Was steckt hinter dem Kürzel UUX?
Prof. Michael Burmester: UUX hat sich als Abkürzung für die beiden Begriffe Usability und User Experience durchgesetzt. Usability heißt übersetzt „Gebrauchstauglichkeit” oder einfach „Benutzungsfreundlichkeit” und legt den Fokus auf die Interaktion, also das, was der Nutzer eines Produkts machen möchte und der physischen und sozialen Umgebung, in der dies stattfindet. Eine gute Usability ist dann gewährleistet, wenn die Nutzung intuitiv ist. Das Produkt tritt in den Hintergrund und die Erreichung der persönlichen Ziele in den Vordergrund. Die User Experience – also das „Benutzererlebnis” – reicht über die Interaktion hinaus. Hierbei geht es vor allem um die subjektiven Eindrücke des Nutzers, also um alles, was er im Kontext mit dem Produkt erlebt. Geprägt wird das Benutzererlebnis von Gefühlen. Will man die User Experience positiv gestalten, muss man sich mit den psychologischen Bedürfnissen der Nutzer beschäftigen. Erst wenn diese bei der Produktnutzung weitgehend erfüllt werden, können positive Erlebnisse entstehen. Dabei sind psychologische Bedürfnisse nicht Bedarfe oder Anforderungen, sondern Aspekte wie Verbundenheit oder das Gefühl, dass wir durch das, was wir tun, vorankommen und wirksam sind.
Warum tun wir uns so schwer mit UUX?
Prof. Michael Burmester: In vielen Köpfen sind diese Zusammenhänge leider noch nicht präsent oder es fehlt der Schritt zur konsequenten Umsetzung. Gründe in mittelständischen Unternehmen sind zum Beispiel knappe Ressourcen – intern und beim Kunden – sowie eine geringe Akzeptanz dieser Faktoren in den meist eher technisch orientierten Entwicklungsteams. Auch müssen Entscheidungsträger involviert und überzeugt werden und das richtige Mindset umfassend etabliert werden.
Weshalb ist UUX für Unternehmen so wichtig?
Prof. Michael Burmester: Das Know-how über Usability und User Experience ist für Unternehmen heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Gerade in der Digitalisierung nehmen intuitiv und menschenzentrierte Produkte und Werkzeuge eine besondere Rolle ein. Egal, ob es sich beim Nutzer um einen Kunden oder den eigenen Mitarbeiter handelt – digitale Produkte und Dienstleistungen, die mit UUX-Methoden gestaltet wurden, führen zu einer höheren Produktivität, Freude an der Nutzung und mehr Kundenzufriedenheit. Je besser die UUX, desto schneller erfolgt die digitale Transformation.
Sie haben den sogenannten „UUX-TransferSpace” entwickelt
– was hat es damit auf sich?
Prof. Michael Burmester: Für die Entwicklung einer Innovation ist die richtige Vorgehensweise und das entsprechende Mindset von enormer Bedeutung. Das Kompetenzzentrum „Mittelstand 4.0 Usability” des Bundes will kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups sensibilisieren, wie UUX zum Erfolg einzelner oder vernetzter Unternehmen beitragen kann. Der mobile UUX-TransferSpace bietet die Möglichkeit, UUX einfach auszuprobieren und erlebbar zu machen. Der TransferSpace enthält dazu Informationen rund um UUX und viele nützliche Materialien. Das PopUpToolkit ist ein Kreativitätsraum zum Mitnehmen. Damit kann man an jedem beliebigen Ort kreativ Ideen sammeln und weiterentwickeln. Es enthält zum Beispiel Mini-Whiteboards für Brainstormings und diverse Kreativmaterialien. Mit Papierfächern, Methodenbeschreibungen und Spielkarten können psychologische Bedürfnisse der Anwender oder soziale Interaktion der Nutzer erkannt werden und in das Produkt- oder Service-Design einfließen.
Unterstützen Sie Unternehmen auch konkret dabei, UUX umzusetzen?
Prof. Michael Burmester: Ja natürlich. Im ersten Schritt sollte sich das Unternehmen mit UUX auseinandersetzen. Das Kompetenzzentrum bietet dafür viele Möglichkeiten. Unsere Website stellt große Mengen von Informationen zur Verfügung und wir haben in ganz Deutschland sehr viele Veranstaltungen. Man kann sich sogar über virtuelle Stammtische informieren. Firmen können aber auch direkt mit uns in Kontakt treten und ihre Herausforderungen besprechen. Unternehmen, die einmal etwas ausprobieren möchten, bieten wir sogenannte Pilotprojekte an, bei denen wir in einem gewissen Umfang unterstützend begleiten. Da wir durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert werden, sind alle Leistungen kostenlos. UUX ist ein ganz zentraler Erfolgsfaktor der digitalen Transformation. Daher rufen wir Unternehmen dazu auf, in ersten Schritten UUX im eigenen Unternehmen auszuprobieren. Das ist wie das Betreten eines spannenden Neulands. Wir nennen es die Mission UUX.
Vielen Dank für das Interview!