Energiewende aus Sicht eines Stadtwerks

Sind die "Pfeiler der Energiewende" beliebig austauschbar?

Autor: Doktorczyk/Schliemann, Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (Stand November 2014) Nach Meinung verschiedener Politiker scheinen die "Pfeiler der Energiewende" beliebig austauschbar. Blockheizkraftwerke und Energieeinsparung, so beteuerte Remmel (2013 in Ladbergen; "ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft"), seien der Pfeiler der Energiewende, Bioenergie lt. Aigner (2014 STMWi: Pressemitteilung Nr. 133/14), Staatssekretär Päschdag rückt die Gebäudesanierung (2012; Fachtagung der EnergieAgentur.NRW "Gebäudeeffizienz macht Klimaschutz") in den Fokus. Die einzige Aussage, die bisher Bestand hat ist die Sigmar Gabriels, dass es hier anarchisch zugehe (2014 Abstimmung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG im Bundestag).

Die bisher aufgezeigten oder propagierten Richtungen, in die die Energiewende laufen soll, mit dem Herausheben bestimmten Energien, fallen in ein diffuses Chaos, sobald die Randbedingung "Energie soll bezahlbar" sein hinzukommt. Genau dann fällt das bunte Ideenhaus in sich zusammen und es fehlt die Richtung; die Vision einer nachhaltigen Energieversorgung wird erdrückt von rein monetären Bemessungsgrundlagen.

Viel wurde bereits argumentiert darüber, dass es ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen ist, ein Vergleich zwischen billiger Energie und einer nachhaltigen Energie, dass monetär die Folgekosten bisher niemals in den Strompreisen berücksichtigt worden sind. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass das Förderungsgebäude nur eine Krücke ist, die die ineffektiven CO2-Zertifikatekosten in Trinkgeldhöhe zu kaschieren versucht.

Ganz praktisch ergibt sich daraus für Stadtwerke, für die Energieversorger und Partner von Städten und Kommunen, ein grundlegendes Problem: Von unterschiedlichsten Parteien in den Fokus der Energiewende gerückt - als ein verlässlicher, starker Partner der Energiewende, stellen wir uns die Frage: welcher Energiewende? Wie sieht diese aus, was können wir unseren kommunalen Partnern raten, welche Investition wird in ein paar Jahren oder Monaten nicht im Desaster enden?

Aus den derzeitigen Gegebenheiten ergibt sich für Netzbetreiber eine schwierige Aufgabe die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ohne bisher rechtzeitig strukturelle Maßnahmen umsetzen zu können, da teilweise die notwendigen Genehmigungsvorgänge zu lange dauern, und teilweise weil die wirtschaftliche Darstellbarkeit nicht gegeben ist. Ein Flicken, der im Moment eine zusätzliche Option für Stadtwerke bedeutet, ist die Bereitstellung bzw. die Teilnahme am Regelenergiemarkt.

Die Stadtwerke Würzburg AG nutzen diese Möglichkeit, um einerseits eine weitere Vermarktungsmöglichkeit für den Storm zu haben und anderseits die Netzstabilität in der Region mit zu gewährleisten. Die Bereitstellung von Sekdundärregelleistung (SRL) ist allerdings auch ein sekundärer Prozess. Vertraglichen Lieferverpflichtungen und der Energiebedarf der lokalen Strukturen (durch das KWK-gespeiste Wärmenetz) haben Priorität und bestimmen anhand der technischen Rahmenbedingungen schließlich das, was für die Netzstabilisierung zur Verfügung gestellt werden kann. Folglich ist die zur Verfügung gestellte SRL hochgradig saisonal unterschiedlich und damit eingeschränkt in der flexiblen Einsetzbarkeit.

Eine investive Partizipation ist risikobehaftet. Das Portfolio wird u.a. mit Beteiligungen modifiziert - bei Wind bleibt für Bayern effektiv nur eine Beteiligung an einem Windkraftwerk als gangbare Maßnahme.

Dank des Unbundling ist dies jedoch nicht das Problem des Lieferanten - solange dieser überschaubare Mengen erneuerbarer Energie (oder hauptsächlich Wasserkraft) im Repertoire hat. Das erzeugende Stadtwerk kann sich auf die Optimierung der SRL-Bereitstellung konzentrieren und als Zugpferd auch andere Kleinerzeuger davon profitieren lassen. So ist um das Heizkraftwerk in Würzburg als Koordinator ein Pool von SRL-Erzeugern (BHKWs) geschart, die durch den gemeinsamen Beitrag einerseits die zur Verfügung stehende SRL vergrößern, anderseits eine weitere wirtschaftlichen Einnahmequelle abschöpfen - ein sogenanntes virtuelles Kraftwerk wurde aufgebaut.

An der Grundproblematik wird dies kaum etwas verändern. Aus Netzbetreibersicht ist die erhöhte Anforderung durch die Energiewende und den neuen Technologien in der Anreizregulierung kaum angekommen, so dass sich neue Konzepte kaum lohnen, aus Erzeugersicht wird eine momentan vorhandene Einnahmequelle genutzt um spezifische Gestehungskosten zu senken. Wie lange diese Einnahmequelle existiert, wird immer wieder neu durch da politische Glücksrad entschieden. Die Investitionsfreudigkeit bleibt gedämpft, solange die Abschreibungsperiode größer ist, wie die Legislaturperiode und die Themen keine einheitliche Linie erkennen lassen.

Als Stadtwerk, was kann man einer Kommune als raten? Welcher Weg kann gegangen werden?

Die Antwort darauf wissen die Politiker./?