Krebsdiagnostik in Echtzeit

30.07.2018

Im Laufe ihres Lebens erkranken mehr als zwei von fünf Frauen (43%) und etwa jeder zweite Mann (51%) in Deutschland an Krebs, Tendenz steigend. Die zentrale Herausforderung für Mediziner ist die Individualität der Erkrankung. Therapien müssen daher individuell auf den Patienten zugeschnitten werden.

Krebstherapie Krebsdiagnostik in Echtzeit. (Bildnachweis: Fotolia@Hoda Bogdan)

Den ersten Schritt in der Krebsbehandlung stellt in den meisten Fällen die operative Entfernung des Primärtumors dar. Im Anschluss findet häufig eine medikamentöse Therapie, zum Beispiel in Form einer Chemotherapie und/oder einer Hormonbehandlung, statt. Eine zeitnahe Überprüfung der Therapie ist aber oftmals nicht möglich.

Ein Verfahren der in Bayreuth ansässigen simfo GmbH, kann bereits während der Therapie Auskunft über den Erfolg geben. Die hochsensitive Methode bringt Krebszellen mittels fluoreszierender Antikörper zum Leuchten, wodurch diese seltenen Zellen bereits in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden. Das Verfahren erlaubt, weitere zur Behandlung in Frage kommende Präparate zu testen und ermöglicht somit eine auf den Patienten zugeschnittene Behandlung. Des Weiteren erlaubt das Verfahren eine molekulare Charakterisierung der Tumorzellen, um die spätere Therapie anzupassen.

Krebstherapie: Langzeitüberwachung ist wichtig

Nach einer Therapie ist es wichtig, zu beobachten, ob der Krebs wiederkehrt. Im Vordergrund stehen die individuelle Optimierung der Therapie und die Langzeitüberwachung, um bei einem Rezidiv rechtzeitig eingreifen zu können.

Das von simfo entwickelte Verfahren „maintrac“ kann vom Tumor in den Blutkreislauf abgegebene Tumorzellen, die für die Bildung von Metastasen verantwortlich sind, identifizieren und charakterisieren. „Mithilfe einer Blutprobe von 15 Milliliter Blut und einer mikroskopischen Auswertung können wir beispielsweise beantworten, inwiefern eine Fortführung der Hormontherapie bei Brustkrebs sinnvoll ist“, so Dr. Stefan Schuster, der die Entwicklung des Verfahrens gemeinsam mit Prof. Dr. Katharina Pachmann vorangetrieben hat.

maintrac erkennt eine vermehrte Tumoraktivität durch einen Anstieg der zirkulierenden Tumorzellen. Im Verlauf der Therapie werden die Zellzahlen wiederholt bestimmt – optimalerweise alle drei bis sechs Monate.

Eine Bestimmung ist auch nach Abschluss der Behandlung ratsam, da „maintrac“ ein erneutes Krebswachstum schneller erkennt als andere Methoden. Bislang konnte die klinische Relevanz der Diagnostik in 13 Studien mit über 650 Patienten bestätigt werden. Der Test wird zentral in Bayreuth durchgeführt. Mittlerweile werden Blutproben aus aller Welt – Europa, Asien, Australien und Nordamerika – nach Oberfranken gesendet.

Bayern Innovativ und Forum MedTech Pharma als wichtige Unterstützer

Bayern Innovativ als Partner im Enterprise Europe Network bei der Identifikation der Fördermittel geholfen, Hilfestellung bei der Antragstellung gegeben und die Umsetzung begleitet. Bereits 2014 wurden Kooperationen mit der Universität Bayreuth ein ZIM-Projekt im Bereich Tumorstammzellen gestartet. 2015 hat die simfo GmbH ein SME-Pahse1-Projekt beim EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 erfolgreich eingereicht und 2016 zusammen mit competence4innovation die Möglichkeiten im Rahmen der „Modellregion Oberfranken“ genutzt:

„Dank der hervorragenden Unterstützung durch Bayern Innovativ und das Forum MedTech Pharma konnte die simfo GmbH verschiedene Projekte realisieren und wertvolle Kontakte knüpfen. Bayern Innovativ hat kompetente Partner, die uns auch bei zukünftigen Projekten zur Seite stehen“, blickt Schuster optimistisch in die Zukunft.

Ihr Kontakt

Dr. Jörg Traub