon hat das Start-up Unternehmen Pro-Innovatio aus Ottobrunn ein einzigartiges Beleuchtungskonzept entwickelt, das diese Technologie auch für die Mittelkonsole nutzbar macht. Strom über beschichtetes Glas ermöglicht ungekannte Freiheitsgrade für neue und effektive Beleuchtungslösungen.

Bei diesem System wird Glas auf der Unterseite mit einer leitfähigen, unsichtbaren Beschichtung aus Indium Zinn Oxid versehen. Die Beschichtung wird durch Laserschnitte in elektrisch getrennte Bereiche unterteilt, die über aufgedruckte Silberbahnen auf der Rückseite des Glases an die Stromversorgung angeschlossen werden. Die Trennlinien können extrem fein ausgeführt werden und sind nur unter direkter, intensiver Beleuchtung wahrnehmbar. Entlang dieser Trennlinien können spezielle Bedienelemente variabel positioniert werden.

Den notwendigen Strom erhalten sie dabei über die Beschichtung – unsichtbar und ohne störende Kabel. Die so genannten LightPads besitzen eine besondere Haftfläche. Ebenso können für Mittelkonsolen Schalter und Regler, Indikatoren, Instrumente und Displays „aufgesetzt” werden. Die Integration beim Cockpit aus Glas erfolgt durch klassische Hardware und Verkabelung. Die Projektion und virtuelle Interaktion kann an ergonomische Anforderungen angepasst werden.

Neue Materialien als Designelement

Im Fahrzeuginnenraum ist in den letzten Jahren der Anteil an Naturfaserwerkstoffen wie Flachs, Hanf oder Sisal stetig gestiegen. Schließlich lassen sich durch ihren Einsatz im Vergleich zu petrochemischem Kunststoff-Spritzguss zwischen 20 und 50 Prozent Gewicht im Interieur einsparen und somit die Ökobilanz des Fahrzeugs deutlich verbessern.

In der Vergangenheit waren Bio-Verbundstrukturen für die Insassen nicht sichtbar und wurden beispielsweise durch Folien aus Kunststoff oder Leder kaschiert. Die Naturfaserwerkstoffe als Designelement einzusetzen, das den ökologisch-nachhaltigen Charakter des Fahrzeugs unterstreicht, war noch keine Option. Die grobe Naturfaserstruktur konnte hinsichtlich eines hochwertigen Erscheinungsbilds den Ansprüchen der Premium-Hersteller nicht gerecht werden. Dass Ästhetik bei Innovationen mit dem Nachhaltigkeitsgedanken nicht in Konkurrenz stehen muss, haben der bayerische Autobauer BMW und der Zulieferer DRÄXLMAIER – beide Partner im Cluster Automotive – bewiesen.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Automobils haben sie Naturfasern im Innenraum eines Fahrzeugs sichtbar gemacht – mit der Naturfaser Kenaf. In der BMW i3-Türverkleidung sowie in der Instrumententafelabdeckung wird ein Kenaf-Naturfaservlies mit einer Fasermatte aus dem Kunststoff Polypropylen kombiniert. Zusätzlich wird im Herstellungsprozess eine hauchdünne schwarze PP-Dekorfolie auf die Oberfläche laminiert. Der so gefertigte Naturfaserverbundwerkstoff zeigt die Vorzüge der Materialeigenschaften auch im Crashfall. Die naturfaserverstärkten Kunststoffe splittern nicht und brechen ohne scharfe Kanten.

„Wer technische Funktionen ansprechend für Fahrer und Mitfahrer umsetzen und die perfekte Synergie zwischen Werkstoff und Elektronik im Bauteil realisieren kann, ist für die Zukunft gut aufgestellt.”

Tanja Flügel Projektmanagerin im Cluster Neue Werkstoffe & Automotive

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