Quelle: Bayerisches Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, 25. April 2022
Das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) hat erstmals eine Roadmap zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft im Freistaat veröffentlicht. Darin wird der rasch wachsende Bedarf nach dem klimafreundlichen Energieträger und die notwendige Wasserstoffpipeline-Infrastruktur kalkuliert.
Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger nannte die Wasserstoff-Roadmap bei der Präsentation in Nürnberg einen "hervorragenden Impuls für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft". Der Staatsminister hatte das H2.B vor drei Jahren gegründet, die Bayerische Wasserstoffstrategie 2020 initiiert und sich auch erfolgreich für das nationale Wasserstoff-Anwenderzentrum (WTAZ) in Pfeffenhausen (Niederbayern) eingesetzt.
Die Wasserstoff-Roadmap stellten die H2.B-Vorstände Professor Dr. Veronika Grimm und Professor Dr. Peter Wasserscheid im Deutschen Museum Nürnberg („Zukunftsmuseum“) vor.
Die Kernpunkte:
- Der kumulierte jährliche Bedarf von Wasserstoff und Syntheseprodukten (wie Synfuels) in Bayern könnte von 5 Terrawattstunden (TWh) in 2020 auf etwa 33 bis 75 TWh in 2040 steigen.
- Um den schnell ansteigenden Wasserstoffbedarf decken zu können, wird Bayern bereits mittelfristig auf den Import von Wasserstoff und H2-Derivaten angewiesen sein.
- Wichtig ist ein rascher Anschluss Bayerns an die (inter-)nationale Wasserstoffpipeline-Infrastruktur. Zunächst war dies erst um 2035 geplant. Inzwischen ist ein beschleunigter Anschluss bis 2030 erforderlich.
- Die notwendige Elektrolyseleistung zur Herstellung von Wasserstoff in Bayern ist stark abhängig von der Geschwindigkeit des Anschlusses an die Wasserstoffpipelines. Im Falle einer Anbindung bis 2030 ist eine jährliche Leistung von 0,3 bis 1,7 Gigawatt nötig. Kommt der Anschluss erst 2035, sind nach den Berechnungen drei bis zehn Gigawatt erforderlich.
- Bis 2025 sollen in Bayern mindestens 300 Megawatt Elektrolyseleistung installiert werden, bis 2030 ein Gigawatt. · Bis 2025 sollen 500 Wasserstoffbusse im Öffentlichen Personennahverkehr Bayerns fahren und 500 H2-Lkw.
- Es wird bis 2025 eine weitflächige Etablierung von Wasserstofftankstellen angestrebt.
- Bis 2030 wird ein breiter Einsatz von Wasserstoff zur Prozesswärmebereitstellung in der bayerischen Industrie erwartet.
- Zudem wird bis 2030 mit einem flächendeckenden Einsatz von Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung auf Wasserstoffbasis für die dezentrale Strom- und Wärmeversorgung gerechnet.
- Skalierung des Einsatzes von H2 im Mobilitätssektor bis 2030.
Nach Einschätzung der Experten ist die Transformation der globalen Volkswirtschaften hin zur Klimaneutralität mit großen Chancen für die exportorientierte bayerische Wirtschaft verbunden. Aktuelle Stärken liegen bei Anlagen zur Wasserstofferzeugung, der Herstellung von Armaturen und Verbindungselementen sowie Systemen zur Wasserstofflogistik. Besonders im Bereich der Elektrolysetechnologie und der (chemischen) Wasserstoffspeicherung (LOHC) und -konversion ist Bayern sehr gut aufgestellt. Diese gute Position soll weiter gestärkt und ausgebaut werden.
Professor Dr. Veronika Grimm, Co-Vorständin des H2.B, erklärte: „Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine muss die Unabhängigkeit von russischen Energieträgern sehr zeitnah erreicht werden. Damit wird auch die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland schneller an Bedeutung gewinnen müssen. Die Wasserstoff-Roadmap Bayern zeigt wichtige Meilensteine auf, die eher eine Untergrenze für das notwendige Tempo des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft sind. Besonders entscheidend ist die schnellstmögliche Anbindung Bayerns an eine belastbare Wasserstoffinfrastruktur.“
Die Wasserstoff-Roadmap Bayern "Perspektiven und Handlungsempfehlungen zum Hochlauf der bayerischen Wasserstoffwirtschaft" steht im Internet zum Download bereit.