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Heizen mit Holz - Wie macht man's heute?
Autor: Prof. Dr. Jochen Fricke, Cluster Energietechnik (Stand: April 2018)
Deutschland hat eine Waldfläche von ca. 114 000 km² = 11 400 000 ha, auf der etwa 3.6 Mrd.m³ Holz gespeichert sind, was etwa 320 m³/ha entspricht. Das jährliche Holzwachstum beträgt etwa 11 m³/ha, also insgesamt 120 Mio. m³ oder 80 Mio. t Holz.
Legt man eine solare Einstrahlung von 1000 kWh/(m²∙a) und eine Verbrennungs-Enthalpie pro m³ Hart-Holz von 3 MWh zu Grunde, so berechnet sich ein für Biomasse typisch geringer Umsetzungs-Wirkungsgrad
η = (117 Mio. m³∙3MWh/m³)/(1MWh/m²∙114∙109m²) = 350TWh/114000 TWh ≈ 0.3 %.
Zieht man vom jährlichen Holzertrag Totholz- und Rinden-Mengen (zus. etwa 30 Mio. m³) sowie eine jährliche, für die Nachhaltigkeit nötige Speichermenge von 15 Mio. m³ ab, so verbliebe eine mögliche nachhaltige Einschlagmenge von 75 Mio. m³. Geerntet werden in Deutschland jährlich etwa 56 Mio. t, was einer Enthalpie von 170 TWh (1 Terawattstunde = 1 Mrd. kWh) entspricht. Verbrannt werden pro Jahr ca. 37 Mio.t Festbrennstoffe, und dies in 700 000 Heizkesseln und fast 12 Mio. Einzelraumfeuerungsanlagen. Die hierbei erzeugte Wärme beträgt etwa 110 TWh. Zum Vergleich: Der jährliche Gesamtheizbedarf in Deutschland beträgt etwa 560 TWh. Den größten Beitrag, 300 TWh, liefern hierzu 13 Mio. Gas-Brenner.
Den höchsten Holzzuwachs bringt die Fichte (Abb.1), gefolgt von Buche und Eiche. Allerdings ist in Deutschland die Fichte durch den Klimawandel akut bedroht und soll zu Gunsten eines klima-resistenten Mischwaldes teilweise durch andere Baumarten ersetzt werden. Da der Holzzuwachs bei allen drei genannten Baumarten nach ca. 80 Jahren deutlich nachlässt (Abb.1), ist es im Hinblick auf einen optimalen Ertrag angebracht, nach dieser Zeit (die etwa 3 Menschen-Generationen entspricht) mit dem Holz-Einschlag zu beginnen.
Gerne sei konzediert, dass mehr als 100-jährige Bäume oft von besonderer Ästhetik sind. Und dass ein uralter Wald der Bewahrung der Artenvielfalt dient, ist unbestritten.
Wenn zunehmend Holz zum Verbrennen benötigt wird, ist der Einsatz von sogenannten Schnellumtriebs-Plantagen mit deutlich höheren Zuwachsraten angebracht (Abb.1 gestrichelter Verlauf). Diese lassen sich mit Pappeln und Weiden realisieren. Hier ist die Holzernte bereits nach 5 bis 10 Jahren möglich und Wieder-Aufwuchs erfolgt aus den Stümpfen. Allerdings werden solche Plantagen auf Ackerland errichtet, welches damit der Agrarwirtschaft entzogen wird.
Der Holzumsatz in Deutschland ist mit 240 Mill. m³ wesentlich höher als der Einschlag von 56 Mio.t. Hinzu kommen 130 Mio.t Holz-Import, 44 Mio.t Altpapier und 11 Mio.t Altholz. Andererseits werden ca. 120 Mio.t exportiert und ebenfalls etwa 120 Mio.t im Land vor allem für die Wärmeerzeugung und die Papierherstellung verbraucht.
