Erstmals Hightech Robotics auf der Intensivstation

Mit revolutionärer Vision und den richtigen Partnern zum Erfolg

In vielen Operationssälen gehören Roboter schon fast zum Alltag und sind dort auch nicht mehr wegzudenken. Ganz anders sieht es auf Intensivstationen aus. Bis 2020 waren Roboter dort Fehlanzeige. Erst mit dem robotischen Assistenzsystem VEMOTION zur Frühmobilisierung von Intensivpatienten zog Hightech Robotics auf die Stationen ein.  Zu verdanken ist es dem visionären Wissenschaftler und Unternehmensgründer Dr. Alexander König, der mit Bayern Innovativ den richtigen Partner zur richtigen Zeit fand.

Frühmobilisierung zur schnelleren Genesung

Als weltweit erstes Unternehmen brachte Reactive Robotics im Jahr 2020 Hightech Robotik auf die Intensivstation. Seitdem unterstützt sein assistives Robotersystem VEMOTION Pflegekräfte und Therapeuten bei der Mobilisierung ihrer Patienten in einer sehr frühen Phase – teils sogar ab dem ersten Tag. Dabei bleibt der Patient während der gesamten Behandlung im Intensivbett. Der Roboter wird direkt an das Bett angedockt und der risikobehaftete Transfer auf ein Therapiegerät entfällt. „So kann selbst eine 50-Kilo-Pflegekraft eine 130-Kilo-Patienten problemlos therapieren – ohne den Patienten oder sich selbst zu gefährden“, erläutert Gründer und CEO Dr. Alexander König seine Innovation. An einem aktuellen Beispiel erklärt er die Vorteile: „Beatmete Corona-Patienten müssen durchschnittlich drei Wochen auf dem Bauch liegen. Werden sie erfolgreich zurückgeholt, haben sie zwar Corona besiegt, sind aber meist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Mit einer Frühmobilisierung durch VEMOTION können wir ihre Situation deutlich verbessern ohne einen erhöhten Bedarf an den bereits überlasteten Pflegekräften.“ Wie deutlich, zeigen die Erhebungen des Unternehmens. Studien mit manueller Frühmobilisierung zeigen einen um durchschnittlich 20 Prozent schnelleren Genesungsverlauf von schwerstkranken Patienten. Ohne die Expertise und Kreativität Alexander Königs und seines engagierten Teams wäre das heute nicht möglich. Aber auch nicht ohne Fördermittel.

Fördermittel – mehr als eine Starthilfe

„Erfolg hat drei Buchstaben – TUN.“ Das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Genau dies tat Alexander König, als ihm die Idee zu VEMOTION beim Lesen eines Fachartikels kam: "Als Ingenieur musst du doch was machen können, damit Frühmobilisierung vielen Patienten zugänglich wird und die Pflegekräfte körperlich durch Technik entlastet werden." Er baute ein Modell aus Legosteinen und entwarf einen Businessplan. Kurze Zeit später kündigte er seinen lukrativen Job in der Automobilindustrie und gründete mit seiner Altersvorsorge ein Start-up. „Meine Eltern haben die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, aber ich glaubte an meine Vision“, erinnert sich der Unternehmer. Gleichzeitig wusste er, ohne weitere Finanzierung würde es nicht funktionieren. Denn der Weg von der Idee zur Innovation kostet Geld – vor allem in der Medizintechnik. 2015 entstand in der heimischen Garage ein Modell aus Holz und der erste Mitarbeiter kam an Bord. Zeitgleich begab sich König auf die mühsame Suche nach finanzieller Unterstützung. Über Bayern Innovativ wurde er fündig.

Die Richtigen für alle Fragen rund um Technologieförderung

Bevor Ideen zu Innovationen werden, entstehen zumeist hohe Kosten. Doch woher die Mittel nehmen, an wen sich wenden? Alexander König ist überzeugt, „für mich war die beste Entscheidung, mich an Bayern Innovativ zu wenden“. Das dort angesiedelte Geschäftsfeld Projektträger Bayern fungiert als Förderlotse und Berater im Dschungel der Technologieförderprogramme des Freistaats Bayern, des Bundes und der EU. Außerdem ist das Team vom bayerischen Wirtschaftsministerium mit der Durchführung zahlreicher Technologieförderprogramme wie beispielsweise dem Innovationsgutschein betraut. Vier dieser Gutscheine beantragte König in den Jahren 2015 bis 2017. Besonders angetan war er von der Expertise des Teams und dem Dialog auf Augenhöhe. „Da waren Menschen, die haben die Bedeutung unseres Vorhabens verstanden“, erinnert er sich. „Sie berieten uns bei der Antragstellung und begleiteten uns bis zum Abschluss der jeweiligen Projekte.“

