Quelle: Energie & Management Powernews, 16. Mai 2022
Der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW und die TH Ulm entwickeln Grundlagen für das Zusammenspiel transnationaler Energieplattformen, um die Netze stabil zu halten.
Die Energiewende hat das Ziel, Europa bis zur Mitte des Jahrhunderts kohlenstoffneutral zu machen. Dafür ist nicht nur ein weiterer Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen erforderlich, sondern auch die Schaffung intelligenter Netze.
Transnet BW und die Technische Hochschule Ulm in Baden-Württemberg untersuchen jetzt die Integration von Marktteilnehmern, die flexible Kapazitäten für Erzeugung, Speicherung und Lastverschiebung anbieten. Dazu werden skalierbare digitale Flexibilitätsplattformen benötigt. Standards für solche Plattformen, die Interoperabilität sowie Spezifikationen der Anforderungen müssen allerdings noch definiert werden. Diesen Fragen widmet sich aktuell das Forschungsprojekt „Digitale Lösungen für die Interoperabilität von Flexibilitätsplattformen (DigIPlat)“. Es erhält bis 2025 Fördergelder aus den beteiligten Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon 2020“.
Das Hauptziel von „DigIPlat“ ist es, Maßnahmen zur Implementierung, Anpassung und zum Wissenstransfer von standardisierten digitalen Lösungen für das Zusammenspiel transnationaler Flexibilitätsmärkte zu identifizieren, wie die Partner mitteilen. Darauf aufbauend soll eine internationale Plattform entwickelt werden, auf der die transnationalen Flexibilitätsmärkte zusammenarbeiten können, um so die Versorgungssicherheit auch international zu erhöhen.
Auch kleine Verbraucher sollen integriert werden
In dem Projekt sollen ein standardisierter Rahmen definiert sowie derzeit existierende Flexibilitätsplattformen mit breiter Stakeholder-Beteiligung und Prototypen technisch evaluiert werden. Den wirtschaftlichen Nutzen will man in einem zu entwickelnden Marktmodell bewerten, das Intraday- und Regelleistungsmärkte sowie Redispatch und ein gemeinsames Netzmodell umfasst.
Die multinationale Forschungskooperation möchte dabei verteilte Energieressourcen (Distributed Energy Resources) für Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber auf skalierbaren digitalen Plattformen flexibel zugänglich machen. Dabei geht es um kleine und mittlere Erzeugungs-, Verbrauchs- oder Speicherkomponenten wie etwa häusliche Batteriespeicher, die mit Photovoltaik-Anlagen gekoppelt werden können, kleine Wasserkraftwerke, Wärmepumpen oder auch die kombinierte Batteriekapazität mehrerer Elektroautos.
Der Austausch des angebotenen Flexibilitätspotenzials zwischen den Plattformen und koordinierte Aktivierungen über mehrere Spannungsebenen oder Marktgebiete hinweg sollen dazu beitragen, die Netzstabilität zu gewährleisten und eine wirtschaftlich effiziente und transparente Zuteilung von Flexibilität zu fördern, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.
Während in der Vergangenheit bereits verschiedene Plattformen von Forschungsinitiativen oder als Vorzeigeprojekte von Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern entwickelt wurden, steht die Festlegung internationaler Standards für Flexibilitätsplattformen und standardisierter Flexibilitätsanforderungen bisher noch aus.
Autor: Günter Drewnitzky