Ideenlabor Zukunft Papier

31.07.2018

Deutschland ist einer der wichtigsten Standorte der Papierindustrie der Welt. Damit das so bleibt, sucht die Branche gezielt nach innovativen Produkt- und Geschäftsideen. Das auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums von Bayern Innovativ und dem Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft ausgerichtete „Ideenlabor Zukunft Papier“ sollte ausloten, welche Impulse Kultur- und Kreativschaffende dabei geben können.

Sebastian Thies stellt in dritter Generation Schuhe her. Eigentlich wäre das nicht weiter erwähnenswert, doch sein auf trendige Schuhmode spezialisiertes Unternehmen „nat2footwear“ experimentiert dabei immer wieder mit ungewöhnlichen Materialien, die bisher keine Anwendung in Schuhproduktion fanden. Für seine Modelle mit Metall, Stein und Holz wurde Sebastian Thies deswegen bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem als Kultur- und Kreativpilot der Bundesregierung.

Kultur- und Kreativwirtschaft als wichtiger Partner

Doch was kann ein Kreativunternehmer wie Sebastian Thies für die bayerische Papierindustrie tun? „Jede Menge!“ findet Dr. Andrea Niedzela-Schmutte. „Oft gelangen die klassischen Unternehmen mit betriebswirtschaftlichen Ansätzen an ihre Grenzen. Die Kreativwirtschaft kann Potenziale und Lösungsansätze aufzeigen, die durch klassische Methoden unentdeckt bleiben“, so Dr. Niedzela-Schmutte, die im Bayerischen Wirtschaftsministerium das Referat für Kultur- und Kreativwirtschaft , Design leitet. „Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein wichtiger Partner für die Einführung von Innovationen und die Entwicklung von Problemlösungskompetenzen. Gerade die Herausforderungen der Digitalisierung können durch die Einbeziehung von Kultur- und Kreativschaffenden besser bewältigt werden.“

Ideenlabor.Bayern

Mit dem „Ideenlabor.Bayern“, einer vierteljährlich außerhalb der großen Metropolen in allen bayerischen Regionen stattfindenden Veranstaltungsreihe, will das Bayerische Wirtschaftsministerium die entsprechenden Impulse geben. Bei den Ideenlaboren entwickelt ein interdisziplinärer Teilnehmerkreis Strategien, wie sich aktuelle und künftige Herausforderungen einer Branche lösen lassen. Dabei erarbeiten die Teilnehmer gemeinsam neue Perspektiven, lernen neue Herangehensweisen und Kreativitätstechniken kennen und knüpfen Kontakte zu anderen Ideengebern für mögliche neue Kooperationen.

Ideenlabor „Zukunft Handel“

Nach dem Start mit dem Ideenlabor „Zukunft Handel“ im September 2017 in Aschaffenburg haben bayernkreativ und Bayern Innovativ am 8. November 2017 in enger Kooperation mit den Wirtschaftsförderungen der Städte Neu-Ulm und Ulm, der IHK Schwaben und der IHK Ulm sowie dem regionalen Unternehmerverband Club der Industrie das zweite Ideenlabor des Jahres 2017 mit dem Titel „Zukunft Papier“ organisiert. Gastgeber war der Neu-Ulmer Logistikdienstleister HARDERlogistics – ein Unternehmen, das mit der Papierindustrie eigentlich nur indirekt zu tun hat. Als Gastgeber des Ideenlabors wollte HARDER logistics vor allem einen Impuls geben, damit im länderübergreifenden Wirtschaftsraum Neu-Ulm/Zlm neue Geschäftsideen und –modelle auch einmal ganz unkonventionell erörtert werden.

„Einer unserer Schwerpunkte ist Aktenmanagement. Deswegen sind wir natürlich auch an Ideen rund um das Papier sehr interessiert“, so Geschäftsführer Marcello Danieli. Den Wert der Kultur- und Kreativwirtschaft weiß der Unternehmer persönlich zu schätzen. Gerne erzählt er, dass die erste große Investition bei der Gründung seines Unternehmens bewusst nicht in den Fuhrpark, sondern in die Corporate Identity floss. Das hätte sich langfristig ausgezahlt, denn dank ihres auffälligen Designs haben sich die Fahrzeuge, Kartons und Geräte des Logistikdienstleisters deutlich von der Konkurrenz ab. „Wir finden alles, was mit Kreativität zu tun hat, sehr gut und forcieren das auch“, betont Danieli.

Eine eigens für den Anlass umgestaltete Lagerhalle des Unternehmens gab den anregenden Raum für den Workshop, bei dem Unternehmer und Technologieexperten aus dem Umfeld der Papierindustrie mit Designern, Kommunikationsspezialisten, Spieleentwicklern und Künstlern die Regeln ihrer Branche bewusst brechen sollten.

Google und MacGuyver

Workshop-Moderator Rainer Mayer führte die Teilnehmer geschickt durch das Ideenlabor und setzte immer wieder neue Anreize: „Wie würden die Natur, Google, MacGuyver oder Dagobert Duck an die Aufgabenstellung herangehen?“ lautete die Aufgabenstellung eines kreativen Sprints. Was auf den ersten Blick verwunderte, lieferte erstaunliche Ergebnisse. Nach vier Stunden Brainstorming, Um-die-Ecke-Denken und Austausch zwischen den vier Arbeitsgruppen entstanden beeindruckende Lösungsansätze mit und aus Papier. Vom Projektmanagement für Wachstumsunternehmen über digitale Geschäftsmodelle für Logistikunternehmen, intelligente Verpackungsboxen für die Foodbranche bis zu modularen Wohnraumlösungen. Die Prototypen wurden dabei aus Lego gebaut – ganz kreativ eben!

Papierbranche im Wandel

Deutschland ist der viertgrößte Papierhersteller der Welt. Im europäischen Vergleich belegt die Branche mit einer Papier-, Karton- und Pappe-Jahresproduktion von 22,9 Millionen sogar den ersten Platz. Während der Umsatz der gesamten Branche seit 2007 relativ stabil ist (2007: 15,02 Milliarden Euro, 2017: 14,69 Milliarden Euro), ist die Beschäftigtenzahl rückläufig. Waren 2009 noch 42.030 Personen in der deutschen Zellstoff- und Papierindustrie beschäftigt, waren es 2017 nur noch 40.150. Leicht rückläufig ist auch die Zahl der mit der Herstellung von Papier, Pappe und Waren beschäftigten Unternehmen: Sie ging von 2006 bis 2016 von 657 auf 636 Betriebe zurück. (Quellen statista, vdp)

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