Damit die im Holz steckende Verbrennungs-Enthalpie effizient genutzt werden kann, muss der Feuchtegehalt möglichst gering sein. Wie in Abb.2 zu sehen ist, sollte der Wassergehalt nicht höher als 10% sein, damit eine Enthalpie von ca. 17 MJ/kg ≈ 4.7 kWh/kg ≈ 3 kWh/m³ erreicht wird. Diese wird erreicht, wenn Holz – vom Regen geschützt - etwa 2 Jahre an der Luft gelagert wird. Dabei wir ein Großteil des im Holz enthaltenen Wassers ausgetrieben, desorbiert. Unsere Luft hat übers Jahr einen mittleren Feuchtegehalt von ca. 50% und dem entspricht gemäß den Adsorption-Isothermen in Abb.2 ein Feuchtegehalt von etwa 10%.
Bei Hackschnitzel-Anwendungen, meist in größeren Heiz- oder Heizkraft-Anlagen, wird der Brennstoff in der Regel durch die Abwärme der Anlage getrocknet. In Pellet-Systemen ist eine Trocknung nicht erforderlich. Die Pellets entstehen ja bei einem Druck von 100 bar und einer Temperatur von 150°C, wobei das Lignin im Holz schmilzt und die Holzspäne miteinander verklebt. Die Fremd-Energie für die Pellet-Herstellung beläuft sich auf ca. 15% des Heizwertes.
Das Verbrennen von Holz gilt als durch-und-durch umweltfreundliche, seit Urzeiten zur Wärmeerzeugung eingesetzte Technik. Allerdings hat auch sie einen „CO2-Footprint“: Für Pflanzung, Pflege, Ernte, Transport, Sägen und Spalten des Holzes sind ca. 15-20 % der Verbrennungs-Enthalpie des Holzes anzusetzen.
Beim Verbrennen von Holz werden auch unverbrannte Kohlenwasserstoffe, CO, NOx und Feinstäube emittiert – in großen Mengen vor allem durch den massenhaften Einsatz von Einzelraum-Feuerungsanlagen. Wer wie ich, der Autor, umgeben von begeisterten Holz-Heizern wohnt, kann im Winter kaum Fenster öffnen.
Laut Umweltbundesamtes stammten 2015 ca. 21 000 t Feinstäube aus Holzfeuerungen. Die Politik hat auf diese Problematik reagiert und Vorschriften für das Heizen mit Holz erlassen (Bundesimmissionschutz-Verordnung, kurz BImSchV): Für Einzelraumfeuerstätten, die vor dem Inkrafttreten der Verordnung am 22. März 2010 in Betrieb gingen, liegen die Grenzwerte bei 4 g CO und 0,15 g Staub pro m³ Luft. Von März 2010 bis Ende 2014 errichtete Öfen dürfen maximal 2 g CO und 0,075 g Staub m³ emittieren. Nach 2015 in Betrieb genommene Anlagen müssen Grenzwerte von 1,25 g CO und 0,04 g Staub pro m³ einhalten. Dabei gelten folgende Termine bei Nicht-Einhaltung der Grenzwerte: Bis 1984 gebaute Kaminöfen mussten bereits Ende 2017 nachgerüstet/ausgetauscht werden. Ende 2020 läuft die Frist für Modelle der Baujahre 1985 bis 1994 aus. Nachrüstungen zur Einhaltung der Grenzwerte sind mit Katalysator-Systemen, in Zukunft wohl auch mit elektrostatischer Abscheidung möglich.
Vor 1950 hergestellte historische Modelle, offene Kamine und Kochherde sind von der BImSch-Verordnung ausgenommen. Auch Kachelöfen als alleinige Heizanlagen müssen nicht stillgelegt werden.
Quellen:
Thünen Working Paper 57 (2016), Dr. Holger Weimar, Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie, Leuschnerstraße 91, 21031 Hamburg (Germany)
http://www.schornsteinfegermeister.de, Homepage Andreas Gärtner
R.H.Ahrens, VDI Nachrichten,24.11.2017,S.18, Ein Katalysator für Kaminöfen
Th.Nussbaumer, A.Lauber, BWK 63(5)63(2011) Feinstaub aus Holzfeuerungen elektrostatisch abscheiden
Bilder:
J.Fricke and W.L.Borst, Essentials of Energy Technology, Wiley-VCH, Weinheim 2013.