Digitalisierung der Produktion

Autoren: Dr. Marcus Rauch, Kimberly Parsons-Trommler, Bayern Innovativ GmbH, Dr. Maximilian Irlbeck, Zentrum Digitalisierung.Bayern, Dr. Michael Lecher, FAU Erlangen-Nürnberg

Digitalisierung ist ein allgegenwärtiges Schlagwort und wird oft stellvertretend für die unterschiedlichsten Aspekte genannt – von der Digitalisierung analoger Prozesse über die digitale Transformation bis hin zum digitalen Wandel. Doch es geht um viel mehr als nur die Verwendung von digitalen Technologien in einem industriellen Kontext. Es geht um eine Veränderung des Mindset, die Anpassungsfähigkeit an die enorm schnellen Entwicklungsgeschwindigkeiten und an die sich ändernden Anforderungen, Prozesse, Rollen sowie Strukturen und die Wandlung hin zu datengetriebenen Geschäftsmodellen. Lesen Sie in diesem Fachartikel, warum es wichtig ist, gemeinsam die Potenziale zu erkennen und Einsatzgebiete zu definieren.

Digitalisierung der Produktion Auf dem Cluster-Treff "Digitalisierung in der Produktion - Neue Wege mit der Blockchain" erfahren Sie, wie Sie für Ihr Unternehmen die notwendigen Schritte definieren, damit die „Digitalisierung der Produktion“ gemeinsam gelingen kann. (Bildnachweis: Fotolia@Sashkin)

Digitalisierung als Basis für eine Transformation in der Industrie

Nur eine Übertragung von analogen Vorgängen in die digitale Welt, also beispielsweise die Abbildung eines Bestellprozesses mit Hilfe einer Softwarelösung, um den Prozess effizienter und automatisiert zu gestalten, ist zu kurz gegriffen. Denn die Digitalisierung reicht weiter. Es geht darum, strategische Überlegungen als Ausgangspunkt zu nehmen und sich zu fragen, ob vorhandene Prozesse noch wichtig sind oder mit Hilfe neuer Technologien ganz neu und anders aufgebaut werden können und sollten und welcher Mehrwert gerade in Hinblick auf neue Prozesse und Geschäftsmodelle generiert werden kann.  Die Digitalisierung ist somit Basis und Enabler für eine Transformation in der Industrie und ermöglicht völlig neue Wertschöpfungen.

Dies zeigt sich bei der Analyse der Digitalisierung in der Produktion deutlich. Viele Prozesse in der Produktion sind bereits mit digitaler Technologie ausgestattet und durch die Fortschritte im Bereich der IoT- Technologien können immer mehr Daten direkt im Produktionsprozess erfasst und ausgewertet werden. Somit können optimale Produktionsstrategien entwickelt werden, wobei ein Zugriff auf alle Daten von unterschiedlichsten Punkten aus möglich ist, um den Prozess zu überwachen. Auch die Vernetzung von Prozessen und Maschinen untereinander findet schon statt und schließt vor- und nachgelagerte Prozesse ein. Die ersten Schritte hin zu einer Digitalisierung der Produktion sind gegangen. Darüber hinaus bietet sie ein großes Potenzial, wenn alle am Produktionsprozess Beteiligten – vom Materialhersteller bis zu den Entsorgungsunternehmen – die Potenziale zum Beispiel im Hinblick auf Systemoptimierung und Flexibilisierung, auch unter Nutzung der Cloud, kennen und zusammenarbeiten. Dies kann neuartige plattformbasierte Ökosysteme und somit ganz neuen Partnerschaften und Geschäftsmodellen generieren.