Dr. Jörg Traub, Leiter Spezialisierungsfeld Gesundheit bei der Bayern Innovativ GmbH und Geschäftsführer Forum MedTech Pharma e.V. erzählt: „Meine damals zuständige Kollegin Sabine Blassmann war von dem Projekt begeistert. Die Verbesserung der Situation von Intensivpatienten war deutlich zu erkennen. Nach ein paar wenigen Rückfragen gaben unsere Experten zügig ihr Go. Alexander König brennt für das Projekt, hat ein tiefes wissenschaftliches Verständnis von Technik und Medizin gleichermaßen und dazu noch eine gute Bodenhaftung.“

Mit den gewährten Fördermitteln finanzierte das zu diesem Zeitpunkt neun Mitarbeitende starke Unternehmen die Hardwareentwicklung des Sensorik-Netzwerks und die Steuerungselektronik eines Demonstrators. Außerdem eine Designstudie und die Entwicklung einer neuartigen Knieorthese für das Therapiegerät. Alles wichtige Voraussetzungen, um potenzielle Finanzierungs- und auch Forschungspartner mit einem überzeugenden Prototyp zu gewinnen. König ist überzeugt, „Du musst in den Köpfen potenzieller Partner die Visionsmaschinerie anschmeißen. Dabei hilft dir, ein guter Storyteller zu sein, aber du brauchst vor allem den perfekten Prototypen.“ Hier waren die Innovationsgutscheine von Bayern Innovativ mehr als eine Starthilfe. Die Fördermittel halfen dem Unternehmen dabei den Prototypen so weit zu entwickeln, dass er im Anschluss die wichtige CE-Zulassung für VEMOTION bekommen konnte. „Erst damit wurden wir interessant für Partnerunternehmen wie Kliniken, Krankenhausausstatter und anderen Firmen aus dem Ökosystem der Intensivstationen. Und erst dann durften wir mit Patienten arbeiten.“ 

Gefunden bei Bayern Innovativ: die perfekten Partner

Technologieförderprogramme sind ein wichtiger Baustein der Bayern Innovativ GmbH, um Innovationen in Bayern voranzutreiben. Ebenso relevant und eine große Stärke des Unternehmens ist das Vernetzen von Menschen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik im interdisziplinären Thinknet Bayern. Hier finden sich Partner, die Wissen austauschen oder gemeinsam Projekte vorantreiben.

So auch Alexander König.  2018 lernte er Dr. Doris Maier, Chefärztin, Fachärztin für Orthopädie und Physikalische Therapie Zentrum für Rückenmarkverletzte mit Neuro-Urologie BG Unfallklinik Murnau bei Bayern Innovativ kennen. Beide waren Mitglieder des Expertenkreises „Robotik in der Rehabilitation“ des Forum Medtech Pharma e.V., Europas führender Verein in der Gesundheitsbranche, der im Innovationsökosystem der Bayern Innovativ beheimatet ist. Das Zusammentreffen war die Initialzündung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. „Die BGU Murnau ist eine führende Klinik auf dem Gebiet der Rehabilitationstherapie. Dass sie als eine der ersten Kliniken VEMOTION in seine Mobilisationstherapie schwer betroffener Patienten integriert hat, war für uns ein Riesenerfolg“, beschreibt König.

Heute ist König mit seinem Unternehmen fester Bestandteil des Gesundheits-Netzwerkes bei Bayern Innovativ und des Forum Medtech Pharma e.V.. Er und sein Team nehmen regelmäßig an Veranstaltungen teil und nutzen Ausstellungsflächen auf den Bayerischen Gemeinschaftsständen. Alexander König schätzt die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und lässt andere von seinen Erfahrungen profitieren. Aber auch in seinem Unternehmen wird weiter geforscht und entwickelt. Sowohl in Richtung personalisierter Therapie als auch an Geräten für die Heimpflege oder sogar für das eigene Zuhause. Dass das junge Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München und der Schön Klinik Bad Aibling den begehrten euRobotics Tech Transfer Award 2021 für die Entwicklung der Assist-as-Needed erhalten hat, spricht für die Innovationskraft von Reactive Robotics und des bayerischen Ecosystems. Ideen hat König jedenfalls noch viele im Köcher und mit Bayern Innovativ auch für die Zukunft den richtigen Partner.