Quelle: Energie & Management Powernews, 29. April 2022
Eine Arbeitsgruppe des Akademieprojekts „Esys“ empfiehlt für die erneuerbaren Energien den Übergang in ein marktwirtschaftliches System. Leitinstrument ist ein CO2-Preis.
Fachleute des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys) – einer gemeinsamen Initiative von Acatech, Leopoldina und Akademienunion – plädieren in einem Impulspapier „Strommarktdesign 2030: Die Förderung der erneuerbaren Energien wirksam und effizient gestalten“ für einen schrittweise erfolgenden Übergang in ein marktwirtschaftliches System. In der Übergangszeit sollten nach Auffassung der Akademien der Wissenschaften über Auktionen Prämien vergeben und ausgezahlt werden.
Die Esys-Fachleute sehen zwei wesentliche Anforderungen an ein neues Marktdesign: Um die hochgesteckten Klimaziele erreichen zu können, muss der Ausbau erneuerbarer Energien wirksam unterstützt werden. Damit geht jedoch auch ein hoher Finanzierungsbedarf einher.
„Die Akzeptanz der Energiewende darf nicht durch zu hohe Kosten für die Gesellschaft gefährdet werden. Ein langfristiger Umstieg auf ein kosteneffizientes Fördermodell für Erneuerbare-Energien-Anlagen könnte hohe Ausbaumengen erzielen, ohne gleichzeitig die gesamtgesellschaftlichen Kosten für die Energiewende in die Höhe zu treiben“, sagt Jürgen Kühling, Co-Leiter der Arbeitsgruppe und Lehrstuhlinhaber an der Universität Regensburg. Ein starker CO2-Preis sei demnach das beste Modell, um dies zu erreichen. Er ermögliche einen unverzerrten Wettbewerb aller Technologien am Markt zu den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten.
Bereits von 2030 an sollte aus Sicht der Arbeitsgruppe ein CO2-Preis als indirektes Förderinstrument das aktuelle Fördermodell ablösen. Ob in Ausnahmefällen, zum Beispiel für bestimmte Anlagentypen, noch zusätzliche Förderung notwendig ist, müsse geprüft werden. Damit der CO2-Preis volle Lenkungswirkung entfaltet, sei sicherzustellen, dass er ausreichend hoch ist und bis 2030 stetig ansteigt.
Den Übergang bewusst gestalten
Einig sind sich die Fachleute, dass der Weg aus dem Fördersystem heraus und hinein in einen marktdienlichen Ausbau und Betrieb der Erneuerbaren einen gut geplanten und fließenden Übergang braucht. „Für den Übergang brauchen wir zwei Komponenten:
- erstens einen regelmäßig ansteigenden und vorhersehbaren Preiskorridor im CO2-Preis. Dieser muss von der Politik eingehalten werden, um eine Planbarkeit für die Unternehmen zu schaffen“, sagt Justus Haucap, Co-Leiter der Arbeitsgruppe und Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE).
- „Zweitens sollten Prämien, die zur Förderung der Erneuerbaren gezahlt werden, ausgeschrieben werden, um einen Wettbewerb zu garantieren“, so Haucap. Sobald die Prämien dauerhaft auf null sinken, ist der Übergang zu einer alleinigen CO2-Bepreisung und einer Marktintegration der erneuerbaren Energien erreicht. Fixe Marktprämien bewertet die Arbeitsgruppe als am besten geeignet, doch auch einseitige Marktprämien seien in der richtigen Ausgestaltung denkbar. Von „Contracts for Difference“ (CfD) sei jedoch aus Sicht der Arbeitsgruppe abzuraten, da sie den Übergang in ein marktwirtschaftliches System erschweren würden.
Autorin: Heidi Roider