Blockchain ist nicht gleich Blockchain

Als ein Beschleuniger wirkt hierbei die enorme Entwicklungsgeschwindigkeit im technologischen Bereich. Eine Herausforderung ist, immer auf der Höhe der Zeit zu bleiben und die Potenziale einschätzen zu können. Eine solche, sich schnell weiterentwickelnde Technologie, ist die Blockchain-Technologie. Oftmals wird sie mit dem Bitcoin bzw. Kryptowährungen gleichgesetzt und somit als Nischenanwendung betrachtet, der dazu noch ein schlechtes Image anhaftet. Auch fehlt bei der Mehrzahl der Akteure vielfach das Verständnis für die Technologie, was dazu führt, dass sie nicht als potenzieller Wegbereiter für vielfältigste Anwendungsgebiete gesehen werden kann. Doch genau hier bietet die Blockchain ein hohes Potenzial und wird von Firmen wie SAP, Allianz oder auch Bayer und BMW in Entwicklungs- und Erprobungsprojekten, aber auch schon in realen Geschäftsprozessen eingesetzt. Gerade für den Mittelstand in Bayern ist es wichtig, jetzt nicht den Anschluss zu verlieren und sich auf die neuen Standards und Schnittstellen vorzubereiten.

Aber Blockchain ist nicht gleich Blockchain. Die Blockchain-Technologie entwickelt sich von Generation zu Generation und heutige Anwendungen unterscheiden sich oftmals deutlich von früheren, wie zum Beispiel. Bitcoin. Dies führt dazu, dass neue und andere Funktionalitäten vorhanden sind, zum Beispiel im Bereich der Smart Contracts. Bitcoin wurde grundsätzlich als „offene“ Anwendung konzipiert, was bedeutet, dass alle Vorgänge und Transaktionen offen einsehbar sind, aber die Identitäten der Akteure durch Pseudonyme ersetzt wurden, so dass nicht sofort ersichtlich wurde, wer an welcher Transaktion beteiligt ist. Viele neue Blockchain-Ansätze, oft im B2B-Umfeld, sind hingegen geschlossen konzipiert, da hier keine Interaktion oder Transaktion mit anonymisierten Teilnehmern benötigt wird. Dies kann dazu führen, dass Transaktionen schneller und in diesem Kontext einer anderen, für das B2B Umfeld, besser zu handhabender Vertraulichkeit angewandt werden kann.

Neue Geschäftsmodelle dank Blockchain-Technologie

Blockchain Anwendungen werden nicht mehr nur als „Stand Alone“-Anwendung und somit als Ersatz klassischer Anwendungen gesehen. Oftmals werden On-Chain-Informationen, also Informationen, die auf der Blockchain gespeichert sind, als „Security-Layer“ zum Beispiel mit klassischen Datenbank-Anwendungen für das Logging oder Auditing genutzt. Dies bietet die Möglichkeit, Zustände und Historien fälschungssicher und permanent zu dokumentieren. Desweiteren liegen im Kontext der Produktion hohe Potenziale darin, Daten und Informationen vertrauenswürdig und sicher auszutauschen. Dies kann sowohl zu neuen Anwendungen und Prozessen entlang der Wertschöpfungskette und über System- und Unternehmensgrenzen hinweg führen, wie auch im Produktionsprozess zwischen Maschinen untereinander und somit letztlich zu neuen Geschäftsmodellen. Die Blockchain-Technologie bietet somit viele Möglichkeiten und muss immer im Kontext der Anwendung betrachtet werden, um ihr volles Potenzial auch entfalten zu können.

Synergien in der Zusammenarbeit nutzen

Auch wenn in den Medien und in den Fachzeitschriften über Digitalisierung und Blockchain oftmals nur sehr oberflächlich berichtet wird, wird doch deutlich, dass es sich bei der Digitalisierung und den dahinterstehenden Technologien, wie der Blockchain, um ein sehr komplexes und sich schnell weiter entwickelndes, disruptives Feld handelt. In einem solchen dynamischen Umfeld können die Potenziale, Einsatzgebiete und Chancen eigentlich nur erkannt und ergriffen werden, wenn man gemeinsam und kooperativ zusammenarbeitet. Hier können Netzwerke und Cluster eine sehr wichtige Rolle spielen, da sie die Plattformen für einen solchen Austausch bereitstellen, die richtigen Experten und Ansprechpartner kennen und als sich als Intermediär und Moderator in diesem Prozess verstehen. Aber auch die Netzwerke müssen in einem so dynamischen Feld zusammenarbeiten. Denn hier gilt genauso, einer allein kann nicht alle Kompetenzen bei sich vereinigen. Es ist wichtig, Synergien zu erkennen, um die Potentiale, die in der Digitalisierung stecken, zu heben und den Netzwerkakteuren gemeinsam zu helfen.

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Kimberley Parsons Trommler

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