Was kann getan werden, um Roh- und Werkstoffe möglichst lange im Kreislauf zu halten bzw. Wertschöpfungsketten zu schließen?
Peter Steidl: Der Anteil der Roh- und Werkstoffe, die in einem wirtschaftlichen Kreislauf gehalten wer-den, kann mit der „Circular Material Use Rate“ (CMUR) beschrieben werden. Im Jahr 2020 lag dieser Wert für die EU im Durchschnitt bei 12,5%. Dieser Wert kann durch eine längere Produktnutzung und geringerer Verbrauch von fossilen Energiequellen erhöht werden. Auch müssen Abfälle vermehrt als Ressourcen anerkannt werden. Grundsätzlich kann der Kreislauf von Werkstoffen durch Instandhaltung und Wiederverwendung, Umnutzung und Reparatur sowie Recycling verlängert bzw. geschlossen werden. Ein Beispiel hierfür ist die Kaskadennutzung von Wertstoffen bzw. Produkten, wie sie konkret in der Holzindustrie beobachtet werden kann. Zunächst als Vollholz (beispielsweise Bauholz) verwendet, kann der Rohstoff Holz weiter für spanbasierte, faserbasierte und chemische Produkte genutzt werden. So werden Werkstoffe, in ihrem Lebenszyklus mehrfach unterschiedlichen Nutzen zugeführt, bevor Sie aufbereitet und in den Kreislauf als sekundärer Rohstoff zurückgeführt werden. Die Verwertungsqualität nimmt hierbei jedoch immer weiter ab. Zur Schließung von Wertschöpfungsketten können digitale Tools wie künstliche Intelligenz und digitale Marktplätze für sekundäre Wertstoffe als auch lokale Netzwerke und nachhaltige Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft einen Beitrag leisten.
Wie komme ich mit Unternehmen aus anderen Branchen in Kontakt, um die Wiederverwertung meines Produkts über die Kreislaufwirtschaft komplett abzubilden?
Peter Steidl: Unternehmen aller Branchen orientieren sich vermehrt an einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise. Beispielsweise gibt es eine Vielzahl an softwarebasierten Start-ups, welche digitale Marktplätze für sekundäre Materialien oder Lösungen im Bereich nachhaltiger Produkte anbieten. Als Bayern Innovativ kennen wir unser großes Netzwerk an innovativen Unternehmen und bringen es branchenübergreifend durch Veranstaltungen wie beispielsweise „Zirkuläre Werkstoffe – Innovationen für die Zukunft“ zusammen. Auch in unseren Netzwerken wie dem Cluster „Neue Werkstoffe“ werden Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz betrachtet und durch Wissenstransfer und Vernetzung der Partner unterstützt. Unsere Netzwerke und Veranstaltungen bringen Unternehmen zusammen und unterstützen sie dabei, sich innovativ und zukunftsfähig auszurichten.
Gibt es Programme oder Unternehmen, die die Umstellung auf eine Produktion mit zirkulären Werkstoffen fördern oder unterstützen?
Peter Steidl: Der Circular Economy Action Plan der Europäischen Kommission unterstreicht den zunehmenden Druck auf die lineare Wirtschaftsweise. In Deutschland und Bayern werden durch Investitions- und Forschungsprogramme verstärkt nachhaltige bzw. zirkuläre Vorhaben unterstützt. Als Förderlotse bei der Bayern Innovativ kenne ich relevante Förderprogramme und kann gemeinsam mit meinen Kollegen vom Projektträger Bayern Unternehmen dabei unterstützen, Investitionen sowie Forschung- und Entwicklung fördern zu lassen.
Fazit:
Die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Konzept für eine nachhaltige Zukunft. An zirkulären Werkstoffen wird man zukünftig nicht vorbeikommen, denn der Druck aufgrund von begrenzten Ressourcen, steigenden Energiekosten und Lieferschwierigkeiten steigt. Aber auch die Gesetzgebung wird sich nicht nur deutschland-, sondern auch europaweit dahingehend ändern.
Denken Sie schon heute um und setzen Sie auf eine sekundäre Wertschöpfung in Ihrem Unternehmen. Ziehen Sie den Nutzen aus zirkulären Werkstoffen und geben Sie damit neuen, nachhaltigen und wirtschaftlich erfolgreichen Produkten und Geschäftsmodellen die Chance, Ihr Unternehmen für die Zukunft marktfähig aufzustellen.
Wenn Sie Fragen zu unseren Netzwerken, Veranstaltungen oder zu Förderprogrammen haben, dann sprechen Sie uns an. Wir unterstützen Sie gerne!